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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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baden?«
    Er lächelte. »Ist dir heiß?«
    Ich zupfte an meinem langärmligen Kleid mit hohem Kragen und hob dann das Kopftuch ab. Wegen meiner hellen Haut musste ich quasi in einer Rüstung arbeiten. »Ich werde mich nie wieder abkühlen«, beschwerte ich mich.
    Er streckte die Hand nach mir aus. »Was erntet ihr gerade?«
    Was ernteten wir eigentlich nicht? Die sommerliche Reifezeit traf genau mit der Sommerhitze zusammen. Die Trauben wurden immer praller; Pfirsiche, Birnen und Pflaumen fielen fast von den Bäumen, Gurken, Zwiebeln und Lauch mussten eingebracht werden. Jeden Tag zupften wir Salat. Zitronen und Limonen, aber keine Orangen. Kannte man die noch nicht?
    Die Oliven reiften ebenfalls heran, die Granatapfelbüsche waren mit roten Blüten bedeckt, und die Feigen verströmten süßen Duft.
    Ich folgte ihm - es war zu heiß zum Händchenhalten - durch den Hof auf die Straße hinaus und ein paar gottlob schattige Treppen hinab. Qiryat Dadua lag wie ausgestorben unter der brennenden Sonne. »In Ägypten muss es jetzt schlimm sein«, dachte ich laut.
    Er schoss mir einen verdutzten Blick zu und ging weiter.
    Zorak hielt Wache. Er grüßte uns beide und ließ uns ein.
    Das nächste Déjà-vu, dachte ich. Dadua und Yoav hatten sich auf dem kühlen Boden breitgemacht und spielten wieder einmal ihr Brettspiel. Avgay’el webte mit hochgebundenem Haar und nackten Armen träge vor sich hin. Immer wieder nickte sie bei ihrer Schlacht gegen die Nachmittagshitze ein. Ahino’am saß an die Wand gelehnt, ein schlafendes Kind an ihrer Brust. N’tan hockte im Schneidersitz auf dem Boden und schnitzte.
    Sie hatten keine einzige Lampe angezündet.
    Yoav sah auf, blickte erst Cheftu, dann mich an und schaute dann wieder auf sein Spiel. N’tan bemerkte uns und sprang auf. »Che-Chavsha«, sagte er. »Und Klo-ee. Willkommen.«
    Man ließ uns sitzen und bot uns Wein an. Dann wandte sich auch Dadua von seinem Spiel ab. Er hatte das Haar zum Pferdeschwanz gebunden und hockte in nichts als einem gemusterten Schurz auf dem Boden. Die Schläfenlocken hatte er hinter die Ohren geschoben, und er war barfuß. Seine olivfarbene Haut glänzte schweißig, aber selbst das sah gut bei ihm aus.
    »Chavsha«, sagte er. »N’tan hat mir berichtet, dass du in der Wüste unschätzbare Dienste geleistet hat. Auch an meinem Hof hast du dich als unschätzbar erwiesen. Daher möchte ich dir gerne offiziell das Amt meines Schreibers übertragen.«
    War ich die Einzige, die sah, wirklich sah, wie der Puls in Cheftus Hals zu rasen begann? Mein Gemahl senkte weltmännisch den Kopf. »Es ist mir eine Ehre, Adoni. Dein Wille geschehe.«
    Die schwarzen Augen hefteten sich auf mich. »Yoavi behauptet, dass du zwar als Heidin gelebt hast, Isha, aber den Nefesh einer Stammesschwester hättest.« Ich spürte, wie ich rot zu werden begann. »Doch vor allem auf Grund deiner diplomatischen Erfahrung lade ich dich ein, G’vret Avgay’el als Hofdame zu dienen und ihr in Fragen des Zeremoniells mit Rat zur Seite zu stehen.«
    Hofdame? Aber wir befinden uns in den Jahren vor dem JETZT, Chloe. Wenigstens kommst du auf diese Weise aus der Küche raus! Würde ich dadurch auch von der Feldarbeit erlöst? Auf jeden Fall bliebe mir fortan der Mühlstein erspart.
    »Es ist mir eine Ehre, Adoni.« Ich versuchte mein Lächeln zu unterdrücken. Schließlich befanden wir uns in der Bibel. »Dein Wille geschehe.«
    Zwei weitere Besucher gesellten sich zu uns. Einer davon war ein neuer Seher aus dem Stamm Gad, der andere ein Prophet, der im Negev gelebt und sich während seiner Prophezeiungen von Heuschrecken ernährt hatte. Ich warf Cheftu einen schnellen Blick zu, doch der war zu verblüfft, um auf mich zu achten.
    Dadua setzte sich auf, sodass Ahino’am ein paar Kissen hinter seinen Rücken stopfen und seinen Weinbecher nachfüllen konnte. Wir Übrigen wurden von Sklaven bedient. Wieder einmal hatte mich das Rad des Schicksals tief beeindruckt; vor einem Monat war ich noch zu unwichtig gewesen, um diesen Raum betreten zu dürfen; nun bekam ich eine persönliche Einladung.
    »Man hat Ägypter auf dem Weg hierher gesichtet. Pharao Semenchkare, soweit ich gehört habe«, sagte Yoav zu mir, ohne mich dabei anzusehen.
    »Im Westen werden Bewegungen unter den Pelesti gemeldet, Isha«, sagte Abishi.
    »Sie ist jetzt G’vret«, korrigierte Dadua seinen General.
    »Tov, todah«, zuckte Abishi betreten zurück.
    »Was für Bewegungen?«, fragte ich. Wadia würde doch nichts im

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