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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wenaton hastig vor sich hin. »Pharao braucht einen Ko-Regenten, damit jemand all den Kleinkram erledigt, der mit der Herrschaft über ein Imperium anfällt, während Pharao sich auf seine Gebete und die Opfer an seinen heißen Gott konzentrieren kann.« Er starrte für einen Moment in die Ferne. »Mehrere Gesandte warten schon seit Jahren darauf, dass Pharao einschreitet. Ihre Länder hoffen auf eine Rettung durch Ägypten.«
    »Wie viele Amenhoteps hat es schon gegeben?« Cheftu wollte Einblick in die chronologische Abfolge bekommen, er wollte einengen, in welcher Zeit sie sich befanden.
    Wenaton starrte ihn an. »Die Amenhoteps haben schon immer über Ägypten geherrscht.« Er klang verwirrt.
    Genau, und erst die Europäer hatten die Herrschaft der Pharaonen über Ägypten in Dynastien unterteilt, denn die Ägypter hatten keine Vorstellung von einer individuellen Herrschaft.
    Selbst wenn Wenaton ihm also die Pharaonen aufzählen würde, könnte er sie nicht einordnen, erkannte Cheftu.
    »Und niemand hat diesen Cousin je zu Gesicht bekommen?«, fragte RaEm, womit sie Wenaton wieder auf sich aufmerksam machte. »Obwohl er ein Thronerbe ist? Ich dachte, alle Erben würden gemeinsam großgezogen?«
    Der Gesandte zupfte an einem Hautfetzen auf seinem Arm.
    »Aii! Thutmose war Echnatons Bruder, doch er ist schon früh gestorben. Dann gab es noch einen Bruder, der schon in der Wiege gestorben ist. Deshalb erschien es klug, alle anderen Erben zu verstecken. Als Echnaton noch Amenhotep genannt wurde, herrschte er zusammen mit seinem Vater Amenhotep. Um die Wahrheit zu sagen, herrschte Tiye über sie beide«, ergänzte er mit einem ironischen Unterton.
    RaEms Augen glänzten. »Mächtige Frauen werden in Ägypten immer noch bewundert?«
    Wenaton kniff die Lippen zusammen. »Sie ist mehr als eine Frau, sie ist ein General!« Er schauderte. »Eine ganze Reihe hochrangiger Soldaten und Diplomaten sind schon vor ihr in Tränen ausgebrochen.«
    »Und lebt die Königinmutter ebenfalls in Ach-, in derselben Stadt wie Pharao?«, fragte Cheftu.
    »Was ist mit seinem unbekannten Sohn?«, mischte sich RaEm mit einem Blick auf Cheftu ein.
    »Semenchkare ist der dritte Sohn -«
    »Semenchkare könnte genauso gut ein Frauenname sein«, warf RaEm ein.
    Wenaton antwortete RaEm: »Es ist wohl möglich, dass er eine Sie ist. Wer weiß? Die Hauptsache ist doch, dass jemand, irgendjemand von königlichem Blut, über Ägypten herrscht, statt es vor die Hunde gehen zu lassen.«
    »Erzähle uns von Achetaton«, sagte Cheftu mit Blick auf RaEm, die schlagartig verstummt war und mit leicht gerunzelter Stirn in die Ferne schaute. Er meinte beinahe, Pech und
    Schwefel in ihrem Kopf brodeln zu hören.
    »Lebt die Königinmutter auch dort?«
    »Es ist eine ganz neue Stadt, die kaum erbaut war, als ich fort musste«, erzählte Wenaton. »Der größte Teil des Hofes lebte damals noch in Waset, wenngleich Achetaton sich schon bevölkerte.« Er schloss die Augen und rief sich das Bild ins Gedächtnis. »In der Stadt gibt es riesige Gebäude und kaum Dächer. Wir alle sollen unser Gehirn im Dienste des Atons braten lassen.«
    »Nimmt der Aton auch Opfer entgegen?«, drängte sich RaEm wieder ins Gespräch.
    »Nein.« Wenaton schüttelte den Kopf. »Der Einzige, der weiß, was der Aton will oder wann oder wieso er etwas will, ist Echnaton.«
    »Er hat keine Priester?«, fragte Cheftu.
    Wenaton füllte ihre Becher nach. »Priester gibt es zuhauf, doch keiner davon spricht mit dem Aton. Und ebenso wenig spricht er mit ihnen.« Er wedelte mit einer Hand vor seinem Gesicht herum. »Ich weiß es nicht genau. Ich habe mich nie für besonders religiös gehalten. Die Götter waren die Götter, wir trugen Amulette, um uns zu schützen, und wenn wir etwas brauchten, haben wir ein Opfer gebracht. Sie waren im Himmel und wir waren auf der Erde. Jetzt, jetzt ...« Er seufzte und kippte das nächste Bier hinunter.
    RaEm wirkte unruhig. »Ist dieser Aton wirklich Allah?«, flüsterte sie Cheftu zu. »Er ist ein so strenger Gott.« Zu Wenaton sagte sie: »Und was ist mit den alten Göttern?«
    »Die sind verbannt«, antwortete er knapp. »Weg.«
    Wie konnte ein einziger Mensch das gesamte ägyptische Pantheon abschaffen?
    »Sie sind doch gewiss zu kleineren Gottheiten geworden?«, hakte Cheftu nach. »So ähnlich wie Amun-Re -«
    »Bist du des Wahnsinns?«, fiel ihm Wenaton zischend und flüsternd ins Wort, wobei er sich hastig umsah. »Dieser Name bedeutet den Tod. Den

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