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Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

Titel: Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Welke , Dietmar Wischmeyer
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durfte.
    «Weiß nicht, ich glaub nicht», sagt er hastig und zieht sich Richtung Dixi-Klo zurück.
    Inzwischen hat er die blau umwandete Chemie-Kloake zu seinem persönlichen Refugium gemacht. Hier kann er sich immer wieder kurz von all den Demütigungen des Drehtags erholen. «Wenigstens mal durchatmen», denkt Iglo, was angesichts des infernalischen Dixi-Gestanks ein sehr bizarrer Gedanke ist. Andererseits auch nicht bizarrer als ein erwachsener Mann, der zur Deckung seines Lebensunterhalts mit Kindern um Fischstäbchen kämpft. Insbesondere wenn der Mann einmal einer der führenden deutschen Wirtschaftsexperten war.
    Aber was soll man machen? Wirtschaftsexperten werden eben nicht mehr gebraucht in diesem undankbaren Land. Sie gelten offiziell als Witzfiguren, als Blödmannsgehilfen vom Dienst. Und warum? Nur weil sie mit ihren Prognosen zur Euro-Krise damals etwas danebengelegen haben. Auch er mit seinen apokalyptischen Visionen und quasi täglich wechselnden Euro-Rettungsideen. Spätestens 2013 hat die deutsche Öffentlichkeit leider kapiert, dass die Volkswirtschaft keine Wissenschaft ist. «Natürlich haben wir einfach nur Ratschläge gegeben! Was denn sonst?», denkt Iglo verbittert. «Kann ich vielleicht hellsehen oder zaubern? Bin ich Gandalf, oder was?» Abgesehen davon: Wenn einen die Leute ständig um Rat fragen, dann antwortet man halt irgendwas. Selber schuld, wenn sie ihm jeden Mumpitz geglaubt haben.
    Die goldenen Zeiten, sie kommen nicht mehr zurück. Nichts mehr mit schön im Warmen sitzen bei den Illners und Plasbergs dieser Welt. Kein gepflegtes Griechenland-Bashing mehr in der «Bild». Auch damit hat der Käpt’n sich damals die eine oder andere «Drachme» dazuverdient. Kommt ihm vor, als wär’s erst gestern gewesen. Und heute? Heute sitzt er im Jobcenter und wird von seinem Sachbearbeiter verhöhnt: «Tja, Herr Sinn, Sie sind jetzt im kritischen Alter. Zu alt für die Drückerkolonne, zu hässlich, um auf den Strich zu gehen.» Sollte wohl witzig sein.
    Im Grunde muss er ja noch froh sein, dass ihm die Leiharbeitsfirma für Kleindarsteller diesen Job hier vermittelt hat. Andere Wirtschaftsexperten hat es noch viel härter getroffen. Der Bofinger zum Beispiel schlägt sich angeblich als Leichenwäscher durch und der alte Gerke, wie er gehört hat, in einem Uranbergwerk in Weißrussland. So ist das halt heute: Wenn man einmal aus dem Arbeitsmarkt rausgerutscht ist, kommt man so schnell nicht wieder rein. Da spielst du ratzfatz Käpt’n Iglo für sechs fuffzig die Stunde.
    Mittlerweile denkt Hans-Werner Sinn, dass sein jahrelanger Kreuzzug für die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes vielleicht doch keine so gute Idee war. Wie oft hat er in Talkshows vor «maßlosen Lohnerhöhungen» gewarnt oder gemeint, dass «fünf Euro die Stunde für eine Friseurin doch besser sind als gar keine Arbeit».
    Draußen vor dem Dixi-Klo hört er den Regisseur brüllen. «Wo bleibt der beknackte Iglo? Uns rennt hier die Zeit davon! Wo ist diese dämliche Gesichtsfotze schon wieder abgeblieben?!»
    «Das Leben ist echt ein Arschloch», denkt Hans-Werner Sinn.

32. HORST KÖHLER
    Trendsetter im Präsi-Abkacken
     
    «Hoahst, guckst du mal, ob noch gelbe Müllbeutel da sind?» Das Leben als Ex-Bupräser hatte noch weniger Niveau als das Amt selbst. Aus der First Lady war wieder ein ganz normales Säugetier geworden, das täglich in Schränken und Schubladen rumwühlte, und auch er selbst, Horst   I., war wieder zu einem unscheinbaren Allerwelts-Vollhorst geworden, wie sie zu Hunderten in deutschen Parkanlagen rumlungerten.

    Pressekonferenz in Bellevue: Eine unbequeme Frage noch und Horst Köhler würde den Schießbefehl geben.
    Wenn er es sich jetzt so recht überlegte, war er damals nicht ganz richtig in der Birne gewesen, als er den Job in Bellevue wegen ein bisschen Medienkritik hingeschmissen hatte. Was hatte er schon groß gesagt? «Freie Handelswege zur Not frei schießen» – oder so ähnlich. Wohlgemerkt: Er hatte das nur GESAGT, Oberst Klein hatte an die hundert afghanische Zivilisten durch die U. S. Army ummähen lassen, ja und was war der heute? Brigadegeneral! Er selbst war nur ein alter Sack, dem neulich erst der Riva-Verlag zweihundert Euro Vorschuss für seine Memoiren angeboten hatte. Schöner Mist.
    «Hoahst, was ist jetzt mit den Müllbeuteln?» Nicht mal der Gescheitertste aller Bundespräsidenten war er, seitdem Wulff ihm den Schneid abgekauft hatte. Laut einer Umfrage der

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