Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
sein. Magath klappt sein Notizbuch auf und schreibt:
Ideen für die kommende Saison
IDEE 1:
Die Spieler laufen die üblichen dreihundert Runden um den Platz, allerdings in Schuhen, die jeweils zwei Nummern zu klein sind. (Alternativ: Gummistiefel, die zu groß sind. Oder sehr, sehr enge Hosen.)
IDEE 2:
Beim Geländelauf trägt jeder Spieler eine Tasche mit drei Medizinbällen oder einem Amboss drin – und zwar mit den Zähnen. (Denkbar wäre, zusätzlich die Schnürsenkel der Laufschuhe zusammenzubinden. Optimale Übung bei Glatteis.)
IDEE 3:
Wenn die Spieler nach dem Training duschen: Warten, bis alle Shampoo im Haar haben, und dann das Wasser abstellen.
IDEE 4:
Jeder Spieler macht fünfzig Kniebeugen in einer Telefonzelle. Nach der Hälfte wird zusätzlich ein Pitbull in die Zelle gesteckt. (Wichtig: Damit die Übung gelingt, muss der Spieler eine Leberwurst in der Gesäßtasche tragen.)
IDEE 5:
Die Spieler werden zur Videoanalyse ins Besprechungszimmer gerufen. Sobald die Tür verriegelt ist, zeigt man statt der Szenen aus dem letzten Spiel ALLE Folgen der Lothar-Matthäus-Doku. (Alternativ: Verbindliche Spieleabende nach jeder Trainingseinheit. Gespielt werden könnte zum Beispiel Kniffel.)
Felix Magath übt in Ermangelung einer Mannschaft mit sich selber den Stechschritt.
IDEE 6:
Andere Sportarten beleben das Trainingsprogramm. Volleyball (mit einem Ziegelstein) oder auch Bogenschießen: Um das Reaktionsvermögen der Spieler zu verbessern, werden sie im Verlauf des Trainings überraschend mit Pfeil und Bogen beschossen. (Ausweichen ist erlaubt, sich auf den Boden werfen nicht.)
IDEE 7:
Jeder Spieler darf privat nur noch maximal drei Sportwagen fahren, und alle drei müssen von Opel sein (sozialer Tod).
«Nummer sieben ist vielleicht ein bisschen hart», denkt Felix Magath in einem Anfall von Altersmilde, der ihn selbst überrascht. Oft werden er und seine Arbeit ja völlig missverstanden. Der erfahrene Trainer-Fuchs glaubt halt nicht an den sogenannten «mündigen Profi». Natürlich sind Fußballprofis Kinder! Sehr reiche und in aller Regel verhaltensauffällige Kinder, die eine harte Hand brauchen, um zu halbwegs nützlichen Mitgliedern der Gesellschaft heranzureifen. Als wenn er die aus Spaß quälen würde!
Eine kleine Spinne krabbelt über den Schreibtisch. Ein flüchtiges Lächeln huscht über Magaths Gesicht. «Na, du Süße? Kommst du mich besuchen?» Er öffnet eine Schublade und greift nach seiner Pinzette.
Kurz erklärt: Deutscher Fußball
Über Jahrzehnte stand der deutsche Fußball für ein ganz einfaches Prinzip: Zerstörung. Bar jeder Illusion, jemals wirklich Fußball spielen zu können, konzentrierten sich Generationen von deutschen Mannschaften auf das Wesentliche: dem Gegner auf dem Platz auch den letzten Funken Lebensfreude zu nehmen. Immer in der wohligen Gewissheit, dass kein Spielzug so schön ist, dass man ihn nicht mit einer wohlgesetzten Blutgrätsche von hinten kaputt kriegt.
Wie unfassbar erniedrigend muss es in den achtziger Jahren für französische Ball-Artisten gewesen sein, immer wieder gegen deutsche Grobmotoriker zu verlieren? Platini hatte vermutlich mehr Ballgefühl in der linken Arschbacke als die komplette deutsche Elf von 82 in sämtlichen Füßen. Und was hat es ihm im WM-Halbfinale genutzt? einen Scheiß! Ach ja, herrliche Zeiten.
Umso verwirrender, dass der DFB sein Konzept inzwischen radikal geändert hat. Deutsche Nationalspieler spielen heutzutage Fußball. Ihre Pässe kommen zum Teil sogar an. Ein Wahnsinn. Dafür gewinnen sie aber logischerweise keine Titel mehr. So gesehen ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis Erich Ribbeck endlich und auf Druck der Straße als Nationaltrainer zurückkehrt.
56. GUIDO WESTERWELLE
Scheitern für Fortgeschrittene
Ein Tag vor dem Dreikönigstreffen in Stuttgart. Guido Westerwelle hat den Müll nach unten gebracht, hauptsächlich Altpapier: das Parteiprogramm von 2009, längst vergessene Wahlergebnisse, die Adressen von Walter Scheel und Wolfgang Kubicki – weg mit dem Mist! Zurück in der Wohnung, macht er sich einen Kamillentee, wegen der Stimme morgen, da muss einfach alles hundertprozentig sein. Aus der iPod-Dockingstation ertönt «Alles neu» von Peter Fox. Toller Typ, hat auch viel gemacht aus seinen Hautproblemen.
Guido Westerwelle nestelt sein uraltes Blackberry aus dem Morgenmantel und vergleicht die Wetterprognose, die es für Stuttgart anzeigt, mit
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