Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
historisch falsch. In weiteren Kapiteln widerlegt er Newton, Einstein und Andrea Nahles. Das Buch kulminiert schließlich in einem neuen Weltentwurf, der auf dreihundert Seiten erklärt, warum die Erde nur durch höhere Tarifabschlüsse in der Metallindustrie zu retten ist.
Und während Oskar Lafontaine noch auf und ab schreitend an seinen letzten Erfolg zurückdenkt, betritt seine Gattin, Christa Müller, mit der «Bild»-Zeitung in der Hand den Salon: «Mausilein, was hast du für eine hervorragende Analyse der Regierungspolitik abgeliefert.» Stolz wedelt sie mit dem Artikel vor Oskar Lafontaines Kopf herum.
«Das ist nicht mein Artikel, das ist Beckenbauers Analyse des EM-Qualifikationsspiels, blöde Kuh.»
Das Leben zu zweit ist angespannter geworden in den letzten Jahren, seitdem Oskar den ganzen Tag im Bademantel durch die Wohnung schleicht und alle zwei Wochen ein neues Buch rausscheißt. Gott sei Dank wird nur ein Bruchteil davon veröffentlicht.
Christa Müller hat für heute den Kaffee schon wieder auf: «Du fettes Schwein, warum bringst du nicht wenigstens den Müll runter. Da, ein ganzer Sack zerrissener SPD-Parteibücher, die stinken allmählich, und heute ist Altpapierabholung.»
«Diese Parteibücher sind Dokumente des Widerstands gegen die verlogene Agenda-Politik. Parteifreunde aus aller Welt haben sie mir zugeschickt!» Oskar Lafontaine schreitet auf und ab, die rechte Hand im Bademantel versenkt.
«Laber doch keine Scheiße, du blöder, verbiesterter alter Schlappschwanz!» Christa Müller läuft zu Hochform auf. «Du selber hast die leeren Bücher aus der Zentrale in Saarbrücken geklaut, in nächtelanger Kleinarbeit mit fiktiven Namen vollgekrickelt und dann mit großer Geste zerrissen. Weißt du was? Du tust mir nur noch leid, du alter Stinkstiefel, und lass ja Marcel endlich in Ruhe mit dem scheiß Deficit-Spending-Gelaber, du Versager.»
An dieser Stelle verabschieden wir uns aus der verträumten Nebenstraße irgendwo im sogenannten Saarland. So viel kann aber verraten werden: Im Lauf des Tages ist es noch zu Handgreiflichkeiten gekommen und zum Ende der Ehe. Gegen Abend hat Oskar Lafontaine sein erstes interessantes Buch geschrieben: «Die Wut ist weg – Lebenserinnerungen eines alten Trottels».
40. DORIS SCHRÖDER-KÖPF
Schröder-Gerhards Frau
Es schellt an einer Haustür im Zooviertel von Hannover. Doris Schröder-Köpf dreht den Eisen Fenster-Knauf und blickt hinaus auf den Alten Garten-Weg. Niemand zu sehen. Hinterm Braunen Eichen-Stamm duckt sich ein Roter Garten-Schwanz und schimpft über den Späten Eindring-Ling. «Ich bibins, Schawatz», trompetet es plötzlich aus dem Unterholz. Es ist Gerhard Schröder-Köpf, der wieder mal den Hausschlüssel vergessen hat, besser gesagt hat er gar keinen, damit Schröder Doris-Köpf immer weiß, wann Schröder Gerhard-Köpf nach Hause kommt.
Seitdem sie Abgeordnete des niedersächsischen Landtags ist, der übrigens am Hinrich Wilhelm-Köpf-Platz 1 liegt, achtet sie peinlich darauf, nicht mit Gerhard Putin-Köpf gesehen zu werden – auch und gerade nicht in der eigenen Wohnung. Schröder Putin-Gerd hat ja auch längst eine eigene Wohnung in Berlin – nein, nicht mit Margot Käßmann-Gott, nein, nein, nein, das ist üble Nachrede, und jeder, der das behauptet, wird mit Andrea-Nahles-Autogramm-Abos nicht unter drei Jahren bestraft.
Die Arbeit am Hinrich Landtag-Köpf-Platz in Hannover gefällt Schrödis Bohrer-Kopf sehr gut. Es gibt Würstchen und jeden Donnerstag nur Gemüse mit Stroh. Donnerstag ist Doris Dingens-Köpfs Lieblingstag, denn da ist sie sicher, dass ihr Mann, Gerhard Schröder, sie nicht im Büro besuchen wird. Nichts hasst der alte Kupferstecher so sehr wie vegetarisches Essen. Schweine Sülze-Kalt oder Jäger Schnitzel-Groß – das sind «dem Gerd» seine Lieblingsgerichte. «Hmmm», grunzt er immer zufrieden, wenn der Duft aus einem der Nachbarhäuser herüberweht.
Doris und Gerd werfen ihre Rentenbescheide in die gelbe Tonne: «Harrharrharr, scheiß was aufs Kleingeld – was, Dorriss?»
Gerhard Köpf hatte in der Hinsicht immer Pech mit seinen Frauen. Doris Schröder ist höchstwahrscheinlich schon seine vierte – genau weiß das niemand –, aber alle vier (oder wie viel auch immer) haben sich nur von Gemüse und Stroh ernährt und knabberten dazu höchstens mal an einer Nuss. Der Altkanzler liebt die Lange Curry-Wurst, dummerweise aber auch Doris Schröder-Köpf. Da fällt es ihm manchmal schwer, den
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