Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)
Ich-bin-eine-Doppelspitze-Claudia!»
9. SEBASTIAN VETTEL
Bröööm Brööööööööööm
Sebastian hat ein gutes Gefühl. Bisher ist seine Führerscheinprüfung absolut reibungslos verlaufen. Schulterblick nie vergessen, astrein rückwärts eingeparkt, Wenden in drei Zügen – er könnte das im Schlaf. Der Prüfer auf dem Beifahrersitz macht einen sehr zufriedenen Eindruck. Alles andere wäre allerdings auch verwunderlich. Schließlich hat Sebastian Benzin im Blut. Von Kleinkindesbeinen an war die Kartbahn sein zweites Zuhause. Eines seiner ersten Worte nach «Mama» war «Zylinderkopfdichtung». Für jemanden wie ihn sollte die Führerscheinprüfung in der Klasse B keine echte Hürde darstellen.
Und tatsächlich überreicht ihm der Prüfer schließlich das begehrte Kärtchen. Sebastian freut sich wahnsinnig, bekommt aber zu seiner Überraschung doch noch eine Ermahnung: «Zwei kurze Anmerkungen, Sebastian. Erstens: Du fährst mir immer einen Hauch zu forsch. Hast immer den Impuls zu überholen. Das musst du in den Griff kriegen!»
«So, du Schlaumeier, jetzt fährst du dieselbe Strecke noch mal ohne Lenkrad.»
Sebastian hat keine Ahnung, wovon zum Teufel der Mann da eigentlich redet.
«Zweitens: Jetzt nur mal ganz hypothetisch, SOLL -TEST du eines Tages Formel-1-Pilot werden, Sebastian, ich weiß, es klingt bescheuert, aber wie gesagt, ist ja nur hypothetisch. Also, SOLLTEST du professioneller Rennfahrer werden und SOLLTE der Formel-1-Zirkus dann auch in Bahrain Station machen, was ich mir kaum vorstellen kann, weil Bahrain ja eine blutige Diktatur ist, in der immer wieder Oppositionelle verhaftet werden und in der regelmäßig auf friedliche Demonstranten geschossen wird, also wär’s doch irre, so ein Kackregime noch mit der Formel 1 zu adeln … Andererseits, dem gierigen Ecclestone muss man ja leider alles zutrauen … Was wollte ich sagen? Ach so, ja: SOLLTE es also wider alle Vernunft mal ein Formel-1-Rennen in Bahrain geben und SOLLTEST du dann als Formel-1-Pilot mitfahren und SOLLTEN dich dann die Journalisten fragen, ob man in einem Land wie Bahrain überhaupt so ein Rennen veranstalten darf, ist es total wichtig – Sebastian, hörst du mir zu? – TOTAL wichtig, dass du in so einem Interview EINS auf gar keinen Fall sagst, nämlich: ‹Um das ganze Thema Menschenrechte wird hier ein großer Hype veranstaltet.›
Verstehst du, Sebastian? Wenn du so was unfassbar Doofes sagen WÜRDEST, kämst du richtig scheiße rüber. Aber richtig scheiße! Wie eine verwöhnte kleine Bratze, die nicht kapiert, dass es zu viel Hype um Menschenrechte gar nicht geben kann. Was es in der Tat geben kann, Sebastian, ist zu viel Hype um ein paar Zwerge in albernen Strampelanzügen, die Millionen in den Arsch geschoben kriegen, nur weil sie mit ihren Autos wahnsinnig gut im Kreis fahren können. Merk dir das bitte! Nur für den Fall der Fälle.
Okaydokey, das wären also meine zwei Anmerkungen. Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Führerscheinprüfung, Sebastian!»
Hinweis der Autoren: Anmerkung zwei hat Sebastian Vettels Prüfer damals gar nicht gemacht. Im Nachhinein muss man sagen: Leider.
8. FRIEDRICH MERZ
Sauerland, here I come
Es ist Wochenende, Friedrich Merz hat frei. Eigentlich hat er mehr oder weniger an jedem Wochenende frei, seitdem er nicht mehr im Bundestag sitzt. Jetzt sitzt er stattdessen zu Hause in seinem Sauerland und dort in seinem Sessel.
Heute will er mal wieder so richtig die Sau rauslassen.
In der Garage steht vollgetankt das Zündapp-Mofa, und im Radiorecorder liegt abspielbereit die Kassette mit den Top-Hits von der George-Baker-Selection. Friedrich Merz stiehlt sich durch die Gartentür aus dem Haus – alle anderen schlafen noch. Mit einem Tritt erwacht das mörderische Zweitakt-Aggregat zum Leben. Der Zehn-Millimeter-Bing-Vergaser versorgt gigantische neunundvierzig Kubikzentimeter mit erstklassiger Gemischaufbereitung. Friedrich Merz steigt auf den Bananensattel, der High-Rider-Lenker fühlt sich noch genauso an wie damals. Zwischen den Griffen hat er seinen Schaub-Lorenz eingehängt, er drückt die Play-Taste, und die George-Baker-Selection röhrt ihr unnachahmliches «Una Paloma Blanca» durch die verschlafene Siedlung im Sauerland.
Friedrich Merz dreht am Gasgriff. Eineinhalb PS zerren an der Fliehkraftkupplung, und hui, los geht die wilde Jagd. Friedrich Merz ist wieder ganz der Rocker, der er auch in den Siebzigern war. Die Stoppelfrisur flattert im Wind
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