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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ist bestimmt schwul.
    Und in diesem Moment begriff ich, wer er war.
    Meine Haut vereiste. Auf gar keinen Fall; das war doch nicht möglich, oder? Ich sah zu Cheftu hinüber, der immer noch stirnrunzelnd seinen Federkiel kreisen ließ. Vielleicht hatte ich mich geirrt; vielleicht war ich übermüdet; vielleicht halluzinierte ich ja.
    »Hat Adon eine große Familie?«, wollte Hiram wissen.
    Daduas Stimme schwoll vor Stolz an. »Vier Frauen und elf Söhne.«
    »Ach! Eine wunderbare Familie. Und Diener? Ich frage das, weil ich wissen muss, wie viele Räume und Treppen wir brauchen werden.«
    Avgay’el sprang ein: Es war einfach sehenswert, wie sie und Dadua sich den Ball zuspielten. »Einhundert.«
    » Ach! Das reicht, um es allen angenehm zu machen.« Hiram rülpste. »Ein guter Wein. Mein Becher ist leer.« Ein Mundschenk eilte herbei und schenkte das Gefäß wieder voll.
    Ich hatte Recht! O Gott, o Gott. Ich konnte mich kaum noch still halten. Nur das Wissen, dass ich dadurch alle Blicke im Raum auf mich ziehen würde, hielt mich davon ab, kreischend die Flucht zu ergreifen. Das konnte doch nicht wahr sein ... das durfte doch nicht wahr sein! Bestimmt war die Welt nicht so klein?
    Nicht an diesem Hof! Nicht zu dieser Zeit, bitte nicht! Wieder sah ich zu Cheftu hinüber. Er hatte noch nicht gemerkt, wer dieser Hiram war. Vielleicht würde er sich noch länger von dem Bart, den Locken, dem scheinbaren Alter hinters Licht führen lassen.
    Der Bote hatte sich wieder gefangen und verkaufte Dadua weiter seine Träume. Terrassen und private Innenhöfe, geflieste Böden und plätschernde Brunnen. Mit Gold eingelegte Möbel - zu einem Spottpreis, weil die Möbel von seinem Bruder geschreinert wurden und nicht unter Hirams Angebot fielen -, und dann klatschte er sich mit der Hand auf die Stirn. »Ha-Adon, ich muss dich um Vergebung bitten!«
    Plötzlich spannten sich alle im Raum an. Was hatte er getan?
    »Mein Herr hat mir ein Mitbringsel, ein Geschenk mitgegeben. Ach! Was für ein nutzloser alter Greis bin ich doch!« Er drehte sich um und pfiff. Nichts. Er pfiff erneut. Immer noch nichts. Die eben noch entspannten Giborim waren auf der Stelle alarmiert. Einige Hände ruhten bereits auf den verzierten Heften ihrer Dolche.
    Die Türen flogen auf und ein unförmiges Etwas wurde auf dem Rücken eines Riesen hereingetragen. Alle im Raum schnappten nach Luft, sowohl wegen des Gegenstands als auch wegen des Riesen. Der Gigant nahm das Ding vom Rücken herunter, woraufhin alle Anwesenden die Köpfe einzogen, um sie nicht versehentlich abrasiert zu bekommen, und setzte es ab. Mit einer befremdlich graziösen Geste zog er die Abdek-kung herab.
    Wieder schnappten alle nach Luft.
    Es war ein Thron, ein ausgesprochen eleganter Sessel, flankiert von zwei riesigen geflügelten Löwen. Das ganze Ding war so weiß, dass es zu glühen schien. Auf Armlehnen und Stuhlbeinen waren mit Gold Trauben und Granatäpfel hervorgehoben, kunstvolle Schnitzereien in ... mein Gott, war das Elfenbein? Der Gigant war wieder hinausgegangen und kehrte nun mit einem passenden Fußschemel zurück, der mit Zebrafell überzogen war.
    Jetzt war mir klar, wie gefährdete Tierarten zu gefährdeten Tierarten werden konnten.
    »Ha-Adon hat sich nach der Schönheit des Palastes, nach der Qualität der Arbeiten erkundigt«, sagte der Bote. »Dies soll dir als Beispiel dienen.«
    Der Gigant kehrte mit immer neuen klobigen Paketen zurück.
    Wir beobachteten, wie er sie auspackte und zusammensetzte. »Was ist das?«, rief schließlich ein Gibori.
    »Ich zeigen«, antwortete er mit tiefer Stimme. Dann hob er den Thron hoch - auf dem bereits Dadua Platz genommen hatte. Die Giborim wollten ihm schon in den Arm fallen, doch er setzte Dadua gleich wieder ab und trat dann zurück. Er hatte etwas unter den Thron geschoben, eine Art Podest, und fügte nun weitere atemberaubend gearbeitete Teile zusammen.
    Nur dass diese Teile nicht weiß waren, sondern schwarz glänzten und mit noch mehr Gold belegt waren. Lange arbeitete er, wobei er immer weiter in die Menge zurückwich, die sich bereitwillig zurückzog. Schließlich richtete er sich auf. Er war fertig?
    Eine Folge von sieben breiten Stufen reichte, von kleineren geflügelten Löwen gesäumt, zum Thron hinauf.
    Es war einfach ... wow!
    »Findest du Gefallen an der Arbeit meines Herrn?«, fragte der Bote. »Möchtest du sein Geschenk annehmen?« Ich sah ihn noch mal an. Es war unübersehbar. Ich konnte gar nicht begreifen, dass

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