Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
Felipillo in die Inka-Sprache übertragen. Er sagte, er sei der Bruder des Feldherrn der Spanier, abgesandt, dem Herrn des Landes seine Ankunft in Kaxamalka zu vermelden. Sie kämen weither über das Weltmeer im Auftrage des mächtigsten Herrschers der Erde. Don Francisco Pizarro bäte den Inka, ihm die Ehre eines Besuches zu vergönnen und seine Trappen zu besichtigen. Er habe von seinem jüngsten Siege vernommen, und er sei bereit, auf seiner Seite zu kämpfen.
Der Inka blieb schweigsam. Nichts an ihm zeigte an, daß er den Fremdling verstanden hatte.
Einer der Edelleute ihm zur Seite erwiderte für ihn das eine Wort: »Gut!«
Nichts in der Welt hätte den Spaniern eindringlicher bedeuten können, daß sie unangenehme Eindringlinge waren, als das königliche Schweigen und dies eine kurze herrische Wort des Granden.
Hernando Pizarro unterbrach schließlich die unheimliche Stille. Er bat den Inka, ihm in eigener Person zu sagen, wie er sich zu ihnen stellen wolle. Auch ersuche er ihn untertänigst, ihnen Quartiere in Kaxamalka anzuweisen.
Ein feines Lächeln flog über Atahuallpas bisher unbewegte Züge. Sodann erwiderte er: »Sagt Eurem General meinen und meines Hofes Besuch auf morgen an! Er möge mit seinen Soldaten Quartier in den Gebäuden am großen Platz nehmen, alle ändern Paläste aber frei lassen. Das Übrige werde ich morgen persönlich anordnen.«
Die freie Seite des Hofes gewährte Ausblick in die weite Ebene. Der Hauptmann Soto, dem offenbar ein schwerer Stein von Herzen gefallen war, verspürte das Bedürfnis, dem Inka zu imponieren. Er war der beste Reiter in Pizarros Heer, und er hatte bemerkt, daß der Inka an seinem edlen Pferde, das ungern stillstand und schon längst ungeduldig in die Trense b|ß, Gefallen fand. Da ritt er an, setzte über die Barriere hinweg, die den Hof von den Wiesen trennte, und legte drüben einen großen Zirkel an, auf dem er die volle Schönheit seines Tieres zeigte. Allmählich verstärkte er den Galopp zur wilden Karriere. Unversehens verließ er dann die Bahn und ritt auf Atahuallpa los. Einen Schritt vor ihm parierte er das Pferd, indem er es scharf auf die Hinterhand setzte, und ließ es langsam steigen. Der Schaum sprühte über das Gewand des Inka. Alles wich erschrocken zurück. Nur Atahuallpa blieb unbeweglich wie aus Marmor. Zwei Diener wollten dem fremden Ritter in die Zügel fallen. Da winkte der Fürst leicht ab. Später ging die Kunde, der Inka habe die Voreiligen in der folgenden Nacht als Feiglinge hinrichten lassen.
Jetzt wurden den Spaniern Brot, Wein und Früchte angeboten. Sie dankten und nahmen nur den Tschit- scha-Wein, der ihnen in riesigen goldenen Pokalen von holden Händen gereicht ward. Nun erst kam Leben in die Gruppen. Die spanischen Offiziere dünkten sich wie in einem arabischen Märchen. Beim Wiederabreiten bildeten Hunderte von glänzend bewaffneten Kriegern, die Lanzen bei Fuß, in schweigsamer Haltung, Spalier.
Als die Vier wieder in Kaxamalka waren, fanden sie kaum Worte, all die Herrlichkeit zu schildern, die sie geschaut. Pizarro hörte seines Bruders Erzählung schweigsam an. Das Gerücht von tausend und abertausend Kriegern im Gefolge des Inkas mochte wohl stimmen. Schützten diese Scharen die fabelhaften Schätze dieses Reiches nicht genug? Standen, ini Hinterlande, insbesondere in der fernen Hauptstadt des Landes, nicht noch andre Zehntausende? War der heutige Empfang und der morgige Besuch im Grunde etwas anderes als das spöttische Spiel eines Allgewaltigen mit einem dem sicheren Tode geweihten Häuflein verwegener Narren?
Was war zu erwarten, was zu tun?
Die zahllosen Lagerfeuer, die durch die dunkle Nacht wie unheimliche Schicksalssterne leuchteten, gaben den nachdenklich gewordenen Landsknechten keine ermutigende Antwort. Nur Pizarro, der einzige, der nicht einen Augenblick an seinem Glücke zweifelte, war sich klar. Er entschloß sich zu einer verwegenen Tat. Gelang sie, so war er Herr von Peru; mißlang sie, so war es um ihn und seine Genossen geschehen.
Keinem verriet er seinen Plan. Für die Nacht ordnete er scharfen Wachtdienst an. Den Ortsdienst übernahm Hernando Pizarro.
Am ändern Morgen, Sonnabend den 16. November 1532, kam ein Offizier Atahuallpas mit der Botschaft, der König werde erst am Nachmittag den fremden Befehlshaber aufsuchen.
Die Indianer im Gefolge dieses Gesandten plauderten mit den Indianerinnen, die zum Troß der Spanier gehörten. Sie warnten sie und rieten ihnen zu entfliehen.
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