Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
edler Idealist, der seine hohen und schweren Pflichten als Führer seines Landes über alles andere zu setzen bereit war. Er stammte von derselben Mutter wie Huaskar, gehörte also der Partei Atahuallpas nicht an. Pizarro wußte damals nicht viel von diesem Prinzen, hatte auch keinerlei Verbindung mit ihm. Dagegen befand sich der älteste Sohn des hingerichteten Herrschers in seiner Gewalt, ein etwa siebzehnjähriger junger Mann, der Prinz Topak Huallpa. Diesen ließ der Statthalter krönen. Unter peruanischem Zeremoniell schmückte er ihn eigenhändig mit der roten Troddel, dem Königssymbol, und ließ die Krönung im Lande verkünden, soweit dies den Spaniern möglich war. Die in Kaxamalka befindlichen Indianer erkannten den jungen Fürsten gern an, waren sie doch ausnahmslos Anhänger der Partei Atahuallpas. Inka Topak Huallpa sah sehr bald, daß er in Wahrheit der Sklave des fremden Statthalters war. Er wurde schwermütig und ging ein wie ein edles gefangenes Tier.
Nunmehr galt es, das Reich weiterzuerobern und sich vor allem endlich der Hauptstadt zu bemächtigen. Pizarro durfte aus politischen und militärischen Gründen nicht zögern, und alle Andern waren der nämlichen Meinung – aus Goldgier. Man wußte, daß die Tempel, zumal der von Kuzko, von goldnem Gerät strotzten. Verzögerte sich der Vormarsch noch länger, so brachten die Priester immer mehr kostbare Stücke in Sicherheit.
Wer nicht felddienstfähig war, auch der größere Teil des Beamten- und Schreibervolks, das sich in Kaxamalka eingenistet hatte, ward nach San Miguel zurückgeschickt. Etliche, die genug Beute eingeheimst zu haben vermeinten und kein Verlangen nach neuer Kriegsgefahr verspürten, schlössen sich ihnen an. Man lud das Gold und Silber auf Lamas. In vier Schiffen gelangten diese Vorsichtigen von Nombre de Dios nach Sevilla.
Unter ihnen war Pizarros Sekretär, Francisco de Xeres, ein Sevillaner, der hierüber folgende Angaben gemacht hat:
»Am 5. Dezember 1533 lief das erste dieser Schiffe im Hafen von Sevilla ein. Auf ihm befand sich der Hauptmann Christoval de Mena, der 8000 Pesos Gold und 950 Mark Silber als sein Eigentum mitbrachte, ebenso Juan de Losa, ein Geistlicher aus Sevilla, der 6000 Pesos Gold und 80 Mark Silber besaß. Von den andern Zurückkehrenden waren insgesamt 38946 Pesos Gold an Bord.
»Am 9. Januar 1534 lief die zweite Karavelle namens Santa Maria del Campo in den Strom von Sevilla ein. Mit ihr kam der Hauptmann Hernando Pizarro, des Statthalters und Generalkapitäns Bruder, an. Auf dem Schiffe befanden sich für S. M. den Kaiser 153000 Pesos Gold und 5048 Mark Silber. Außer dem kaiserlichen Anteil trug das Schiff an Privatgut noch 310000 Pesos Gold und 13500 Mark Silber, alles in Barren in große Kisten verpackt. Für S. M. waren ferner an Bord: 38 goldene und 48 silberne Gegenstände, darunter ein Adler aus Silber, dessen Leib zwei Eimer Wasser faßte, und ein Götzenbild aus Gold, groß wie ein vierjähriges Kind.
»Am 3. Juni 1534 liefen die dritte und die vierte Karavelle ein. Francisco Rodriguez führte die eine, Francisco Pabon die andre. An Bord waren an Privatgut: 146518 Pesos Gold und 30511 Mark Silber.
»Die genannten und einige andre Gegenstände nicht mitgerechnet, brachten alle vier Schiffe insgesamt: 708580 Pesos Gold, i Pesos (= i Castellano) gilt gewöhnlich 450 Maravedi; somit hatte die nach Spanien gebrachte Beute einen Wert von 320 Millionen Maravedi. Das gesamte Silber belief sich auf 49008 Mark. Nimmt man auf die Mark acht Unzen und rechnet sie zu 2210 Maravedi, so hatte das Silber den Wert von 108½ Millionen Maravedi.«
XXI
Mit 500 Mann (einschließlich etwa 150 Indianern) brach Francisco Pizarro an einem der ersten Tage des Septembers 1533 auf, mit ihm der junge Inka Topak Huallpa sowie der General Tschalkutschima. Die beiden ließen sich nach peruanischer Art in offenen Prunksänften tragen, umgeben von ihrem zahlreichen Hofstaate.
Der Marsch erfolgte auf der großen peruanischen Heeresstraße, die keine Schwierigkeiten bot, solange sie durch die Ebene oder durch hügeliges Gelände führte. In der Sierra hingegen überwand sie zuweilen starke Steigungen durch breite Treppen, die für Fußgänger, Sänften und beladene Lamas gangbar waren, Reitern, Pferden und Fahrzeugen aber große Mühe verursachten. Auch die Hängebrücken waren für Reiterei und Fuhrwerk unverwendbar. Maultiere, die in der spanischen Heimat unentbehrlich sind, hatte man damals in Peru noch nicht.
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