Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
man dort weder eine Spur vom Ritter Orellano noch vom Beginn eines Kulturlandes vorfand, gab Pizarro das weitere Vordringen auf.
Während man noch rastete, stellte sich, verlumpt und halbverhungert, einer der Fünfzig ein, ein Landsknecht namens Sanchez de Vargas, der sich an der Weiterfahrt nicht beteiligt hatte, angeblich weil er sich darüber beunruhigte, daß man Pizarro und seine Gefährten im Stiche ließ. Die gefühlvollen Bedenken dieses weißen Raben im Jahrhundert Machiavells hatten ihr Gutes: Pizarro wußte nun bestimmt, woran er war. Es blieb ihm und seinen Leuten kaum etwas andres übrig als den langen beschwerlichen Rückweg anzutreten. Man war 400 Leguas (2300 km) von Quito entfernt. Ein Jahr war vergangen, daß man von dort weggegangen war. Somit stand man vor einem Heimmarsche, der mindestens abermals ein Jahr währen mußte. So gräßlich der Gedanke war: in der Beratung, die Gonzalo Pizarro mit den Tüchtigsten seiner Gefährten abhielt, fand man keinen anderen Ausweg.
Mit dem Mute der Verzweiflung machte sich die zusammengeschmolzene Schar auf den Weg. Ende Juni 1542 (nach fünfzehn Monaten Marsch) erreichte man die Hochebene von Quito. Achtzig Spanier und 1200 Indianer waren es noch, die gebrochen und entstellt einzogen, in Tierhäute gekleidet, mit verrosteten Waffen, ohne Pferde und ohne Beute. Aber sie hatten den Ruhm, eine Entdeckungsfahrt hinter sich zu haben, die in der Geschichte Amerikas kaum ihresgleichen hat.
XXXIII
Nach Almagros Beseitigung beging Francisco Pizarro den großen Fehler, nicht alles zu tun und zu versuchen, sich mit der Partei des Marschalls zu versöhnen. Dank seiner Diplomatie galt nicht er, sondern Hernando Pizarro als der Mörder Almagros. Allgemein glaubte man an eine unmittelbare Rachetat Hernandos.
Der Marques zerstreute die Chilianer, die dadurch nur um so treuer zusammenhielten. Er stieß ihre Führer vor den Kopf; reizte und beleidigte sie, indem er ihnen seine Verachtung und Furchtlosigkeit bei jeder Gelegenheit durchblicken ließ. Dadurch machte er sich erbitterte Feinde.
In sonderbarem Gegensatz dazu behielt er den nun etwa zwanzigjährigen jungen Almagro nach wie vor in Lima. Allmählich sammelten sich, ungehindert vom Statthalter, eine reichliche Anzahl seiner Freunde und Anhänger in der Stadt. Der junge Mann brannte darauf, die Statthalterschaft von Neu-Toledo anzutreten, die ihm der Vater in seinem Letzten Willen anvertraut hatte. In stiller Hoffnung glaubte er fest daran, daß es seinem väterlichem Freunde Alvarado inzwischen gelungen sei, seine Bestätigung beim Kaiser durchzusetzen.
Er wie seine Anhänger waren arm und ohne Hilfsmittel. Es wird berichtet, zwölf Ritter, die in ein und demselben Hause zu Lima wohnten, hätten nur einen einzigen Mantel besessen, den sie – zu stolz, ihre Armut öffentlich zu verraten – der Reihe nach beim Ausgange trugen.
»Die armen Teufel!« pflegte Pizarro zu sagen, wenn ihn jemand vor den Chilianern zu warnen wagte. Es fiel ihm nicht ein, selbst weite Ritte in die Umgegend anders als allein zu machen. In der Stadt ging er selten mit Begleitern. Er fühlte sich frei und sicher.
Um diese Zeit traf die Nachricht ein, daß die Kaiserliche Regierung einen Richter nach Perú entsendet habe (Vaca de Castro), der sich über die Wirren in der Kolonie unterrichten solle. Pizarro war über die ihm drohende Beaufsichtigung wenig erbaut, aber es lag nicht in seiner Natur, sich Sorgen zu machen. Er war sich gewiß, daß er mit dem ihm aufgehalsten Tintenmanne schon fertig werden würde. In dieser Zuversicht gab er den Befehl, ihn bei seiner Ankunft mit den ihm gebührenden Ehren zu empfangen und ihm jedwede Bequemlichkeit im Quartier und auf seinen Reisen zu bereiten.
Almagros Anhänger setzten große Hoffnungen auf den hohen kaiserlichen Beamten. In der Annahme, daß er in San Miguel landen oder anlegen werde, wählten sie sofort zwei Gesandte, die ihn in Trauertracht begrüßen und ihm ihre Klagen vortragen sollten. Aber der treffliche Lizentiat erschien nicht. Es vergingen Monate, bis schließlich die Kunde einlief, seine Karavelle sei irgendwo im Norden an der Küste gescheitert und niemand wisse das Schicksal der Seeleute und Fahrgäste.
Das war ein harter Schlag für die Chilianer, und der junge Almagro schrieb damals einem Vertrauten, sein und seiner Freunde Elend sei zu groß geworden, um es länger ertragen zu können. Und in einem späteren Schreiben vom 15. Juli 1541 an die Audiencia von Panama sagt er,
Weitere Kostenlose Bücher