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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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gefoppt und erregt, doch es hatte nicht genügt. Ich tue das für Ägypten - am liebsten hätte sie das laut herausgebrüllt, damit die Götter ihre Taten rechtfertigten, damit ihr Geliebter sie verstand. Er beugte sich zu ihr herab und küsste sie. »Auch du liegst mir am Herzen«, sagte er. »Komm schnell zurück.«
    Dann war Pharao verschwunden.
    RaEm starrte die Tür an, dann befahl sie den Sklaven, Wein und den Boten zu holen. Zuerst den Wein.
    »Majestät?«, hörte sie wenig später eine Stimme in der Tür. Augenblicklich stellte sie ihren Weinbecher ab und griff nach den Insignien ihrer Königswürde. Sie neigte den Kopf, da kein Schreiber oder Zeremonienmeister anwesend war, der ihre Wünsche hätte verkünden können.
    »Ein Spion aus den Kupferminen auf dem Sinai, Meine Majestät. Er bittet, dich sprechen zu dürfen«, sagte ein Sklave.
    Es war unter ihrer Würde, mit diesem Menschen zu sprechen, doch ihr blieb nichts anderes übrig. »Er soll eintreten.«
    Der Sklave wich rückwärts zurück. Gleich darauf trat ein zweiter Mann in den Raum. Er hatte dunkle Haut, war jung und hatte ein Glänzen in den Augen, das verriet, dass er zu allem bereit war. Er warf sich zu Boden und wartete auf ihren Befehl.
    »Erhebe dich«, sagte RaEm leise.
    Er kam ihrer Aufforderung nach. Über der scharfen Nase saßen zwei aufmerksame, dunkle Augen. Er kam frisch vom Barbier, das verrieten die kleinen Schnitte an Hals und Kinn. Sein Schurz war frisch gewaschen, wenn auch altmodisch. Er trug keinerlei Schmuck, lediglich eine schlichte Kupferklinge im Gürtel.
    »Sprich.«
    »Meine Majestät, ich gehöre zu den Männern, die überall nach Gold suchen sollten.«
    »Gibt es eine neue Ader?«
    »Ader? Nein, nein, meine Majestät. Es handelt sich um ein Schiff, das aus Midian kommt.«
    Was war das für ein Hohlkopf? »Das tun viele Schiffe.«
    »Dieses Schiff kommt vom Berg Horeb.«
    »Was soll das heißen? Woher weißt du das?«
    Er senkte den Blick. »Meine Vorfahren waren Apiru, meine Majestät. In Midian gibt es Gold.«
    »Eine Ader? Eine noch nicht angezapfte Quelle?« Wer herrschte über Midian? Konnte man ihn kaufen oder beseitigen? »Sprich!«
    »Aii ... eine noch nicht angezapfte Quelle, meine Majestät.«
    »Sprich!«, bellte sie ihn an.
    »Die Apiru haben viel ägyptisches Gold in den Bergen vergraben, meine Majestät. Das Schiff stammt aus Jebus in Kanaan.« Offensichtlich ahnte er, dass ihr diese Namen nichts sagten. »Während der Herrschaft von Thutmosis Osiris dem Großen sind die Apiru nach Kanaan, in ihr Heimatland, zurückgekehrt. Jetzt suchen sie ihr Gold, um es heimzubringen.«

»Wo in Midian?« Wo lag Midian?
    »Können wir ihnen zuvorkommen? Oder besser, können wir es ihnen später abnehmen?«
    Er kratzte sich an der Nase und zog die Achseln hoch. »Ja, Meine Majestät. Sie haben es bereits ausgegraben. Wenn in den nächsten« - er zählte es an den Fingern ab - »drei Tage ein Truppenkontingent lossegelt, könnten wir ihnen das Gold abjagen, ehe sie nach Jebus zurückkehren.«
    »Macht es so«, zitierte RaEm aus einer Fernsehserie. Sie hatte eine Schwäche für Jean-Luc Picard gehabt, er hatte einen geschorenen Kopf wie ein Ägypter. Er hatte über das gesamte Raumschiff Enterprise geherrscht. Ein vernünftiger und mächtiger Mann.
    Es war das Einzige gewesen, worin sich RaEm und Chloes Schwester Camille einig gewesen waren.
    »Bereitet alles vor. Ich werde mit euch kommen«, sagte sie. Ich hole Tuti, und wir kommen beide mit, dachte RaEm. Wir verlassen Achetaton, wo man uns nicht haben will, und erobern die Herzen der Soldaten, indem wir mit euch reisen.
    Er verneigte sich und wich rückwärts aus dem Raum.
    Danke, Hathor, hauchte sie.
    Dafür baue ich dir einen goldenen Tempel. Lass mich nur erst meinem Volk zu essen geben. Lass mich nicht allein.
    MIDIAN
    Seit Tagen sprachen die Sklaven kaum ein Wort.
    Alle marschierten in ehrfurchtsvollem Schweigen durch den schlüpfrigen, saugenden Sand. Cheftu bildete inzwischen die Nachhut, damit keiner zurückfiel. Alle waren gesund und kräftig, aber keiner versuchte zu fliehen. Unter dem tiefen Gewölbe des Himmels bekam sogar die Sklaverei etwas Tröstliches, sie erschien wie eine Art Heimat, sie gab ein Gefühl von Zugehörigkeit.
    Dann blieben alle wie auf Kommando stehen und bildeten eine Menschenmauer. Cheftu drängte sich nach vorn und stellte dabei fest, dass sie einen kleinen braunen Hügel hinaufgestiegen waren, der in all dem Sand gar nicht aufgefallen

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