Francisco Pizarro - Der Eroberer Von Peru
noch heutigentags das Grabmal des Eroberers an seine Taten erinnert. Gewiß ist man berechtigt, ihm viel Übles und Arges vorzuwerfen. In der Geschichte Spaniens steht Francisco Pizarro in der Reihe der Helden, d. h. der Männer, die für das, um was sie kämpften, allezeit und immer wieder freudig ihr Leben einsetzten; in der Geschichte Perús ist er die Verkörperung des schlimmsten Schicksals; in der Geschichte der Menschheit ist er einer der Träger jener uns dunklen Willenskraft der Schöpfung, die wir den ewigen Kampf nennen.
Pizarro ist 63 Jahre alt geworden. Die Nachwelt hat zwei Bildnisse von ihm. Das eine, auf das die beiden Stiche zurückgehen, die diesem Buche beigegeben sind, ist vermutlich i. J. 1529 in Spanien gemalt. Ein andres, das den Marques in bürgerlicher Tracht (mit der Capa y espada, dem schwarzen Mantel der spanischen Granden) darstellt, etwa a. d. J. 1536, hängt noch heute im ehedem vizeköniglichen Palast zu Lima.
Sein hinterlassenes Vermögen hätte ungleich größer sein können. Große Summen spendete er für die Staatsbauten in seiner geliebten Stadt Lima. Der Kaiser hatte ihm ein Gebiet mit 20000 Untertanen als Privateigentum verliehen, aber er hat niemals seine Rechte hierauf geltend gemacht, ebenso nicht seine Erben.
Er war Junggeselle; in den letzten sieben Jahren teilte sein Hauswesen eine der Töchter des Königs Atahuallpa. Sie hat ihm eine Tochter und einen Sohn geschenkt. Letzterer ist jung gestorben. Die noch junge Mutter heiratete nach Pizarros Tode einen spanischen Ritter namens Ampuero, dem sie nach Spanien folgte. Pizarros Tochter Francesca begleitete sie und verheiratete sich um 1552 mit ihrem siebenundachtzig jährigen Oheim Hernando Pizarro, wahrscheinlich um ihm eine Erbin zu sein. Seine Festungshaft war offenbar nur dem Namen nach ein Gefängnis. Der bereits (S. 206) erwähnte Enkel von Hernando Pizarro, Don Juan Pizarro, Marques de la Conquista, stammt wohl aber nicht aus dieser Ehe. Unmittelbare Nachkommen von diesem leben als Landedelleute unter gleichem Namen noch heute in der Gegend von Truxillo.
XXXV
Alsbald nach dem Staatsstreich sandte Almagro Bevollmächtigte nach allen spanischen Ansiedlungen, unter militärischer Bedeckung, um seine Anerkennung im ganzen Lande zu erzwingen. In Truxillo und in Arequipa leistete man dieser Aufforderung ohne Einspruch Folge. In Kuzko fand man einigen Widerstand, aber Almagros Partei bekam das Übergewicht. Wer sich der Anerkennung verschloß, verlor Amt und Stimme. Ähnliches geschah andernorts. Abgewiesen wurden die Beauftragten in Quito.
Es bildeten sich zwei der alten Regierung getreue Gegenheere: das eine in der Nähe von Kuzko (wahrscheilich in Xauxa) unter dem Hauptmann Alvarez de Holguin; das andre in Quito unter Alonso de Alvarado. (Gonzalo Pizarro war von seinem Zuge nach dem Amazonas noch nicht zurück.) Holguin setzte sich in Besitz von Kuzko, jagte die Chilianer weg und setzte die alten Behörden von neuem ein.
Alvarado setzte sich mit dem inzwischen (im Frühjahre 1541) im Hafen von Buenaventura gelandeten Christoval Vaca de Castro in Verbindung. Zu den 350 km von dort bis Popayán (800 km nördlich von Quito) hatte er ein volles Vierteljahr gebraucht.
In Popayán erfuhr er in den ersten Julitagen des Jahres 1541 die Ermordung Pizarros. Sowie er Alvarados Schreiben empfangen hatte, setzte er seine Reise nach Quito fort. Gonzalo Pizarros Stellvertreter, Alvarado, empfing ihn auf das fürsorglichste.
Ein Dritter stellte sich ein: der Ritter Benalcazar, der an der Spitze eines kleinen Korps aus Spanien zurückgekehrt war. Als er sah, daß die Provinz fest in der Hand Alvarados war, verzichtete er auf seine heimlichen eigenen ehrgeizigen Pläne und erklärte sich bereit, gegen Almagro zu kämpfen.
Jetzt hielt es Vaca für angebracht, die kaiserliche Bestallung vorzuweisen, die ihn im Falle von Francisco Pizarros Tod zum Statthalter von Perú ernannte. Alvarado und Benalcazar verbargen ihr Erstaunen, äußerten gewisse Bedenken, gelobten aber dem kaiserlichen Willen ihre Treue.
Inzwischen wuchs Almagros Partei, und sein Heerführer, der Ritter de Rada, war auf das eifrigste bemüht, wohlausgerüstete Truppen aufzustellen. Um das dazu nötige Geld zu haben, beschlagnahmte man alle öffentlichen Kassen und Gelder. Da dies nicht reichte, ward Picado, der im Kerker sitzende Geheimschreiber, vernommen und gefoltert, um zu erfahren, wo der Marques etwa noch verborgene Schätze habe. Er gestand nichts, sei es,
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