Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho
Misstrauen wahrscheinlich berechtigt. Irgendetwas war an diesen Augen ...
»Wenn ich das richtig verstehe«, sagte Cheftu, »werden seine Männer dir einen Palast mit Nebengebäuden und Regierungsräumen errichten.«
Dadua blieb vorsichtig. »Und als Gegenleistung dürfen sie mein Königreich durchqueren?«
Cheftu zuckte mit den Achseln. »Und wahrscheinlich will er einen Platz, an dem seine Männer wohnen können.«
»Unmöglich«, urteilte Dadua wieder.
Abishi beugte sich vor. »Adoni, wir brauchen neue Häuser für unser Volk. Noch kommen wir so zurecht. Die Stammesbrüder und die Jebusi wohnen in ihren Sommerhäusern auf den Feldern und in den Weinbergen. Doch bald wird es Winter. Und hier ist der Winter kälter, als wir es gewohnt sind. Wo sollen die Menschen dann leben?«
Dadua zog die Stirn in Falten. »Ich werde nicht zulassen, dass ein Heide mit seinen Gefolgsleuten in meiner Stadt wohnt! Das wäre töricht!«
Yoav meldete sich bedächtig zu Wort. »Da hast du Recht, Adoni. Aber es muss eine Möglichkeit geben.«
»Könnten wir die Stadt vielleicht vergrößern?«, fragte N’tan. »Und ihn irgendwo außerhalb der Mauern bauen lassen?«
»Dort könnten wir ihn nicht beschützen«, wandte Yoav ein.
»Im Norden schon«, warf Abishi ein. Wir alle sahen ihn an.
»Er spricht die Wahrheit«, meinte ein weiterer, mir unbekannter General. »Zwischen hier und der Tenne der Jebusi gibt es Plateaus, die noch verbreitert werden könnten.«
Wieder sprach Abishi. »Ach, und weil sie sich zwischen dem unteren Tor und der Tenne befinden, könnte niemand dort eindringen.« »Und dennoch würden sie nicht innerhalb der Stadtmauern wohnen«, stellte Yoav klar.
Dadua durchbohrte Cheftu mit einem Blick. »Was meinst du dazu?«
»Sie handeln mit dem, was sie haben«, antwortete Cheftu. »Sie haben nichts, was sie dir sonst anbieten könnten, nichts von großem Wert. Sie außerhalb der Mauern bauen zu lassen, würde eine ganze Reihe von Problemen lösen. Noch dazu würden sie die Kosten für Material und Arbeit übernehmen.«
»Zum Ausgleich musst du sie nur durch das Land der Stämme reisen lassen«, sagte Abishi.
»Wir könnten sie sogar eskortieren«, ergänzte Yoav. »Auf diese Weise würden die Giborim zwischen ihren Einsätzen gegen die Pelesti in Übung bleiben.« Sein Blick tastete kurz die Zuhörer ab. Ich sah, wie Cheftus Miene sich verhärtete. Dieser Mann ließ sich wirklich keine Gelegenheit entgehen.
Dadua gähnte. »Ich werde darüber nachdenken.«
Im Chor antworteten wir: »Dein Wille geschehe.«
»Wenn ihr bei uns bleiben wollt, müsst ihr unsere Gesetze befolgen«, sagte Dadua.
Wir schmorten in dem engen, behelfsmäßigen Audienzraum im eigenen Saft. Abgesehen von dem Wasserfall in seinem Harem hatte Abdiheba keinerlei Sinn für Ästhetik gezeigt. Alle Bauten waren für einen Belagerungsfall konzipiert.
Bei dem Gedanken rutschte ich nervös herum.
Der Bote neigte den Kopf. »Ha-Adons Wille geschehe«, sagte er. Er klang wieder kleinlaut. Vielleicht war sein donnernder Auftritt auf dem Dach nur Show gewesen?
»Wann werdet ihr anfangen?«, fragte Cheftu.
Der Bote senkte den Blick und murmelte: »Morgen, Adon. Morgen werden wir einen Bauplatz vorbereiten.«
»Wie lange wird das dauern?«
»In drei Monaten von heute an werdet ihr in diesem Palast
wohnen.«
»Verzeih mir, Vater, doch das ist unmöglich«, sagte Abishi.
Der Bote sah ihn mit zornsprühenden Augen an. »Vor zwei Tagen hat euer Lehnsherr behauptet, es sei unmöglich, überhaupt zu bauen. Jetzt behauptet ihr, es sei unmöglich, ein Gebäude in drei Monaten zu errichten! Ich glaube nicht, dass dieses Wort das bedeutet, was ihr glaubt.« Er drehte sich wieder zum Thron und zu Cheftu, N’tan, Dadua und Yoav um.
Seine Bewegungen wirkten ... vertraut. Ich zog die Stirn in Falten und versuchte mich zu entsinnen, wo ich ihn oder jemanden wie ihn schon einmal gesehen hatte.
»Euer Palast wird in drei Monaten noch nicht fertig sein, doch ihr werdet bereits darin wohnen können«, stellte der Bote klar. Wusste irgendwer, wie er hieß? Fand es niemand außer mir komisch, dass niemand das wusste? In meinem Kopf hörte ich Cheftus Warnung davor, seinen wahren Namen zu offenbaren.
»Wie kann ein so alter Mann .? Aber wie willst du ihn bauen? Ich sehe nicht, wie du Holz schleppen könntest!«, kommentierte ein Soldat.
»Er ist der Aufseher«, belehrte ihn ein anderer.
Der Bote sah den ersten Soldaten an und gab mir dadurch zum ersten
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