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Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru

Titel: Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Schurig
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Atahuallpa habe die Absicht, die Fremdlinge anzugreifen und zu vernichten.
    Der Offizier richtete im Namen seines Herrschers aus, Atahuallpa werde mit bewaffneter Macht kommen, weil Pizarros gestrige Gesandtschaft bewaffnet bei ihm erschien sei. Der Statthalter erwiderte, der König möge kommen, wie es ihm beliebe. Er werde ihn als Freund und Bruder empfangen.
    Kaum war der Bote fort, da sah man auch bereits die peruanischen Truppen anrücken. Eine halbe Stande vor der Stadt machten sie Halt and marschierten links und rechts der Straße aufden Wiesen auf. Hinter der Front wurden in langen Linien Zelte aufgeschlagen. Dieser Anmarsch währte bis zum Mittag. Auf der Heeresstraße im Rücken der Peruaner wimmelte es von Truppen und Fahrzeugen.
    Eine Weile später erschien ein zweiter Gesandter mit der Meldung der König könne erst am nächsten Tage erscheinen. Pizarro geriet in Erregung. Seine Truppen hatten in der Nacht nur wenig geschlafen, standen seit Morgengrauen unter Waffen, waren müde, erregt, ungeduldig. Nichts macht Soldaten und Soldatenpferde untüchtiger als Warten in banger Stimmung. Und was bedeutete Atahuallpas Unentschlossenheit?
    Er ließ dem Fürsten sagen, er bäte um Erfüllung seines gestrigen Versprechens. Es sei alles bereit, ihn nach Gebühr zu empfangen. Er erwarte ihn zu seiner heutigen Abendtafel die nicht eher begänne als er da sei.
    Pizarro legte 20 Mann gefechtsbereit in sein Quartier am großen Platze. Die Reiter standen in zwei Trupps abgesessen bei ihren Pferden hinter den Hallen; den einen befehligte der Obrist Hernando Pizarro, den andern der Hauptmann Hernando de Soto. Das übrige Fußvolk lag in drei Abteilungen in den Hauptstraßen, die zum Markte führten, gewissermaßen im Hinterhalt. An sämtlichen Toren der Stadt standen Posten und Patrouillen. Die beiden Geschütze waren auf die Anmarschstraße gerichtet. Der Platz selbst blieb leer.
    Hernando Pizarro revidierte unausgesetzt alle Abteilungen, Wachen und Patrouillen. Alle ermahnte er in kurzer leutseliger Rede, schlagfertig zu bleiben, mutig zu sein, Gott und ihrem Führer zu vertrauen und, sobald der Befehl erteilt sei, mit Kraft und Umsicht das Nötige zu tun. Ein abendländischer Soldat, der seine Sache brav und klug mache, könne es gut mit fünfhundert Wilden aufnehmen.
    Am Nachmittag kam ein dritter Bote. Atahuallpa werde alsbald mit geringem Gefolge ohne Waffen kommen und die Nacht in Kaxamalka verbleiben. Man solle das »Schlangenhaus« am großen Platze für ihn bereit halten. Das war ein steinerner Palast, der ein Schlangenbild an der Stirnmauer trug.
    Unmittelbar darauf sahen die Spanier, daß ein Vortrupp die Stellung der Peruaner verließ und auf die Stadt zukam. Es war eine Schar Indianer in schachbrettartig bunter Tracht, die das Amt hatten, die Straße zu säubern. Es folgten weitere Trupps, in andrer Kleidung, Sänger und Tänzer. Dann kam ein Trupp Soldaten, dann ein Stab von Offizieren, in goldnen und silbernen Panzern und Helmen, ohne Waffen, in ihrer Mitte KönigA tahuallpa auf einer hohen offenen Sänfte, die mit Papageifedern bekleidet und mit Gold- und Silberschmuck behangen war. Dem königlichen Tragsessel folgte der Hofstaat, darunter zwei andre Sänften, auf denen Großwürdenträger saßen, sowie zwei Hängematten mit Standespersonen, alle von zahlreicher Mannschaft getragen. Den Schluß bildete ein starker Trupp Soldaten; die Offiziere wiederum in goldener und silberner Rüstung.
    Sowie der Vortrupp die Plaza betrat, teilte er sich in militärischer Ordnung, um dem König und seinem Gefolge Spalier zu bilden. Der Gesang, der den Spaniern aus der Ferne wie »Gesang der Hölle« geklungen hatte, verstummte. Der Tragsessel des Herrschers gelangte zur Mitte des Platzes und ward dort zur Erde gestellt. Insgesamt standen, wohlgeordnet, jetzt etwa dreitausend Personen da, aber kein einziger Spanier.
    Verwundert fragte Atahuallpa seinen höchsten Begleiter: »Wo sind die Fremdlinge?«
    In diesem Augenblick trat der Padre Vicente de Valverde, der Geistliche im Stabe Pizarros, später Bischof von Kuzko, aus dem Quartier des Statthalters und schritt in heuchlerischer Würde über den Platz auf den König des Landes zu, die Bibel in der einen, das Kruzifix in der andern Hand. Vor Atahuallpa angekommen, begrüßte er ihn mit priesterlicher Geste und begann im Predigerton zu ihm zu sprechen: »Im Namen Gottes des Herrn, im Namen Jesu des Heilands der Welt, im Namen der Christenheit begrüße ich Euch! Seid

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