Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
1534 inszenierte Pizarro die Krönung des Prinzen Manko zum Inka. Die Feier fand auf dem Großen Platze zu Kuzko statt, in Gegenwart des gesamten spanischen Heeres, vieler peruanischer Edelleute und Würdenträger, der aufgestellten Königsmumien und einer zahlreichen Volksmenge. Pater Valverde, jetzt Bischof von Kuzko (in der Folge bestätigt vom Papst Paul III.) las die Messe. Pizarro band dem Fürsten eigenhändig die rote Troddel an die Kopfbinde. Darauf leisteten die höchsten eingeborenen Beamten in der landesüblichen Form den Treueid. Dann las der kaiserliche Notar eine Urkunde vor, in der die Oberhoheit der spanischen Krone anerkannt ward. Unter dem flatternden Banner Kastiliens erfolgte die allgemeine Huldigung. Der junge Inka trank dem Statthalter mit einem goldnen Pokale zu. Pizarro umarmte den neuen Scheinkönig, und Trompetenrufe verkündeten den Schluß des Schauspiels. Am 24. März desselben Jahres veröffentlichte Pizarro, abermals mit feierlichem Gepränge, die neue Verfassung der Stadt Kuzko. Es wurden zwei Alkaden (Richter) und acht Regidores (Räte) ernannt; unter letzteren Juan und Gonzalo Pizarro, die jüngeren Brüder des Eroberers. Gleichzeitig erfolgte die Verteilung von Häusern und Ländereien an die Spanier, die sich zu Ansiedlern der Stadt erklärten. Es wird berichtet, seit diesem Tage habe sich Pizarro nicht mehr »Generalkapitän« wie bisher, sondern »Statthalter« titulieren lassen. Gegen Ende seines Lebens ward er wohl zumeist »Marques« angeredet.
Der neubackene Bischof machte sich alsbald an die Bekehrung der Indianer zum Christentum. Wo es ihm nicht durch Versprechungen und Konzessionen gelang, erreichte er es durch Gewalt. Auch richtete er Schulen für die Kinder der Eingeborenen ein, in denen natürlich der Religionsunterricht die Hauptrolle spielte. Es sei hier vorauserzählt, daß die Indianer ein paar Jahre später dem Dominikaner bei passender Gelegenheit wohlverdientermaßen den Garaus gemacht haben.
Folgerichtig begann Pizarro nunmehr die spanische Herrschaft auf die einzelnen Gaue des Reiches auszudehnen. Zu diesem Zwecke sandte er Expeditionen aus. Zunächst galt es, Kiskiz, den letzten peruanischen General, zu beseitigen. Den Auftrag erfüllte Almagro an der Spitze einer Reiterschar, der sich Inka Manko anschloß. Kiskiz fiel auf der Flucht nach einem ihm unglücklichen Gefechte von der Hand eines Indianers.
XXIII
Wie schon erwähnt, war Hernando Pizarro mit dem kaiserlichen Benteanteil am 9. Januar 1534 im Hafen von Sevilla gelandet. Der Kaiser hielt sich damals in Calatayud auf, wo er die Cortes von Aragonien versammelt hatte. Hernando ward zum Vortrag befohlen. Er erzählte in höfischer ritterlicher Art von den Abenteuern, die sein Bruder Franz und seine kleine Schar bestanden hatten, von der Gründung von San Miguel, vom mühevollen Vormarsch durch die gewaltige Sierra, von der kühnen Gefangennahme des Inka, von der Zahlung des großen Lösegeldes, sowie von der Absicht des weiteren Zuges wider die feindliche Hauptstadt. Von der Hinrichtung des Inka Atahuallpa wußte Hernando noch nichts, da sie ja erst nach seiner Abreise erfolgt war. Er berichtete von dem Goldreichtum und der Fruchtbarkeit des Landes, von seiner merkwürdigen Kultur und seinen Einrichtungen. Als Beweise zeigte er goldenes Gerät, Kunstgegenstände, Stoffe und andres mehr vor.
Der Kaiser belohnte die Taten Pizarros und seiner Offiziere huldvollst. Die Grenzen der Statthalterschaft des Generalkapitäns wurden um 70 Leguas nach Süden ausgedehnt, wodurch sie vom Rio San Juan bis etwa zum 13. südlichen Breitegrad reichte. Die Stadt Kuzko lag im Grenzgebiet, ein Umstand, der sehr bald der Anlaß zu schweren Streitigkeiten zwischen dem Statthalter von Neu-Kastilien (Peru) und dem des südlich angrenzenden Landes Chili (Neu-Toledo) werden sollte. Dieses neue Kolonialgebiet ward auf eine Küstenlänge von 200 Leguas dem diesmal nicht leer ausgehenden Diego de Almagro zugeteilt. Selbstverständlich hatte er sich sein Reich, ganz wie ehedem Francisco Pizarro, erst zu erobern, Almagro hatte nicht versäumt, einen eigenen Geschäftsträger an den spanischen Hof zu entsenden.
Hernando Pizarro ward zum Ritter des San-Jago-Ordens ernannt und erhielt die Genehmigung, eine Flotte auszurüsten und zu befehligen, um neue Verstärkungen nach der Kolonie seines Bruders zu bringen. Die Kunde vom fabelhaften Goldreichtum Perus tat Wunder. In kurzer Zeit hatte er eine vorzüglich ausgerüstete Expedition auf
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