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Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Titel: Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Welke , Dietmar Wischmeyer
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sehe die schon im Gottesdienst sitzen, wie sie an ihrer Mumu rumspielt.»
    «Das eine Mal.»
    «Niedersachsen, sagst du? Ruf sofort die Käßmann an, die soll die Schlampe rausschmeißen, am besten gleich verbrennen.»
    «Vater, Verbrennen machen wir nicht mehr, und einfach jemanden anrufen da unten kann ich auch nicht …»
    «Per Eingebung, Erleuchtung … tu doch nicht so beschränkt, jetzt rächt es sich, dass du nichts gelernt hast, du Penner.»
    «Und außerdem ist Margot …»
    «Aha: MARGOT.»
    «Ja, Margot, die ist nämlich Lutheranerin, und Nina Hagen ist bei den Reformierten eingetreten. Da ist Margot nicht zuständig.»
    «Sondern wer?» Gott wurde dieses Spiel allmählich zu bunt.
    «Keine Ahnung.»
    «Dann sag Kamerad Pferdefuß Bescheid, er soll sie aus dem Verkehr ziehen.»
    «Da war sie auch schon, der ist froh, dass sie jetzt bei uns anfangen will.»
    «Und hast du einen Vorschlag? Schließlich musst du den Laden hier mal übernehmen, wenn ich nicht mehr bin.»
    «Hahaha, schöner Scherz.» Jesus war diese eklige Koketterie des Alten mit seiner Endlichkeit seit zweitausend Jahren so was von leid.
    «Hallo, hier spielt die Musik! Kannst ruhig mal mitdenken und nicht immer bloß rumhängen.»
    Gott war, wenn er sich ärgerte, stets ungerecht zu Jesus. Was hieß hier «rumhängen» – wer hatte ihn denn aufgehängt? Also, bitte!
    «Vater, wir können da nichts machen, bei uns gibt es ja diese Barmherzigkeit, wir müssen jeden Knallkopp aufnehmen.»
    «Wer hat sich denn den Scheiß ausgedacht?»
    «Das wart Ihr selber, Eure Unfehlbarkeit. Margot meint aber …»
    «Schon wieder Margot! Sag mal, warst du das eigentlich, der damals bei ihrer Sauftour auf dem Beifahrersitz gesessen hat?»
    Jesus bekam eine rote Birne, und an den Händen und Füßen zeigten sich seine Kreuzigungsmale, wie immer, wenn er sich ertappt fühlte.
    Doch hier kam der alte Mann im Himmel mit den Zeiten durcheinander, aber so ist das, wenn man allmächtig ist, Raum und Zeit werden zu einem unentwirrbaren Kontinuum. Bis zur angesprochenen Trunkenheitsfahrt von Margot Käßmann sollte noch ein halbes Jahr ins Land gehen. Aber Jesus war gewarnt, der Alte hatte ihn auf dem Kieker.
    «Am schlauesten wird es sein, ich nehme die Gestalt Gerhard Schröders an, darin vermutet mich keiner.»
    Nina Hagen aber hat die Ablenkung des Alten den Arsch gerettet, sie darf weiter von Jesus schwärmen und ist sogar offizielles Mitglied im Verein.

41. OSKAR LAFONTAINE
    Ein Bild aus alten, glücklicheren Tagen
     
    Ein schöner Spätsommervormittag in einer verträumten Nebenstraße irgendwo im sogenannten Saarland. Es geht auf die Mittagszeit zu, Oskar Lafontaine sitzt am Frühstückstisch und erklärt dem kleinen Marcel das Prinzip des Deficit-Spending: «In Krisenzeiten nimmt der Staat bewusst eine höhere Verschuldung in Kauf, um durch seine Ausgaben den Konsum anzukurbeln. So läuft das, mein Sohn, und nicht, wie sich diese Korinthenkacker von der SPD das vorstellen.»
    Marcel schmeißt dem großen Vordenker der Linken ein halbverdautes Stück Nutellabrot ins Gesicht: «Warum kommt Onkel Gerhard nicht mehr bei uns vorbei, Papa?»
    Oskar Lafontaines Halsnarbe zuckt: «Der ist tot, mein Sohn, die ganze verdammte SPD ist tot.»
    «Und warum hängen überall Plakate von denen?»
    «Sieh mal: Jesus – der hängt doch auch überall an den Wegesrändern rum, und der ist auch tot.»
    «Frau Musch-Burowka in Religion sagt aber immer, Jesus lebt. Papa, vielleicht lebt Onkel Gerhard auch noch und würde uns gern mal wieder besuchen.»
    Oskar Lafontaine hat die Diskussion mit seinem Sohn gehörig satt: «Geh jetzt in dein Zimmer, Marcel! Wenn du brav bist, holen wir uns nachher eins von den SPD-Plakaten, und du kannst dann mit Mamas Luftgewehr Zielschießen üben.»
    Marcel verduftet, und Oskar Lafontaine schreitet im Bademantel zu seinem Louis-seize-Schreibtisch. Das Buch muss fertig werden, endlich. Gerade jetzt, da er nach seinem Rücktritt als Großer Vorsitzender nicht mehr jeden Tag im Fernsehen ist. Nach «Die Wut wächst» hat sein Verlag damals nach neuem Futter geschrien. Fünf Stück hat er ruck, zuck zusammengehauen: «Die Wut wächst II», «Die Galle kocht I» bis «III» und «Der Hugo qualmt».
    Besonders in «Der Hugo qualmt», seinem letzten Werk, hat Oskar Lafontaine eine Neuinterpretation aller Grundsätze gewagt, die unser Leben bis dahin bestimmt hatten. Gleich im ersten Kapitel leugnet er die Schwerkraft als letztendlich

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