Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
richtigen Weg zu finden.
Diesen Abend aber ist Gerhard Köpf guter Dinge. In der Schönen Leine-Stadt hat er sich ein paar Gläser Pomerol reingepfiffen, dazu eine Montecristo weggeschmaucht – was kann einem Altkanzler Schöneres widerfahren. Jetzt noch ’ne halbe Stunde mit dem Ehegedöns kuscheln, und der Abend wäre perfekt. «Warum macht sie denn die verdammte Alte Eingangs-Tür nicht auf?», grummelt er. Doch Doris Schröder-Köpf hat in dieser Sekunde einen Entschluss gefasst: Sie wird ab jetzt allein durchs Schröder-Köpf ’sche Leben schreiten, will weder Köpf noch Schröder sein, nur noch «die Doris», der neue leuchtende Stern am Firmament der Deutschen Sozial-Demokratie.
39. RONALD POFALLA
Großsäuger mit Tourette-Syndrom
Kaimane brechen aus ihrem Gehege aus. Wölfe werden in Braunschweigs Innenstadt gesichtet, ein Wels, so groß wie ein israelisches Atom-U-Boot, schwimmt die Elbe rauf bis Magdeburg. Was wäre das deutsche Medienloch nur ohne Sommertier? Wenn dann die Reichsacht über zwei knuddelige Wallabys aus Klötenhagen verhängt wird, macht die ganze Republik Jagd aufs Migrantenvieh. Und schon tobt das PR-Gewitter durch alle Zeitungen und Kanäle. Das weiß auch die Mutter aller Kanzlerinnen droben in ihrem Amtsstüberl, und sie beschließt, ihr ramponiertes Image etwas aufzuknuddeln. So liest man in allen Blättern: «Mutti ist das Pofalla ausgebüxt.»
Seit Wochen schon hat man nichts mehr von der bleichen Fledermaus aus dem Kanzleramt gesehen und gehört. Wo hat sich Ronald, das niederrheinische Riesenpofalla, versteckt? Da erscheint plötzlich ein Wesen namens «Altmaier» auf der Bühne, und ein Raunen geht durch die Journalistenschar: «Potztausend, das ist doch … nur sechzig Kilo mehr Speck auf den Rippen und im Gesicht.» – «Das Pofalla aufgedunsen in der Asse gesichtet», schreibt «Bild» schon am drauffolgenden Tag. «Will der feiste Ausreißer sich dort selbst endlagern? Hat sich das Pofalla in das einjährige, unfruchtbare Hybridwesen – halb CDUler, halb Saarländer – verwandelt? Oder sollte es unter dem Verlierernamen ‹Röttgen› die NRW-Wahl sabotiert haben?»
Auch die Bevölkerung schaltet sich in die Suche nach Merkels Riesenvampir ein. Einige wollen ihn bei Jogi Löw im Kader gesehen haben, als er einem israelischen Spieler zurief: «Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen!» Den sich daran anschließenden diplomatischen Konflikt konnte Außendarsteller Westerwelle nur durch die sofortige Auslieferung von Günter Grass und zwei weiteren Atom-U-Booten verhindern. So viel ist bisher sicher: Don Ronaldo Pofalla, wie ihn seine Pfleger in der CDU nennen, ist noch auf freiem Fuß und könnte schon morgen jeden von uns anfallen.
Sollten Sie ihm begegnen, so beachten Sie folgende Hinweise: Pofallas sind an sich harmlose Hautflügler aus der Familie der Schleimscheißer. Obwohl diese Wesen noch nie länger beobachtet wurden, ist die Wissenschaft doch sicher, dass sie sich mehr oder weniger sexuell fortpflanzen. Aggressiv reagieren sie nur, wenn sie in die Enge getrieben werden, zum Beispiel im Kanzleramt. Vorsicht also: Treffen Sie auf den Pofalla, bieten Sie ihm kein Ministeramt an, es könnte mit schlecht verheilenden Bisswunden enden. Sachdienliche Hinweise über den Aufenthaltsort des Pofallas nimmt die CDU-Zentrale in Berlin oder jede Fledermaus-Auffangstation entgegen.
38. DAS ARD-TALK-QUINTETT
Laber Rhabarber
Freitag, 10.00 Uhr. Günther Jauch.
Redaktionskonferenz bei Günther Jauch. Der Superstar des ARD-Talks lauscht der Manöverkritik zur Sendung vom letzten Sonntag. Sein Redaktionsleiter erwähnt die phantastische Quote und meint dann scherzhaft: «Na gut, wenn wir mal ehrlich sind … Nach so einem starken Münster-‹Tatort› könnten wir wahrscheinlich auch sechzig Minuten live auf irgendeine Straßenkreuzung in Haselünne schalten, und wir würden trotzdem phantastische Quoten holen.» Die Runde lacht herzlich. Günther Jauch lacht nicht. Er schaut den Redaktionsleiter mit kalten Augen an und macht sich eine Notiz. Der Redaktionsleiter schluckt.
Freitag, 10.01 Uhr. Reinhold Beckmann.
Reinhold Beckmann liegt auf dem Boden vor seinem Schreibtisch und spielt auf einer nicht angeschlossenen E-Gitarre «Smoke on the Water». Es geht ihm super. Draußen vor der Tür hustet jemand. Da sitzen seit einer halben Stunde seine dreiundzwanzig Mitarbeiter und warten auf den Beginn der Konferenz. Sollen sie doch warten. Reinhold
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