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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Locken über seinen Ohren nach vorne fielen. »Dein Mann ist ein ägyptischer Schreiber, Ishat«
    »Ja«, antwortete ich.
    »Und du bist >eine Göttin    »Lo.«
    Er lehnte sich zurück. »Ich weiß noch von unseren Verhandlungen in Ashqelon, dass du strategisch denken kannst«, sagte er. »Das hast du heute Nacht erneut bestätigt. Du nimmst deine Umgebung wahr, du verstehst mit Licht und Schatten zu verschmelzen. Woher kannst du das?«
    Ich sah auf Avgay’el. Ihr Blick war düster, aber freundlich. Oder spielten sie >guter Israelit/böser Israelit< mit mir?
    »Weshalb willst du das wissen?«, fragte ich. »Was hätte ich daraus lernen sollen, dass dein Mann mir durch die Stadt folgte?«
    »Eine dir unbekannte Stadt«, sagte er. »Die Stadt eines Volkes, dem du nicht angehörst. Doch du hast dich mit einem Krug getarnt und dein Haar und deine Ohren bedeckt, damit niemand von dir Notiz nimmt.«
    Darauf gab es nichts zu sagen. Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht. Er hielt mir meine List unverdienterweise zugute, doch das würde ich ihm keinesfalls auf die Nase binden.
    »Wer bist du? Was bist du?«
    »Du hast es selbst gesagt. Eine >Göttin<.«
    Seine grünen Augen sprühten.
    »B’seder. Behalte deine Geheimnisse für dich«, knurrte er.
    »Todah«, erwiderte ich sarkastisch.
    Auf meinen Tonfall hin zog er die Brauen hoch, um mich daran zu erinnern, dass ich eine Sklavin und er mein Herr war. Jesus, Chloe, reiß dich zusammen! »Verzeih mir«, sagte ich, ohne es auch nur im Entferntesten zu meinen.
    »Sieh mich an und sag das noch mal.«
    Ich hob den Blick; seine Augen hatten fast dieselbe Farbe wie meine, allerdings glaubte ich nicht, dass meine so ausdruckslos blicken konnten wie seine. Aus irgendeinem Grund irritierte er mich zutiefst, genau wie damals in Ashqelon. Ich biss die Zähne zusammen und weigerte mich wegzusehen. Er blieb ebenfalls standhaft. Das nächste Blickduell.
    Ich weigerte mich, als Erste zu blinzeln, und sollten mir die Augäpfel aus den Höhlen fallen. Offenbar dachte er genauso. Wir starrten einander an, ohne dass einer aufgegeben hätte. Meine Augen begannen auszutrocknen und zu tränen. Yoavs untere Lider zuckten und füllten sich mit Tränen.
    »Ach! Seid nicht so kindisch!«, mischte sich Avgay’el verärgert ein. »Das führt doch zu nichts, Yoav. Sklavin, Isha, ach, wie heißt du?«
    »Chloe«, antwortete ich, ohne den Blick abzuwenden. Die Frau hätte das eigentlich wissen müssen, schließlich arbeitete ich tagein, tagaus vor ihrer Nase.
    »Klo-ee? Na gut. Ihr habt beide gewonnen, also hört auf.«
    Keiner von uns wollte wegsehen, ihren Worten zum Trotz. Tränen liefen in Strömen über meine Wangen, genau wie bei ihm. Avgay’el schlug ihm auf die Schulter. »Yoav ben Zerui’a, deine Kinder sind vernünftiger als du! Schluss damit!«
    Seine Augen wölbten sich erbost vor, doch er weigerte sich wegzusehen. Ich musste kichern; ich lieferte mir mit einer Bibelgestalt ein Starrduell! Er begann leise zu lachen. Avgay’el versetzte ihm den nächsten Schlag. Inzwischen lachte ich schon lauthals. Sie schwenkte ihre Hand zwischen uns auf und ab und baute sich dann zwischen uns auf.
    Mein Blick wurde abgelenkt, und meine Lider begannen zu blinzeln. »Shekina sei gelobt!«, entfuhr es ihr.
    »Ihr zwei ... ach! Sieh nur, wie viel Zeit du mit diesem Unfug vertan hast, Yoav!«
    Ich rieb meine Augen, aus denen die Tränen liefen.
    »Gar nichts war vertan«, widersprach er. »Ich habe mehr über Klo-ee erfahren, als wenn ich eine Stunde mit ihr gesprochen hätte.« Sie hatten in einen anderen Dialekt gewechselt, doch ich verstand sie immer noch. Sollte ich das? Wussten sie das?
    »Isha«, sagte er zu mir. »Willst du deine Freiheit zurück?«
    DIE WÜSTE
    »Todah«, sagte Cheftu zerstreut zu dem Sklaven. Zu dem anderen Sklaven, korrigierte er. Bis das Gold ausgegraben, aufgeladen und Dadua übergeben war, würde Cheftu ebenfalls Sklave bleiben, auch wenn man ihm die Ohrketten abgenommen hatte.
    Er sah über das Land. Nicht einmal eine Eidechse krabbelte unter der glühenden Sonne herum, kein Lufthauch regte sich, sogar die Luft roch nach Schwefel.
    Als er gegen das Licht anblinzelnd in die Ferne sah, stellte er fest, dass sich die Mühe des Blinzelns nicht lohnte; es sah überall gleich aus.
    Neben ihnen erstreckte sich das Salzmeer, in dessen blaugrüner Oberfläche

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