Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
diesmal … für den Frank. Fand ich.»
Der Frank guckt enttäuscht.
Freitag, 11.00 Uhr. Reinhold Beckmann.
Reinhold Beckmann tanzt nackt vor dem offenen Fenster in seinem Büro und singt dabei «Hey Joe» von Hendrix. Er macht das verdammt gut. Das Husten und Räuspern aus dem Konferenzraum nebenan wird immer lauter. Da warten sie nun schon seit anderthalb Stunden auf ihn. «Entspannt euch mal, ihr Spießer, es ist doch nur Fernsehen!», brüllt der alte Rocker den Angestellten durch die geschlossene Tür zu. Mit einer trotzigen Bewegung wirft er seine inzwischen leider nur noch imaginären Haare aus der Stirn.
Konferenzen bringen eh nichts, das weiß Reinhold Beckmann als Künstler. Man muss sich einfach locker machen, dann kommt die Knalleridee irgendwann von ganz alleine. Abgesehen davon: Wozu der ganze Stress? Für den beschissenen Donnerstagssendeplatz? Am Arsch die Räuber! «Chillen und immer schön lang hängen lassen, Freunde», schreit der nackte Beckmann aus dem Fenster und streckt sich ausgiebig. Dann sieht er, wie unten vor dem Eingang seiner Produktionsfirma ein Polizeiwagen vorfährt. Plötzlich fällt ihm ein, dass im Gebäude gegenüber ja freitags immer Konfirmanden unterrichtet werden. Da haben wir’s wieder. Deutschland und Rock ’n’ Roll, das passt nicht zusammen.
Freitag, 11.20 Uhr. Sandra Maischberger.
Die Mitarbeiter der Sendung «Maischberger» warten auf Maischberger. Die Stimmung am Tisch ist gedrückt. Ein internes Papier des ARD-Programmbeirats hat kritisiert, «Maischberger» würde immer unpolitischer. Von zu vielen Sexthemen war auch die Rede. Zugegeben, letzte Woche hieß die Sendung «Sex im Alter – muss das sein?», und sie hatten wieder mal Alice Schwarzer zu Gast. Genau wie vor drei Wochen in der Sendung «Bumsrepublik Deutschland – Pimpern wir uns alle zu Tode?». Die Quote war der Hammer, und es gab auch jede Menge Presse. Kein Wunder: Wenn Rolf Eden in der laufenden Sendung wegen einer nicht abklingenden Dauererektion von einem Notarzt behandelt werden muss, bist du natürlich «Talk of the Town».
Sandra Maischberger erscheint und setzt sich grußlos auf ihren Platz. Sie hat den Bericht des Programmbeirats unter dem Arm und entsprechende Laune. «Okay, Ideen für nächste Woche?», fragt die Chefin ohne Vorreden in die Runde. Betretenes Schweigen. Der Druck ist mit Händen zu greifen. Dann fasst sich ein junger Mann mit Strickjacke ein Herz: «Du, Sandra, ich hab da was im ‹Stern› gelesen, über deutsche Rentner in Thailand, das hat mich echt …»
«Ja, du, Olaf, du, da muss ich dich direkt mal unterbrechen und eine kurze Zwischenfrage stellen: Hab ich mich eventuell in der Tür geirrt? Ist das hier möglicherweise gar nicht die Redaktion Maischberger? Hm? Sondern die Redaktion der VERDAMMTEN PRALINE?»
Totenstille in der Runde. Sandra wird sonst nie so laut. Sie knallt den Bericht des Beirats auf den Tisch. «Lest doch mal, was hier drinsteht! Wir müssen endlich wieder politischer werden! Lasst uns doch mal, was weiß ich … ’ne Euro-Sendung machen. So ’ne richtig schöne, klassische Euro-Armageddon-wir-wollen-die-D-Mark-zurück-Sendung von der Stange. So wie die Illner das jede zweite Woche macht. Das können wir doch auch. Mit dem Henkel! Genau, ladet mir den Hans-Olaf Henkel ein!»
Und wieder traut sich nur der Strickjacken-Mann: «Du, Sandra, es ist noch nicht amtlich, aber ich glaube, der Hans-Olaf geht am Sonntag zum Jauch.»
Sandra Maischberger platzt nun endgültig der Kragen. «Zum Jauch! Natürlich! War ja klar! Na, prost Mahlzeit! Meine Fresse, ihr Penntüten, wacht endlich auf! Kapiert ihr denn nicht, was hier läuft? Fünf Talkshows sind eine zu viel! Die werden demnächst eine vom Schirm nehmen! Irgendwen erwischt’s! Wir spielen hier ‹Reise nach Jerusalem›, und die Musik ist bald zu Ende!»
Die Mitarbeiter der Sendung «Maischberger» schauen nur noch auf ihre Schuhe. Die gleichnamige Journalistin ist nicht mehr zu bremsen. «Und fühlt euch bloß nicht zu sicher, das kann ich euch flüstern! Überlegt doch mal: Jauch schmeißen die nie raus, den haben die Idioten gerade erst geholt. Plasberg ist der Liebling des Feuilletons, Beckmann ist ein alter Mann, da stünden die Intendanten ja als total herzlos da. Und die Will gehört praktisch zwei bedrohten Minderheiten an. Als Frau und als … is ja auch egal. Was ich eigentlich sagen will: BRINGT MIR HANS-OLAF HENKEL!»
Freitag, 11.46 Uhr. Günther
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