Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Priester Amun-Res? »Was tust du hier?« Sie sah sich um. Gleich darauf hatte sie die Türen verriegelt, durch die man auf den Gartenweg kam, und die Vorhänge zugezogen. »Wenn uns einer sieht, müssen wir beide sterben.«
    Er blieb stehen und sah sie tapfer an.
    »Meine Majestät, Herrin -«
    RaEm wirbelte herum. »Was hast du gesagt?«
    Sein Blick war fest und trotzig. »Herrin, denn das bist du doch, oder nicht?«
    RaEm verschränkte die Arme. »Ich bin Semenchkare, der Gemahl Meritatons und Mitregent Ägyptens.«
    »Das tut für mich nichts zur Sache, auch wenn mir das Kind Meritaton Leid tut«, sagte er. »Sie weiß es nicht, oder?«
    RaEm schwieg. Woher wusste er Bescheid? Wie war er darauf gekommen?
    Hatte er mit jemandem darüber gesprochen?
    »Es tut nichts zur Sache«, wiederholte er. »Nur insofern: Wir müssen Amun-Res Priesterschaft wieder zusammenführen. Die Felder verrotten, die Menschen werden verhungern, weil uns die Männer fehlen, um das Essen zu verteilen.«
    »Ich kann nichts unternehmen«, wehrte sie ab. »Allein dadurch, dass ich dir zuhöre, setze ich mein Leben aufs Spiel.«
    Horetamun zog seine Kapuze wieder über. »Wenn du bereit bist, wie ein wahrhafter Pharao zu handeln, dann lass es mich wissen.«
    Er drehte sich um und entriegelte die Tür zum Garten.
    »Wenn die Zeit zu handeln für uns gekommen ist, Horet«, sagte sie, »dann lass es mich wissen.«
    Über Shavu’ot leerte sich die Stadt, denn alle Männer mussten nach Shek’im ziehen, wo der Be’ma-Thron, der Gnadenthron, wartete. Auf ihm ruhte Yahwes Macht.
    Wenn Yahwe in Shek’im war, warum stiefelten die Zekenim dann auf den Berg, um ihn zu sehen?, fragte ich mich. Doch ich stellte keine Fragen. Sklavinnen stellen keine Fragen. Ich wurde allmählich so stumm wie meine Transuse.
    Ich würde also vorübergehend meinen Mann verlieren. Dann beschloss jemand, dass ich nicht allein wohnen sollte, und ich wurde in den Frauenflügel des Palastes umgesiedelt: Avgay’els Territorium, da Mik’el auf die andere Straßenseite umgezogen war.
    Die Männer kehrten allmählich von ihrer Reise zurück und machten sich an die niemals endende Arbeit in ihren Weingärten. Ich war damit beschäftigt, wie besinnungslos Getreide zu mahlen und zu schwitzen, als eines Nachmittags ein Soldat, kein Gibori, sondern ein normaler Soldat, neben mir niederkniete. Die Transuse war irgendwohin verschwunden. Sie tauchte immer öfter ab. Mir war das gleich; solange sie weg war, brauchte ich mich nicht abzumühen, ein Gespräch in Gang zu bringen.
    »Isha, in der dritten Wache möchte Yoav dich sehen.« Außer seinen kristallblauen Augen nahm ich kaum etwas an ihm wahr.
    Damit verschwand er wieder. Während der dritten Wache des Tages oder der Nacht? Ich zog es eindeutig vor, Yoav im hellen Tageslicht aufzusuchen, vor allem da mir diese Einladung zu einer Unterredung reichlich unorthodox vorkam. Schließlich war ich seine Sklavin und hatte ihm jederzeit zur Verfügung zu stehen. Warum ließ er mich nicht einfach abholen?
    Doch immerhin bot sich dadurch ein Vorwand, aus dem Palast zu kommen.
    Gegen vier Uhr schien die Sonne immer noch, und der Hof war menschenleer. Es war die dritte Tagwache. Ich stand auf, schüttete das Mehl in den entsprechenden Vorratsbehälter und sah mich dabei um. Niemand beachtete mich.
    Ich schlenderte durch den Gang und schnappte mir einen Wasserkrug. Wenigstens konnte ich so behaupten, ich sei auf dem Weg zum Brunnen, obwohl man mir diese Aufgabe nie zuvor übertragen hatte - ich war nur ein einziges Mal dort gewesen. Ich huschte durch den Hof und bemerkte dabei, dass niemand mich bemerkte. Mal was ganz anderes, dachte ich sarkastisch.
    Draußen. Wow! Ich war draußen! In der Stadt. Mamre. Noch nie war ich ohne Begleitung auf dieser Seite der Palasttore gewesen. Vor Aufregung musste ich beinahe kichern.
    Yoavs Heim stand Seite an Seite mit Daduas, da wir alle miteinander in einer Art Kommune lebten. Sollte ich vorn oder hinten an seinem Haus vorbei?
    »Isha, komm mit.« Verdutzt drehte ich mich um. Es war derselbe Soldat wie am Morgen, nur wirkten seine Augen jetzt weniger atemberaubend und eher roboterhaft. Er war mir ein wenig zu entgegenkommend. Ich wurde misstrauisch. Wer war dieser Typ? Wusste ich mit Sicherheit, dass Yoav ihn geschickt hatte?
    »Sag mir, wohin ich gehen soll, dann werde ich schon hinfinden«, entgegnete ich.
    »Ich bringe dich hin.«
    »Ich finde schon hin«, wiederholte ich entschiedener. Ich war als Frau

Weitere Kostenlose Bücher