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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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den Sieg in der Schlacht garantieren.
    Ein interessantes, doch unnötiges Ritual, wie ich meine. Den Berichten nach bist du ein Mann der Stärke, der Gnade und der Kunst. Darum schlage ich Folgendes vor, um der vereinten Ziele von Frieden und Handel zwischen unseren Völkern willen:
    Der Mann, der diese Nachricht überbracht hat, ist mein oberster Baumeister und Architekt.« Cheftu sah den Boten an, genau wie wir alle. Tränen flossen über das Gesicht des Mannes. Hatte er Schmerzen? Seine Augen waren immer noch geschlossen, und er keuchte hektisch. Die Hände hatte er unter dem Hemd seiner Tunika zu Fäusten geballt. Etwas an ihm kam mir eindeutig bekannt vor. Cheftu las weiter.
    »Er und seine Männer werden dir zum Zeichen dafür, wie sehr ich an dich glaube, einen Palast aus tsorischer Zeder erbauen -«
    Die Menschen aus den Stämmen hielten den Atem an.
    »- mit Nebengebäuden und Regierungsräumen. Eure Nation ist jung und stark, und sie setzt den Waden der Pelesti zu. Ich wünsche sie wachsen zu sehen.«
    Ich schaute auf Dadua. Sein Blick war fest auf den Boten gerichtet; hatte er dieses unglaubliche Angebot überhaupt mitbekommen? Cheftu fasste zusammen:
    »Sollte ha-Adon an seinem neuen Palast Gefallen finden, wird er sich vielleicht dazu herablassen, meine Karawanen sowie alle, die unter meinem Schutz stehen, von Ägypten aus durch sein blühendes Tal ziehen zu lassen. Erlaube meinem Architekten, deinen Palast zu erbauen, während du über diesen Handel nachsinnst. Ich freue mich darauf, meinem Bruder eines Tages von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Der Segen deines Gottes sei mit dir. Unterzeichnet Hiram, Zakar Ba’al von Tsor.«
    Unsere Köpfe fuhren herum wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen. Dieser alte Mann war oberster Baumeister?
    »Unmöglich«, antwortete Dadua. Wie ein Mann schauten wir ihn wieder an. Er stand auf. »Richte Zakar Ba’al aus, dass wir sein Angebot zu schätzen wissen, aber es nicht annehmen können.«
    Chef tu sah vom einen zum anderen. Mit einem kaum merklichen Stirnrunzeln betrachtete er den Boten. Hatte er dasselbe eigenartige Gefühl wie ich? »Adoni«, sagte er. Dadua sah ihn zornig an. »Als Adonis Schreiber«, fuhr er fort, wobei er das Wort »Schreiber« betonte, »würde ich vorschlagen, dass wir dem Mann Obdach für die Nacht bieten und diese Sache besprechen, nachdem er sich ausgeruht hat.«
    »Er wird nicht in meiner Stadt bleiben«, gebot Dadua.
    Er klang nicht abweisend, sondern sagte das als bloße Feststellung. Cheftu sah wieder auf den Boten. Der Mann hatte die Augen niedergeschlagen, fast als könnte er den Anblick nicht länger ertragen.
    Mein komisches Gefühl steigerte sich zu einer mulmigen Vorahnung, so als würde jemand nicht nur über mein Grab laufen, sondern darauf Polka tanzen.
    Cheftu redete leise und hektisch auf Dadua ein, um ihn zu überreden, den Mann in einem der Wachhäuser schlafen zu lassen. Immer mehr Frauen verdrückten sich vom Dach nach unten, um dem Mann einen Schlafplatz zu bereiten, auch wenn dafür irgendeine Familie heute Nacht draußen im Wald schlafen musste.
    »Das ist nicht nötig«, sagte der Bote plötzlich. »Wir haben schon ein Quartier.« Er verbeugte sich. »Vielleicht darf ich morgen vor ha-Adons Augen treten?« Im Gegensatz zu vorhin, als seine Stimme laut und kräftig geklungen hatte, sprach er jetzt beinahe schleppend. Hatte der Mann einen Schlaganfall gehabt? Sollte Cheftu ihn untersuchen?
    Offenbar war ich nicht die Einzige, die sich darüber Gedanken machte. N’tan trat vor und bot dem Boten an, ihn zu untersuchen. Der Bote reagierte aufgebracht und wich unter Entschuldigungen zurück. Die Giborim wirkten angespannt und rückten kaum merklich an Dadua heran.
    Der Bote wandte sich zum Gehen und kam dabei an uns Frauen vorbei. Einen Moment lang sahen wir einander in die Augen. Sein Blick wirkte gehetzt und entblößt, so als wären seine Gefühle eben mit dem Sandstrahler freigelegt worden. Qual und Freude mischten sich in seiner Miene, dann wandte er das Gesicht ab.
    Schweigend saßen wir da und lauschten, wie er mit keineswegs müde klingenden Schritten den Rückzug über die Treppe antrat. Ein paar Giborim folgten ihm. Wie war er überhaupt in die Stadt gekommen? Hatte sich jemand darüber Gedanken gemacht?
    Dadua wandte sich an Cheftu. »Was sollte das heißen?«
    Wie viele Menschen, die nie Großzügigkeit erfahren hatten, misstraute er jedem, der mit vollen Händen gab.
    In diesem Fall war sein

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