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Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Titel: Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Welke , Dietmar Wischmeyer
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steht auf, gibt jedem noch eine Autogrammkarte und verschwindet.

    Joschka zeigt einem Fotografen sein Abendessen (Archivbild aus dem letzten Jahrtausend).
    Um 20.51 Uhr ist Joschka Fischer bereits auf dem Weg ins Kanzleramt. Auf dem Rücksitz krickelt er den zweiten Nahostfriedensplan des Tages auf einen Bierdeckel – nur so als Gehirntraining. Um 21.00 Uhr ist Krisensitzung beim Bundeskanzler: Die Opposition verlangt ein Menschenopfer. Alle sind für Eichel. Schröder fragt, wer den Job jetzt machen soll. Joschka Fischer sagt, dass er gerade in einer Kreuzberger Kneipe ein paar lustige Leute kennengelernt habe, die könne man nehmen – leider hat er ihre Namen vergessen. Die anderen beachten ihn nicht und drehen eine leere Cognacflasche auf dem Tisch. Bei Struck bleibt die Flasche stehen. Alle lachen sich kaputt. Joschka Fischer kapiert nicht, um was es geht, er hat in der Zwischenzeit den konkreten Ablauf der EU-Osterweiterung bis Usbekistan und die damit verbundene Umstrukturierung der gemeinsamen Außenpolitik auf Schröders Tischplatte gekritzelt. Kurz: Es läuft alles darauf hinaus, dass Joschka Fischer sagt, wo’s langgeht. Um 23.00 Uhr sind alle schon ziemlich angeschickert. Struck musste eine Runde schmeißen, und Stolpe hat mit verstellter Stimme bei Eichel angerufen. Er muss es ja nicht unbedingt aus der Zeitung erfahren, dass er für eine ihm völlig unbekannte Affäre den Kopf hinhalten soll. Keinem ist aufgefallen, dass Joschka Fischer schon längst gegangen ist.
    Um 23.05 Uhr liegt er in seinem Bett in Tegel. Um einzuschlafen, denkt er sich noch einen Nahostfriedensplan aus, dann träumt er davon, wie er zwei Zwanzigjährige auf einmal heiratet. Von außen sieht es so aus, als ob Joschka Fischer schläft. Aber das täuscht.
     
    Die letzten Absätze hat Joschka Fischer schon nicht mehr mitbekommen. Hundertdreißig Kilo liegen im Sessel und schnarchen. Ein Speichelfaden rinnt aus dem leicht geöffneten Mund. Auf dem Beistelltisch liegt aufgeschlagen «Der Herbst des Patriarchen». Von Gabriel García Márquez.

52. PETER HARTZ
    Das Gespenst
     
    Die beiden Warlords des siebenjährigen Krieges gegen jedwede Vernunft – Schröder und Fischer – zuckten noch ein Weilchen auf dem Sterbelager und nannten die Tragikomödie «Wahlkampf». Das größte Symbol ihrer albernen Regierungszeit aber, der Peter Hartz von Hartz IV, der wurde weit nach seiner Zeit abberufen. Doch nicht weil er dem Volk Schaden in Milliardenhöhe zugefügt hätte durch seine spinnerten Reformen, nicht mal weil er Millionen unkontrolliert durch die VW-Bücher passieren gelassen hätte – nein: wohl nur weil er ein paar hundert Euro lang nicht aufgepasst und eine Nutte falsch abgerechnet hat. Große Idioten fallen über kleine Steine, noch größere über sich selbst, über ihre Arroganz, Selbstüberschätzung und -inszenierung.
    Peter Hartz war das Gespenst der späten rot-grünen Jahre. Unvergessen die blasphemische Anrufung des Job-Floaters im Französischen Dom zu Berlin Anno Domini 2002. Was haben sich die Schweinepriester bei diesem lächerlichen Götzenspektakel bloß gedacht? Dass der Messias herabsteigt und mit fünf schrägen Ideen fünf Millionen Arbeitslose speist? Doch erst der sich anschließende Proteststurm der Fertigen und Verladenen in Deutsch-Osteuropa formte aus «Ich-AG» und «Personal-Service-Agentur» das Gespensterwort «Hartz IV». Und weil die kleinen rot-grünen Außerirdischen meinten, eine Reform sei eine Reform, weil sie Widerstand erzeugt und nicht weil sie wirkt, glaubten sie fortan noch fester und bis heute daran, dass Hartz IV eine ganz dolle Reform sei – in Rot-Grün-Deutsch ist sie deshalb auch «Jahrhundertreform» geheißen.
    Und ganz allein ein Mann war es, der sich dieses Wunderwerk ausgedacht hat, Peter Hartz   IV., gehasst von den Ungläubigen in Transelbien, vergöttert von den Selbstgefälligen in Berlin. Wer hätte je geglaubt, dass dieser Ausnahmemensch und Religionsstifter anfällig ist für die Anfeindungen des Teufels: Glutäugige Konkubinen vom fernen Amazonas, schnöder Mammon aus Niedersachsen – konnte ihn das wirklich reizen? Peter Hartz   IV. hat das Gute stets gewollt und das Unmögliche erreicht. Dann verließ das größte Gespenst der rot-grünen Jahre die Bühne und schwebte mit zwei Millionen Euro aus seinem Job fort. Und alle waren so froh, dass er ging, da zahlten sie ihm die paar Milliönchen doch sehr gern. Honi soit qui mal y pense.

51. STEFAN RAAB
    Was

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