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Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Titel: Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Welke , Dietmar Wischmeyer
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ihr, das würde sie an diesem Tag auf der Pressekonferenz sagen. Das Einzige, was ihr noch blieb, war, ihren politischen Tod zu inszenieren.

    Heide Simonis weiht den ersten atombetriebenen Würstchengrill Schleswig-Holsteins ein.
    «Dolchstoß», «Meuchelmord», «feiges Attentat» waren die Vokabeln, die ihr in den Sinn kamen. Bevor die Menschen draußen im Lande merkten, dass sie nur eine eher schlechte Ministerpräsidentin, eine wichtigtuerische alte Schachtel und ein egozentrisches Weibsbild war, das viel zu lange an Posten und Macht geklebt hatte, musste sie ihren Tod zur Legende gestrickt haben.
    Jahrelang war sie die obereinzigste Ministerpräsidentin in Deutschland gewesen, allein deshalb schon ein Ausnahmemensch, für den die irdischen Spielregeln der Demokratie nicht galten. Welcher Hundsfott hatte es gewagt, die geheime Abstimmung ernst zu nehmen und erstens tatsächlich abzustimmen und zweitens auch noch geheim zu bleiben? Charakterschwein, Heckenschütze, Verräter! Was bildete sich dieser gewählte Abschaum im Parlament überhaupt ein, Ihro Gnaden Heide Simonis das Zepter zu entreißen? Hatte sie nicht jedes Recht der Welt, weiter zu regieren? Was würde jetzt aus Schleswig-Holstein werden? Existierte dieses Land überhaupt außerhalb von Heide Simonis? Eine Stadt hatte man schon in grauer Vorzeit nach ihr benannt, sollte man nach diesem schmählichen Verrat dieses Regenloch an der Förde nicht in Simonisstadt umbennen? Nein! Das wäre zu wenig als Wiedergutmachung. Das ganze Land zwischen den Meeren sollte auf ewig seiner Schuld gedenken, die megaeinzigsteste Ministerpräsidentin der Welt verraten zu haben: Heide-Simonis-Land sollte es heißen auf alle Zeiten.
    Mit sich und der Welt zufrieden, schritt Heide   I. von Simonis hinaus in den nasskalten Vormittag. Leutselig klopfte sie dem greisen Chauffeur auf die gebeugte Schulter, ließ sich im Fond der Limousine nieder und fuhr in die Heide-Simonis-Kanzlei. «Pah», sagte sie sich, «dieses Land ist es gar nicht wert, von der heidesimonigsten aller Ministerpräsidentinnen auch nur eine Sekunde länger regiert zu werden.»

58. GÖTZ GEORGE
    Lebenslänglich Duisburg-Ruhrort
    «Schimmi! … Du, Schimmi!»
    Einfach ignorieren, dann hört er vielleicht gleich auf, der Idiot. Oder soll ich besser wieder so tun, als würde ich telefonieren?
    «Schimmi! Ey! … Schimmiiiiiii!»
    Verdammt! Da setzt man sich einmal in eine Hotelbar, will in Ruhe an einem Glas Rioja nippen, seine gelungene Hölderlin-Lesung sacken lassen … und zack, kommt wieder irgend so ein Bekloppter um die Ecke und versaut alles! Scheiße! Jetzt setzt er sich auch noch direkt neben mich. Das gibt’s doch gar nicht! So was Distanzloses!
    «Was trinkste denn da, Schimmi? Hä? ’nen Roten, wa? Komm, ich geb dir einen aus. Barkeeper! Ey, Barkeeper!»
    Oh nein!
    «Schenk doch mal dem alten Schimmi hier einen ein! Der sitzt ja gleich total auf ’m Trockenen. Zumindest wenn er in dem Tempo weitersäuft, was, Schimmi? Hahahaha! Spaß muss sein, sprach Wallenstein … Mann, Barkeeper! Hat der mich nich gehört? Hat der Ohrenkrebs, oder was? Noch ’n Roten für meinen Freund Schimmi, aber pronto!»
    «Das ist sehr freundlich, aber ich hab schon und muss auch gleich …»
    «Neeeee, kommt gar nicht in die Tüte, Schimmi! Eingeladen is eingeladen! Wieder holen is gestohlen! Wär ja noch schöner! Ey, Barkeeper, nu gib doch dem Schimmi mal noch ’nen Roten! Weißt du überhaupt, wen du hier an deiner gammeligen Bar bedienst, du Eumel? Den Schimmi! Ich scheiß mich zu, da sitzt mir nix, dir nix der echte Schimmi hier anner Bar! Is doch okay, wenn ich ‹Schimmi› zu dir sage?»
    Ja klar, wenn du willst, dass ich dir sämtliche Zähne ausschlage, du nerviger, besoffener Scheißprolet, dann nenn mich ruhig weiter «Schimmi»! Nur zu!
    «‹Schimmi› is okay, oder? Oder? Sagen alle, stimmt’s, Schimmi?»
    «Ja, äh … das ist ja eigentlich nur ein Rollenname. Ich heiße im wirklichen Leben, wie Sie sicherlich wissen, nicht Schimanski, sondern George …»
    «Na ja logen! Weiß ich doch … Aber Schimmi, weißte, was ich am besten fand? Wie du immer ‹Scheiße› gesagt hast! Da hab ich gedacht, endlich sagt’s mal einer! Hat ja vor dir keiner ‹Scheiße› gesagt im Fernsehen. Keine Sau! Du warst der Erste! Voll der ‹Scheiße›-Pionier! Der olle Derrick und die andern immer nur so: ‹Guten Tag, wir sind von der Kripo und so …› Voll schnarch. Und du direkt ‹Scheiße›

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