Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Apiru.«
    Yoav sah mir ins Gesicht. »Die Apiru sind ein entfernter Zweig«, erklärte er. »Es ist eine abfällige Bezeichnung für all jene, die sich nicht dem Vertrag anschließen wollten, den unsere Vorväter mit unserem Berggott geschlossen haben, als sie in seinem Heim waren.«
    Sprachen sie von Gott auf dem Berg Sinai?
    »Es sind keine vollwertigen Bürger«, ergänzte N’tan. »Sie stammen wie wir von Avraham ab und sind beschnitten, doch sie blieben hier, als Yacov und sein Stamm nach Ägypten gingen und dort zu Sklaven wurden.«
    Sie waren also Bürger zweiter Klasse, weil sie vernünftig genug waren, sich nicht versklaven zu lassen?
    »Kennt dein Sklave den Weg durch den Sinai?«, fragte Yoav.
    Allmählich zeichnete sich ab, wohin sie wollten. Auf den Sinai und nach Midian. Ich wiederholte die Frage, und Cheftu zögerte. Keiner von uns wusste, wie wir uns verhalten sollten. »Halbwegs«, übersetzte ich seine Antwort.
    Am Spielbrett hatte Dadua über Yoav gesiegt. Er lachte laut auf und lehnte sich zurück. »Erzähl ihnen die Geschichte, Yo-av«, befahl er.
    Wie ich schon geargwöhnt hatte, sah Yoav Cheftu an und begann die Geschichte zu erzählen; auf Ägyptisch.
    »Vor Generationen war mein Volk Sklave deines Volkes.« Er lächelte grimmig. »Eigenartig, welche Windungen ein Fluss manchmal nimmt, aii! Unser Gott schlug die Götter der Ägypter. Schließlich erklärte sich euer Pharao Thutmosis bereit, mein Volk ziehen zu lassen. Doch erst nachdem viel Leid, viele Plagen und Pocken über dein Volk gekommen waren.«
    Cheftus Miene blieb versteinert. Doch mir fiel zum ersten Mal auf, dass er zwar die Kleider und sogar das Haar der Stammesmänner trug, aber immer noch fremdländisch aussah. Er war durch und durch Ägypter, selbst wenn er als Franzose geboren worden war, ganz gleich, welches Kostüm er trug. Ich hatte mich in einen Ägypter aus dem Altertum verliebt. Cheftu nickte knapp, um Yoavs Worte zu bestätigen.
    »Weil wir bei unserem Auszug so viel Chaos und Kummer auslösten, gingen wir zu unseren Nachbarn, den Ägyptern, und baten sie um ihr Gold.«
    »Nachdem euer Gott ... mein Volk mit Pocken geschlagen hatte?«, stellte Cheftu klar.
    »Sie hätten uns alles gegeben«, sagte Yoav, »nur um uns loszuwerden. Und so zogen die Abkömmlinge unseres Stammes, der frei, aber arm in Ägypten eingezogen war, vierhundert Jahre später frei und wohlhabend wieder aus.«
    Wieder ließ Yoav die Zähne unter seinem dunklen Bart zu einem Lächeln aufblitzen. Ich hörte das Flüstern und Schlagen Avgay’els am Webstuhl. Daduas kritischer Blick lag auf Cheftu, nicht auf Yoav.
    N’tan musterte uns alle. Wem sah er nur ähnlich?
    »Mit diesem Gold beladen, reisten wir durch den Sinai hinab, bis unser Gott das Rote Meer für uns öffnete und uns trockenen Fußes ans andere Ufer gelangen ließ.«
    »Ihr habt einen sehr mächtigen Gott«, meinte Cheftu höflich. Er war ein exzellenter Schauspieler; man hätte nicht geahnt, dass er denselben Gott verehrte. Oder dass er mit eigenen Augen verfolgt hatte, was für diese Menschen nur eine Legende war.
    »Also«, Yoav lehnte sich zurück, »überlegte Pharao es sich anders und schickte uns seine Pferde und Streitwagen nach. Sie sind dort ertrunken.«
    Ich erinnerte mich noch gut daran. Ich war dabei gewesen, ich hatte wie versteinert vom Strand aus zugesehen. Ich war erschüttert, entsetzt gewesen. Bei der Erinnerung wurde mir immer noch ein wenig übel und zittrig. Dies war kein ruhiger, vernünftiger Gott. Dies war Gott, der Herrscher über das Universum, der Oberkommandierende in der Höhe, GOTT der Allgewaltige.
    Irgendwie machte er mir Angst.
    »Mein Volk tanzte vor Freude am anderen Ufer und zog dann tiefer in die Wüste hinein, wo ihr Anführer, ha Moshe, schon früher gelebt hatte. Sein Schwiegervater hatte dort Schafe gezüchtet, also führte er die Stämme hindurch. Nun ...« Yoavs Arroganz legte sich allmählich. »Sie schlugen ihr Lager am Fuße des Berges Horeb auf, wo ha Moshe schon einmal mit Shaday gesprochen hatte. Er brachte sein ganzes Volk dorthin, denn so war es ihm aufgegeben worden: nach Ägypten zu gehen, sein Volk zu holen und es zurückzubringen.«
    Yoav rief nach Wein; ich wollte schon loslaufen, doch Cheftu legte beschwichtigend die Hand auf meinen Arm. Ich war nicht als Sklavin hier. Benimm dich nicht wie eine, schalt ich mich selbst. Yoav trank aus seinem Becher und beendete dann seine Geschichte.
    »#aMoshe ging los, um vor Gott zu treten.

Weitere Kostenlose Bücher