Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
eine weise Frau befragt, wie ich dich davor bewahren könnte, ein Kind zu empfangen, und dich gleichzeitig lieben könnte. Sie hat mir ein Kraut gegeben, das die Kraft meines Samens mindert.«
    Er drückte mein Gesicht gegen seine Schulter.
    »Weine nicht, Geliebte«, sagte er. »Irgendwie werden wir bald wieder freikommen.«
    Seine Küsse waren sanft. Ich wusste nicht, warum ich weinte, doch ich fühlte mich betrogen. So viel zu Coca-Colas.
    Als ich am nächsten Morgen zur Arbeit antrat, hinkten bereits alle Shanas Vorgaben hinterher. Ich fand mich am Mühlstein wieder, und zwar mit doppeltem Tagespensum. Wahrscheinlich konnten meine Datteln warten. ‘Sheva und ich waren fast mit dem Mehl fertig, als Shana auf mich zukam. Augenblicklich begann es fieberhaft in meinem Kopf zu arbeiten: Hatte ich vielleicht etwas kaputtgemacht? Jemanden beleidigt? Mir wollte nichts einfallen, doch andererseits hatte das nicht viel zu bedeuten.
    »Du«, sagte sie, doch weniger heftig als üblich. »Komm mit. ‘Sheva, übernimm ihre Arbeit.«
    Die Transuse nickte bedächtig, während Shana mich hochriss. »Du musst dich erst waschen«, meinte sie mit einem prüfenden Blick. Ich zupfte an meinem Kleidsaum. Ich hatte gestern gebadet und mich heute Morgen mit dem Schwamm gewaschen, doch mein Haar sah schrecklich aus. Seufzend befahl sie mir, ihr zu folgen.
    Wir gingen in den Palast und bogen dann in den Frauenflügel ab.
    Kaum waren wir dort angekommen, bellte Shana nach Wasser und Kleidern. Was ging hier vor? Durfte ich sie das fragen? »Zieh dich aus«, sagte sie. »Du sollst vor haMelekh treten. So wie du jetzt aussiehst, würdest du ihn beleidigen und damit ein schlechtes Licht auf mich werfen.«
    »Den König?«, wiederholte ich baff.
    Sie sah mich grimmig an. »Ken. Den König.«
    Ich wurde ausgezogen, untergetaucht, gewaschen, abgetrocknet; mein Haar wurde gekämmt und geflochten.
    Dann überreichte Shana mir widerstrebend ein neues Kleid.
    Es sah phantastisch aus, dunkelgrün mit einem blauen Band. Dazu bekam ich eine passende Schärpe mit winzigen blauen, grünen und goldenen Streifen.
    »Das gehört dir«, sagte sie und überreichte mir das Goldgeschmeide, das ich bei meiner Ankunft getragen hatte. Der pele-stische Schmuck war wunderschön: kompliziert gearbeitete Arabesken und Wirbel, die sich durch alle vier Reihen der Halskette wiederholten. Die Ohrringe waren schwer; tatsächlich baumelten sie bis auf meine Schultern.
    Es war keine Aufmachung für eine Sklavin. »Todah«, sagte ich, »doch das hier stammt aus einem anderen Leben.«
    Ihr Blick fiel auf das Loch in meinem Ohr und auf das Kettenstück, das sich von einem Ohr zum anderen zog. Die Enden verbarg ich zum Schutz unter meinen Kleidern, direkt auf der nackten Haut. Shana winkte eine der Frauen herbei, die mein Haar zurechtrückte und dann ein blaues Stirnband festknotete, mit dem das ganze Arrangement an Ort und Stelle gehalten wurde. Was sollte das alles? Ich war eine Sklavin!
    »Möchtest du diese hier haben?«, fragte ich wenig später und streckte Shana dabei die Ohrringe mit der Halskette hin.
    Sie errötete! Die Falten in ihrem Gesicht glätteten sich, während sie ehrfürchtig die Halskette betastete. »Ich habe noch nie etwas so Feines gesehen«, gestand sie leise.
    »Dann nimm es, es ist für dich«, drängte ich.
    Sie lächelte. »Diese Zeiten sind für mich vorbei.«
    »B’seder«, bestätigte ich und gab ihr dabei mein Geschmeide zurück. »Für mich auch.«
    Sie sah mich kurz an und verwandelte sich gleich darauf wieder in die altbekannte Shana. »Was stehst du noch hier rum? Los!« Sie wandte sich an die Übrigen. »Ist sie nicht bezaubernd? Ein Bild von einer Frau! Seht ihr? So gut sorgt Sha-na für den Palast und für ihre Sklavinnen. Jetzt geh«, befahl sie mir. »In den Audienzsaal.«
    Ich klappte den Mund auf, um zu fragen, wo der sei, doch sie kam mir zuvor: »Mach dir keine Gedanken, wo der Saal ist, dein Mann wartet vor der Tür auf dich.«
    Ich kam mir ein wenig wie Aschenputtel vor - hatte sie sich auch so benommen gefühlt? -, als ich durch den Harem eilte. Cheftu stand, sauber und gestärkt wie ich selbst, im Gang. Sein Schurz war eng gebunden und bunt gemalt. Das Haar reichte ihm inzwischen beinahe bis auf die Schultern, und sein Bart war frisch gestutzt. Die Schläfenlocken fielen in tintenschwarzen Kringeln über seine Ohren. Auch er war über diese Anordnung und die zuvorkommende Behandlung verblüfft.
    Er streckte mir die Hand

Weitere Kostenlose Bücher