Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
der von seinem iPhone vor ihm auf dem Frühstückstisch. Alles ist wichtig! Ein halbes Grad Unterschied. «Verdammter Scheißdreck, wie komme ich an valide Daten ran, verdammt noch mal, so kann ja kein Mensch arbeiten.» Guido Westerwelle ist stinksauer und ruft seinen Generalsekretär Patrick Döring auf seinem Android-Handy an: «Morgen, sag jetzt nix, kannst du mir pronto die Tagestemperatur für Stuttgart am Donnerstag besorgen, aber beeil dich.» Noch ehe Döring geantwortet hat, legt er auf.
Noch im Auflegen hält er plötzlich inne: Da war doch was im Hintergrund zu hören, im Büro von Patrick, Scheiße, das war die Stimme von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger! Schnarri, die heimtückische Schlange, trifft sich vor Stuttgart mit Döring, diesem Brutus-Jüngelchen. Guido Westerwelle greift nach seinem Samsung-Galaxy-Smartphone und schickt eine SMS an Dirk Niebel: «Sofort Schnarri ausschalten!»
Guido Westerwelle lehnt sich entspannt zurück und nippt an seiner Ayurveda-Kamillen-Infusion: «Genscheremos, ihr Pissetrinker», denkt es in ihm, doch da durchzuckt es ihn erneut: «Heilige Heteroscheiße, Niebel war doch bei den Fallobstjägern oder irgend so einem anderen Todeskommando der Bundeswehr, wenn der das nun wörtlich nimmt und die alte liberale Trockenpflanze aus dem Kaftan pustet! Na, egal, dann wäre der auch abserviert, umso besser. Sowieso alles nur Verräter und Heckenschützen, aber eines sag icheuch …», Guido Westerwelle erlaubt sich zum ersten Mal an diesem Morgen ein selbstverliebtes Lächeln, «eines sag ich euch: Guido the Speedo ist noch nicht fertig mit dieser Welt. Dieses Jahr wird das Jahr der Wiedergeburt des Westerwelle» – denkt der Guido und twittert diesen Satz sogleich an seine Follower-Gemeinde. Danach geht er, wie viele andere auch an diesem Morgen, auf die Toilette, jetzt endlich ist er dafür entspannt genug.
55. HORST SEEHOFER
Des Freistaats Zier und Kleinod
«Saupreißn sozialdemokratische, hintafotziges Italienerglump, dräckate Zulukaffern bei dena Griechen, un dös Merkl, de spinnerte Goaß, oide Schlampampn nackate … olles foische Fuchzga un klebrige Bürschal, dös gonze greisliche Gschmeiß in dera zugschissn Ratznloch Berlin, wo mir do hobn!»
Wie jeden Morgen vor dem Frühstück pumpt Horst Seehofer frisches Testosteron in sein System. «Bayrisches Gehirnjogging nach Methode Strauß» heißt diese unter CSU-Führern beliebte Methode der Autosuggestion. Schon ihr Erfinder, Franz Josef Strauß, hat sich damit auf Ochsenfroschgröße aufgeplustert, wenn es galt, in der täglichen Konkurrenz um Aufmerksamkeit einen Stich zu machen.
Horst Seehofer steht nackt vor dem bodentiefen Spiegel in der Bayerischen Staatskanzlei und beobachtet seine Brusthaare dabei, wie sie sich langsam aufrichten. «Huadl Satansteifi gschlamperter, oide Merkl-Blunzn, depperte Ost-Wurzn protestantische, schiaches Sozen-Muckerl damisches.» Horst Seehofer spürt, dass seine Hirnanhangdrüse den Befehl gibt, noch mehr Testosteron aus den Leydig’schen Zellen der Hoden ins Blut zu schießen.
Schon vor seiner Karriere als CSU-Kampfdackel hat sich der junge Horsti mit der hormonellen Seite der Politik befasst. Daher rührt beispielsweise sein außereheliches Zamperl, wo er in dem Ratznloch Berlin hatte, daher weiß er auch, dass am zeitigen Vormittag der Testosteronspiegel am höchsten ist und sich diese Zeit unter anderem für Pressemitteilungen betreffs Kritik an der «oiden Murksel-Goaß» am besten eignet.
Horst Seehofer fühlt sich wie der letzte wehrhafte Gockel in einer Welt voller Kapaune. Um ihn herum, selbst in der geliebten CSU, nichts als weicheiige Anglisten. Selbst ihre Feinde schleichen wie verprügelte Friseure vom Feld. «Ich hätte mich doch zu Tode geschämt», denkt Horst Seehofer nicht zum ersten Mal, «wenn ich so eine jämmerliche Figur wie Norbert Röttgen zum Gegner gehabt hätte. Da hustet doch ein CSU-Parteivorsitzender einmal kurz, und der geschniegelte Bilch ist im Unterholz der Politik verschwunden.»
Mittlerweile hat sich Horst Seehofer bis auf den gemsenschissbraunen Janker vollständig angekleidet. Bevor er die Flucht seiner Diensträume betritt, spricht er noch sein allmorgendliches Mantra: «Schleichts eich, ihr Saupreißn, hier kummt das Horschterl und stopft eich de Fozzn!» Spricht’s und tritt ein, nimmt den Telefonhörer von der Gabel und wählt die Nummer des Kanzleramts. Horst Seehofer ist bereit für das Gespräch mit Angela
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