Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
seine Leiden damals seien hinreichend gewesen, um den Verstand zu verlieren.
Die Feindseligkeit der Chilianer begann sich immer dreister zu zeigen. Man grüßte den Statthalter beim Begegnen auf der Straße schlecht, mitunter gar nicht; und einmal fand man frühmorgens am Galgen vor dem Tore von Lima drei Stricke, an den drei Zettel hingen mit den Namen: Pizarro, Velasquez (das war der Richter), Picado (der Geheimschreiber). Letzterer war besonders verhaßt, da alles durch seine Hände ging, weil der Marques bekanntlich schreibunkundig war. Picado war infolgedessen ein ebenso mächtiger wie hochmütiger Mann, dem man wohl nicht mit Unrecht vorwarf, er beeinflusse den Statthalter zuweilen nicht im Sinne des Gemeinwohls.
Im Juni 1541 beschlossen die Anhänger Almagros, zur entscheidenden Tat zu schreiten: Francisco Pizarro zu ermorden. Es sollte am Sonntag den 26. Juni 1541 geschehen. Von den Verschwörern, deren Seele der heißblütige junge Diego de Almagro war, sollten zwanzig auf dem Großen Platze im Hause Almagros zusammenkommen und den Statthalter, der Sonntags die Messe besuchte, beim Heraustreten aus der Stiftskirche überfallen. Zu gleicher Zeit sollte an einem bestimmten Fenster eines Hauses an der Plaza eine weiße Fahne herausgesteckt werden, als Zeichen für die übrigen Eingeweihten.
Die Chronisten leugnen zum Teil, daß Diego de Almagro um diesen Plan gewußt habe. Gleichwohl ist es im höchsten Grade wahrscheinlich. Sein Hauptberater war ein Ritter namens Juan de Rada, der von der Pike an gedient und dem Marschall Almagro seine Laufbahn zu verdanken hatte. Es war sein leidenschaftlicher Wunsch, den Sohn seines verehrten Generals zum Herrn von Peru zu erheben.
Es hat selten in der Weltgeschichte eine Verschwörung gegeben, die nicht auch ihren Verräter gehabt hätte. Auch hier fühlte sich einer der Geheimbündler veranlaßt, seinem Beichtvater das Geheimnis anzuvertrauen. Selbiger eilte schleunigst zu Picado, und so erfuhr Pizarro die dunkle Geschichte.
Der Marques lachte aber und meinte: »Das Pfäfflein hat Sehnsucht nach dem Bischofshute!«
Sodann ließ er sich Velasquez, den Richter von Lima, holen und bat ihn, nach eignem Gutdünken das Nötige zu veranlassen. Velasquez teilte die Unbekümmertheit seines Herrn und Meisters und versicherte ihm, es werde ihm kein Ungemach geschehen. Statt die Rädelsführer ohne Verzug in sicheren Gewahrsam zu bringen, begnügte er sich mit der Absicht, die Verdächtigen im Auge zu behalten.
Als der Sonntag herangekommen war, unterließ Francisco Pizarro den gewohnten Besuch der Frühmesse, indem er seiner Dienerschaft sagte, er fühle sich nicht wohl. Inzwischen hatten sich Rada und seine Genossen in der Halle von Almagros Haus versammelt und warteten auf den Kirchgang des Statthalters. Als der aufgestellte Beobachter meldete, Pizarro sei nicht zur Messe gegangen und angeblich krank in seinem Quartier, gerieten die Verschwörer in Aufregung und Bestürzung. Sie argwöhnten, ihr Vorhaben wäre entdeckt.
Man beriet. Die einen meinten, da ihr Leben verwirkt sei, müsse man rasch noch alles wagen. Andre schlugen vor, auseinanderzugehen und sich harmlos zu benehmen. Angesichts dieses Schwankens riß der Ritter de Rada die Haustüre auf und stürzte nach der Statthalterei mit den Worten: »Mir nach! Sonst melde ich dem Marques unsern Plan!«
Wohl oder übel folgten ihm alle andern mit dem Rufe: »Heil dem Kaiser! Nieder mit dem Tyrannen!«
Es war mittags 12 Uhr, damals die Tischzeit in den spanischen Kolonien. Für gewöhnlich war um diese Zeit der Große Platz menschenleer. Die Wenigen, die aus ihren Häusern kamen, weil sie den Tumult hörten, kümmerten sich nicht um die Bedeutung der sonderbaren Mittagsstörung.
Der Palast des Statthalters lag auf der andern Seite, dem Hause Almagros gegenüber. Der Vorhof war durch ein festes Tor verschlossen. Es stand offen.
Im Hofe traf der laute Trupp der Verschwörer auf zwei Diener. Einer rannte ins Haus; den andern stach man nieder. Der Fliehende rief: »Hilfe! Hilfe! Die Chilianer kommen, den Marques zu morden!«
Pizarro saß noch bei Tisch. Das Mittagsmahl war eben zu Ende. Drei, vier Ritter und Offiziere waren bei ihm, die sich nach seinem Befinden erkundigt hatten, dazu der Richter Velasquez und der jüngst ernannte Bischof von Quito, der sich eben beim Statthalter abmelden wollte. Auch Martine de Alcantára, Pizarros Halbbruder, sein Hausmarschall, war im Saale.
Als man den Lärm im Hofe vernahm, begaben
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