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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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mit winzig kleinen, süßen Zwiebeln.
    Schalotten? Es schmeckte vorzüglich, auch wenn es nach kurzer Zeit wehtat, die Platte zu halten. Ich setzte sie ab, schaute mich um und versuchte mich zu orientieren.
    Wer, was, wann, wo und warum lauteten meine Fragen, und auf keine einzige davon wusste ich eine Antwort. War dieses Volk aus der Asche jener Epoche auferstanden, in der ich zuvor gelebt hatte, damals auf Aztlan? Hatte ich mich in der Zeit nach vorn bewegt? Niemand schien zu wissen, wie Pharao hieß, auch das gab mir also keinen Anhaltspunkt. Alles in allem trieb ich orientierungslos dahin und konnte nur darauf warten, dass Cheftu zufällig meinen Weg kreuzte. Ich beugte mich zur Seite und sah, wie ein Priester mit einem Speer in der Hand um die Ecke schielte.
    Meine Ketten waren zwar unsichtbar, doch straff. Man hatte mir nicht einmal Schuhe gegeben!
    Tamera mixte mir ein Gebräu aus Salzwasser, einem rohen Ei, Korianderblättern und noch etwas zusammen. Was immer es auch war, es linderte meine Schmerzen. Mühselig kletterte ich in eine Wanne, dann ließ ich mir geduldig das Haar kämmen und ölen, während meine Beine gewachst wurden.
    Die Pelesti waren längst nicht so hygienebewusst wie die Ägypter oder auch die Aztlantu. Ich dagegen sehr wohl.
    Brauenzupfen, Rasieren und Wachsen waren ein Teil meines Lebens geworden, den ich nicht ohne Not aufgeben würde. Mit so vielen blauen Flecken war es freilich eine Tortur. Ich beschränkte mich auf ein Mindestmaß an Pflege, denn was Schmerzen angeht, bin ich ein echter Feigling.
    Nicht einmal beim Baden war ich allein.
    Bis Mittag war ich angekleidet, geschmückt, frisiert und geschminkt. Ich aß gerade ein paar Rosinen mit Brot, als Tamera hereinkam, gefolgt von einer Abordnung Priesterinnen. Alle trugen Fischmasken und Fischleibmäntel.
    Tamera überreichte mir eine ebensolche Ausstattung und erklärte, dass ich nun zu ihrem Orden gehöre, und zwar als Göttin, die Dagon diente, so wie jede unter diesen Sterblichen ihm diente.
    Wieder fehlte dem Gedankengang die innere Logik. Niemand schien sich daran zu stören, dass ich keine Ahnung hatte, was ich tun sollte, dass ich keine Gebete aufsagen konnte und nicht einmal das Ritual kannte. Wahrscheinlich hielten sie mich für eine besonders stupide Göttin, doch jedermann war so hingerissen von meinem Marsch über das Seil, dass jeder bereit war, über alles andere hinwegzusehen. Der Göttin sei Dank!
    Dieses Fischkostüm war eindeutig ein modisches Disaster; doch ich hatte keine Wahl. Ich zog es an, streifte die Maske über den Kopf und ging dann nach draußen, um auf El’i, meinen Chaffeur, zu warten.
    Die Pelesti befanden sich gerade zwischen zwei Zeiten des Keimens und hatten nichts zu tun. Deshalb hatten die Serenim eine Massenveranstaltung angesetzt, um die Leute bei Laune zu halten. Heute gab es Gladiatorenspiele. Sie bezeichneten es anders, doch mein Lexikon hatte mir genug Bilder von Matineefilmstars in kurzen Röckchen und Helmen geliefert, um mir einen ziemlich guten Eindruck zu geben.
    Statt im Schutz des komfortablen Dagon-Tempels zu bleiben, saßen wir draußen in einer Gruppe rund um die Hauptbühne unter den Bäumen. Als haDerkato stand mir ein Thron neben Takala und Yamir zu. Der jüngste Sohn, Wadia, etwa vierzehn Jahre alt, saß mir zu Füßen und reichte Trauben und Oliven nach hinten durch, als wären diese Popcorn.
    Sechs Männer erschienen auf der einen Seite der Sandgrube, sechs weitere auf der anderen. Ein Priester in seiner offiziellen Fischrobe rief Götter und Göttinnen an, diesen Kampf anzusehen. Dann zog er sich unter Verbeugungen zurück, und die Mannschaften griffen einander an.
    Säbelnd, hackend, stechend und hauend versuchten sie enthusiastisch, sich gegenseitig umzubringen. Ich biss die Zähne zusammen und ließ das Blickfeld verschwimmen, um nicht mehr zuschauen zu müssen, ohne das ich mich dabei unter meinem Stuhl verkroch, wozu ich größte Lust hatte, was aber zu viele Fragen aufgeworfen hätte. Das erste Blut ließ einen Aufschrei aus dem Publikum aufsteigen, durch den sich die Anspannung löste. Männer wie Frauen waren gleichermaßen gebannt. Ich hatte keinen Zweifel, dass vor den Toren ein Buchmacher auf die Wettscheine wartete.
    Noch bevor der Nachmittag zu Ende gegangen war, war der Sand blutdurchtränkt, alle waren tot, und wir machten uns auf den Heimweg. Mir war speiübel; ich hatte gerade mit angesehen, wie elf Männer einander abgeschlachtet hatten.
    Was war mit

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