Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
den Beinen. Im Spätherbst des Jahres 1534 liefen seine Karavellen aus und erreichten glücklich den Hafen von Nombre de Dios, wohl gegen Ende des Januars 1535.
XXIV
Je mehr die Kunde vom Goldlande Peru die Welt in Verwunderung und Abenteuerlust versetzte, um so größer ward der Zuzug neuer Beutegieriger. Der durch seine tapfere Teilnahme an den Feldzügen des Cortes in Mexiko berühmte Ritter Pedro de Alvarado war seit 1521 Statthalter des durch ihn eroberten Landes Guatemala. Obgleich er ein schwerreicher und mächtiger Mann war, drängte es ihn immer wieder zu neuen Taten. Kaum hörte er von Pizarros Erfolgen, da übernahm der »Sohn der Sonne« (wie die Mexikaner den schöngestalteten kühnen Mann genannt hatten) auch schon auf eigne Kosten mit 500 bestens ausgerüsteten Kriegsleuten, darunter 250 Reiter, einen Zug, um Quito, der ehemaligen Residenz Atahuallpas, einen Besuch abzustatten. Er sagte sich, daß dort unbedingt noch viel zu holen sei. Durch seine vorzüglichen Verbindungen mit der Heimat und dem Hofe glückte es ihm, die Erlaubnis des Kaisers zu erlangen, mit der einen Bedingung, daß er Pizarros Gebiet unberührt zu lassen habe. Ehe diese Genehmigung in San Salvadore eintraf, hatte er auf eigne Faust zwei Karavellen, geführt von dem uns gleichfalls aus den berühmten Berichten des Ferdinand Cortes berühmten Schiffshauptmann Garcia Holguin, an die peruanische Küste ausgeschickt. Hierdurch gelangte Alvarado zu genaueren Nachrichten über die Ereignisse in Peru, vor allem von dem gewaltigen Lösegelde des gefangenen Inka. Er erfuhr auch, daß in Nikaragua Nachschub für Francisco Pizarro angeworben worden war und marschbereit stand.
Rasch entschlossen segelte der Kondottiere mit den zwei Karavellen nach Nikaragua und nahm diese Truppen samt ihren drei Schiffen, deren Eigentümer er gut bezahlte, in seine eigenen Dienste. Mit diesen fünf Karavellen landete er im März 1534 im Hafen von Puerto Viejo, schiffte seine Mannschaft aus und trat unverzüglich den Vormarsch auf Quito an. Zweifellos wußte er sehr wohl, daß die Provinz Quito zur Statthalterschaft Pizarros gehörte, wenngleich dieser sie vorläufig beiseite gelassen hatte, um sich erst im eigentlichen Peru gründlich festzusetzen. Wie dem auch gewesen sein mag: Alvarado schützte Unwissenheit vor und zog los. Nur passierte ihm am Rio de Diable das Malheur, daß ihm sein angeworbener indianischer Führer bei Nacht und Nebel entwischte. Die Folge war, daß sich die Expedition in den Tälern und Schluchten der Sierra verirrte. Man kam in eine Gegend von Eis und Schnee, aus der man sich nicht wieder herausfand. Gegen Kälte war das an das warme Klima von Guatemala gewöhnte kleine Heer nicht ausgerüstet. Viele, zumal von den Berittenen und ganz besonders von den unabgehärteten Indianern, deren man an die 3000 mit hatte, kamen um. Dazu trat Mangel an Nahrungsmitteln sein. Man verzehrte die erfrorenen Pferde. Man hatte Frauen mit, die bald nicht mehr fortkonnten. Um das Unglück vollzumachen, begann der zwölf Leguas von Quito entfernt liegende Vulkan Kotopaxi Asche zu regnen.
Gleichwohl setzte Alvarado den Marsch fort, überwand die Schneepässe und erreichte das Tafelland in der Gegend von Riobamba mit etwa 360 Spaniern und nur noch 1000 Indianern. An Pferden waren keine 50 mehr gebrauchsfähig.
Es muß hier nachgeholt werden, daß Pizarro beim Abmarsch von Kaxamalka zum Befehlshaber von San Miguel, seinem einzigen Stützpunkt im Rücken, einen seiner zuverlässigsten Offiziere, den Ritter Sebastian Benalcazar, ernannt hatte. Das war im Herbst des Jahres 1533. Dieser Benalcazar langweilte sich nicht lange beim Kartoffelbau in der friedsamen Ansiedlung, sondern kam ganz wie Pedro de Alvarado auf den Gedanken, sich Quito näher zu besehen. Mit 140 Mann, darunter 60 Reiter, und einer gutausgesuchten indianischen Hilfstruppe machte er sich im Februar 1534 auf den Marsch nach der Hochebene von Quito. Er hatte den gangbarsten Weg vorher erkunden lassen, sodaß er mehr Glück hatte als sein Nebenbuhler aus Guatemala, von dessen Zug er natürlich keine Ahnung hatte.
In der Gegend von Riobamba stieß er auf die ihm entgegengeschickten Truppen des peruanischen Generals Ruminjahuai, der sich, wie erwähnt, nach dem Tode des Inka Atahuallpa eigenmächtig zum Herrn des Landes Quito gemacht hatte. Es kam zu mehreren Gefechten zwischen ihm und den Spaniern aus San Miguel. Benalcazar siegte und pflanzte die Fahne Kastiliens auf die Zinnen der alten
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