Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
Merkel.
Kurz erklärt: Bayern
Unter den deutschen Bundesländern nimmt Bayern eine gewisse Sonderstellung ein. Zwar ist es nach der Wiedervereinigung nicht mehr der einzige «Freistaat» (auch Thüringen und Sachsen nennen sich so), aber in der Selbsteinschätzung der voralpinen Bevölkerung gibt es nur Bayern und «den Rest» (Nehmerländer, Saupreißn, schiaches Glump). Worauf diese komplett realitätsferne Sicht gründet, kann nur vermutet werden, aber es lohnt sich ein Blick über Deutschlands Grenzen ins übrige europa. Hierbei fällt auf, dass sich übertriebener Nationalstolz letztlich aus einem jahrhundertealten Minderwertigkeitsgefühl speist: «Der stolze Grieche», «Großserbien», «Scotland the Brave» – das klingt alles wie das Pfeifen im Dunkeln. Deshalb sei den Bayern ihr «Mir san mir»-Wahn von Herzen gegönnt.
54. RICHARD DAVID PRECHT
Schöner wird’s nicht
Richard David Precht steht vor dem gigantischen Spiegel in seinem Ankleidezimmer und probiert neue Sätze aus.
«Schuldgefühle können aber auch ein ganz wichtiger Motor sein!»
Was das bedeuten soll, weiß er selber nicht, aber es klingt irgendwie gut. Irgendwie tief. Und wahr.
Noch viel wichtiger als die Semantik ist ohnehin die Mimik. Zu einem bedeutenden Satz muss einem immer auch das passende Gesicht einfallen. Das macht achtzig Prozent der Wirkung aus, gerade in Talkshows. Deshalb übt er so was ja vor dem Spiegel. Prechts Spezialität ist ein mahnender und – Achtung, jetzt kommt’s – zugleich trauriger Gesichtsausdruck. Die ganz offen gezeigte Verletzlichkeit, dieses ungeheuer Fragile ist das eigentliche Geheimnis seines gigantischen Erfolgs, davon ist Precht zutiefst überzeugt. Jetzt testet er den leicht empörten Blick, danach ein weiteres seiner vielen Markenzeichen: die extrem weit aufgerissenen Augen.
«Und dann sagte Jürgen Habermas zu mir: ‹Hast ja recht, Ritchie, hast ja recht.›»
«Der Mann guckt beim Reden wie andere beim Kacken!» Das hat sein Erzfeind Sloterdijk kürzlich über ihn im Magazin der «Zeit» geschrieben. Es hat ihn kaum verletzt. Sloterdijk ist seiner Ansicht nach nur ein verbitterter alter Mann, zerfressen von Missgunst und Neid auf Prechts prächtige Buchverkäufe. Als Sloterdijk ihn bei einer Diskussionsveranstaltung an der Uni Leipzig ein Jahr zuvor einen «Hausfrauenphilosophen» genannt hat, sind ihm aber leider doch die Sicherungen durchgebrannt. Da ist er kurz unsachlich geworden und hat – zumindest laut Videomitschnitt – geschrien: «Du bist doch bloß sauer, weil dich selbst die schäbigsten Hausfrauen nicht mal mehr mit der Kneifzange anfassen würden, du hässlicher alter Penner!» Außerdem noch irgendwas von «keinen mehr hochkriegen» oder so.
In der Philosophen-Community hat ihm das nicht gerade genutzt. Da ist er ohnehin ein totaler Outcast. Und warum? Nur weil er nicht ständig in vollgeschuppten Rollkragenpullovern rumrennt und sich gelegentlich mal wäscht? Das reicht offenbar schon, um unter Deutschlands Intellektuellen in Ungnade zu fallen. Wo steht denn bitte geschrieben, dass man scheiße aussehen muss, um eine Geistesgröße zu sein?
Mit Sloterdijk hat er seit dem Tag in Leipzig jedenfalls eine richtige Fehde am Laufen. Angefangen hat es damit, dass sie sich gegenseitig in Interviews dissten. Dann kamen «anonyme» Spottgedichte im Internet: «Von Richard David Precht, da wird mir meistens schlecht.» Woraufhin Precht eine Rezension zu Sloterdijks letztem Buch veröffentlicht hat, die in die wunderbare Schlusspointe mündete: «Den Sloterdijk Peter, den les ich mal später.» Was den Reim betrifft, vielleicht ein bisschen holprig, aber dafür unglaublich lustig.
Inzwischen ist das Ganze vollkommen albern geworden. Erst vor kurzem gab es einen öffentlichen Eklat, als Sloterdijk bei Anne Will hörbar flatuliert hat, um anschließend – statt sich still für seinen unfähigen Schließmuskel zu schämen – mit rotem Kopf zu brüllen, «der dämliche Schönling Precht» habe ihm ein Furzkissen untergeschoben. Ein Furzkissen, das er auf Wills Nachfrage nicht vorlegen konnte, was ihn dann nur noch wütender gemacht hat.
Die nächste Eskalationsstufe war das offensichtlich gefälschte Foto, auf dem Richard David Precht nackt mit einem komplett rasierten Island-Pony zu sehen war – als ganzseitige Anzeige im Feuilleton der FAZ. Was wiederum zwangsläufig zu der Sache mit dem Sekundenkleber auf Sloterdijks Rennradsattel führte. Angeblich sogar beinah
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