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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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dahin«, sagte sie. »Ich werde es Dadua sagen.«
    »Was für eine Strafe steht darauf?«, fragte ich. Ich glaubte zu wissen, wer der Täter war, wer dieses arme Kind so missbraucht hatte.
    Alle sahen mich fassungslos an.
    »Das war Uri’a, das würde ich beschwören. Ich habe euch doch erzählt, wie er sie vorhin angesehen hat.« Ich sah mich um. »Gibt es hier ein Gefängnis? Wird er ausgepeitscht?«
    Avgay’el sah mich stirnrunzelnd an. »Manchmal vergesse ich, dass du eine Pelesti bist, Klo-ee. Er wird nicht bestraft werden. Sie werden heiraten.«
    »Aber er hat sie vergewaltigt! Und jetzt soll er sie heiraten, damit er sie nach Lust und Laune wieder vergewaltigen kann?«
    Daduas Gemahlin zuckte mit den Achseln. »Es ist die am wenigsten elegante Methode, zu einer Braut zu kommen, na-chon -«
    »Was für Methoden gibt es denn sonst?«, fragte ich zornig.
    »Verführung oder Kauf«, antwortete sie. »Wie hat dein Mann denn dich bekommen?«
    »Er hat mich gefragt.«
    Sie schnappten nach Luft. »Er hat nicht für dich bezahlt? Er hat dich nicht verführt, sodass du fortan an ihn gebunden warst?«
    »Lo. Und er hat mich ganz gewiss nicht vergewaltigt!« Ich blickte auf die schlafende Transuse hinab. »Sie ist doch noch ein Kind! Jetzt wird sie ihr Leben lang diese Gewalt erdulden müssen!«
    »Das ist gut für sie«, erklärte Shana stoisch. »Die Erfahrung natürlich nicht - es wäre besser gewesen, wenn er sie durch betörende Worte und sanfte Berührungen verführt hätte -, doch sie ist eine Sklavin. Er hat sie wie eine freie Frau behandelt. Jetzt wird sie die Gemahlin eines Gibori. Sie wird selbst Sklaven haben, außerdem ein Heim, Kleider, Kinder. Ach, es ist ein Segen!«
    Ich würde mich gleich übergeben. »Eine Vergewaltigung ist ein Segen?«, brach es aus mir heraus.
    »Bisher war Batsheva ein Niemand«, sagte Shana.
    Ich wusste, dass in diesem Alef-bet »t« und »th« austauschbar waren. Genau wie »b« und »v«. Abrakadabra und - o Gott, ich hatte mit Bathseba Getreide gemahlen? Doch gewiss nicht der Bathseba? Dieses dürre, pferdezähnige Mädel konnte doch unmöglich die aus der Bibel berühmte Bathseba sein?
    Die Mutter Salomons, des weisesten Mannes der Welt?
    »Jetzt wird sie Mutter und gute, starke Söhne bekommen.«
    Und warum nicht, Chloe? Ich sah auf die Transuse - Bathse-ba - hinab und begriff, dass ihre Tage als Niemand sich in rasendem Tempo dem Ende näherten. Würde David nicht ihren Mann umbringen, um an sie heranzukommen? Plötzlich kam mir dieser Mord nicht mehr ganz so schändlich vor.
    Laut Gesetz war der Gesetzesbrecher bereits mit ihr verheiratet; jetzt waren nur noch die Formalitäten abzuwickeln. Da ‘Sheva eine Sklavin war, sprang Dadua als ihr Vater ein. Shana legte ein Kopftuch um und würde als ‘Shevas Fürsprecherin vor den König treten.
    Wir deckten die Schlafende zu und verzogen uns.
    Ich stolperte durch den Regen und musste die ganze Zeit an Gottes Verkündigung denken, dass missbrauchte Schöpfungskraft die Wurzel böser Taten und letztendlich der Grund war, weswegen die »Erdlinge« ausgelöscht worden waren. Und doch war es ohne eine derartige Vorstellung einem Menschen nicht möglich, die Idee eines Gottes, vor allem eines unsichtbaren Gottes, zu erfassen.
    Ich würde ganz bestimmt Hindu werden.
    Cheftu öffnete die Tür und spürte sofort, dass etwas passiert war. Kein wärmendes Wasser brannte, es duftete nicht nach Gebratenem, es gab keine überschwängliche Begrüßung. Es war kalt und dunkel und so still, dass er ihre Tränen hörte.
    Er lief durch das Haus auf den Balkon. Chloe saß mit dem Rücken zur Wand und schluchzte. Er ging vor ihr in die Hocke. »Chloe? Geliebte?«
    Abrupt zuckte sie hoch und wischte sich über das Gesicht. »Ist es schon so spät? Es tut mir Leid, ich -«
    Sie wollte schon aufspringen, doch sie sprach Englisch, daher wusste er, dass sie extrem aufgeregt war. Er legte eine Hand auf ihre Schulter, um sie am Aufstehen zu hindern. Ihr Gesicht war fleckig, die Nase lief, die Augen waren gerötet. Er ließ sich neben ihr nieder und zischte kurz, als der kalte Regen auf seinen Körper traf. Wenn er den Jerusalemer Winter überleben wollte, würde er seine Leinentuniken gegen welche aus Wolle umtauschen müssen.
    Er küsste ihren Handrücken und wartete ab. Sie starrte aus dem Fenster auf die braunen Hügel. »Wieso sind wir hier?«
    Cheftu zuckte mit den Achseln. »Weil die Portale uns hergebracht haben?«
    Schniefend rieb sie sich mit

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