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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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für ein Volk, dessen Vorstellung von einer großen Wasserfläche sich auf einen Fluss, den Nil, beschränkte.
    Man brauchte nur ein paar Worte und den Namen des Gottes zu ändern, dachte Cheftu . und schon hatte man einen Psalm!
    Pharao hatte aus der Bibel gestohlen! Mon Dieu!
    Kaum hatte Echnaton angefangen zu sprechen, hatte RaEm gespürt, wie sich ähnlich einer dünnen Flüssigkeit Begierde in ihrem Leib zu sammeln begann. Sobald seine nicht zu entschlüsselnden und sinnlichen Worte über sie hinwegrollten, wurden ihre Beine feucht vor Lust. Seine Hände vollführten Gesten mit langen Fingern, die sie sich sehnlichst auf ihrem Leib wünschte. Sein Leib wand sich unter den Gebeten auf der Liege, als würden ihn die Sonnenstrahlen begatten, so wie ein Mann eine Frau begattete.
    RaEm begehrte ihn. Gut, er war Pharao. Seine Töchter hatten ihm weitere Töchter geboren; er hatte keinen Sohn. Sie hatte auch erfahren, dass er sich im Gegensatz zu vielen seiner Vorgänger weigerte, eine nicht mit ihm verwandte Frau zu schwängern, weil der Samen der Sonne nicht auf jedem beliebigen Feld ausgesät werden durfte.
    RaEm hatte schon früh gelernt, dass ihre Verführungskraft wenig mit ihrer Schönheit zu tun hatte. Männern konnte man sie beibringen, und durch die viele Übung hatte es RaEm darin zu wahrer Meisterschaft gebracht.
    Pharao meinte, nur für die Mitglieder seiner Familie Augen zu haben. Da hatte er nicht mit ihr gerechnet.
    Er war der Sohn der Sonne. Hatschepsut hatte sich zum Kind Amun-Res erklärt, doch das war ein politischer Schachzug gewesen. Diesmal war RaEm klar, dass Echnaton tatsächlich der Sprössling der unsterblichen Sonnenscheibe war. Seine Stimme war wie flüssiges Feuer, das alle entfachte und alle erweckte. Das sie alle verzehrte.
    Je länger sie in die Sonne starrte, desto fieberhafter arbeitete es in ihr. Licht verschmolz mit Licht, und sie wiegte sich zum Klang seiner Stimme, zu ihrem durchdringenden Pulsieren. Ergeben hob sie die Hände, um sich ihm und dem Aton zu öff-nen, um eins mit beiden zu werden. Ein kleines Stöhnen stieg von ihren Lippen auf. In ihrer Nähe hörte sie noch jemanden keuchen. Und noch jemanden. Echnatons Stimme wurde lauter, tiefer, kräftiger, gewaltiger. Sie gab sich keine Mühe mehr, ihre Schreie zu unterdrücken.
    Unfähig, die Folter noch länger zu ertragen, öffnete sie die Schließe ihres Gewandes und spürte die Hitze der Sonne auf ihren flachen, nackten Brüsten. Sie kniff sich in die Brustwarzen, um sich, mit gespreizten Beinen im Licht stehend, ganz und gar der Sonne darzubieten.
    Eine Hand umfasste sie von hinten und schlüpfte unter ihr Kleid. Das Gedränge war so groß, dass sie keine Ahnung hatte, wer das war, aber es war ihr auch egal. In ihrem Geist war es Echnaton, der sie mit langen Fingern betastete, dessen Stimme ihren Rücken und ihren Hals kitzelte, dessen Zunge in ihrem Haar, ihrem Ohr war. Tausende bewegten sich mittlerweile wie ein einziger Mensch, schwankend, pulsierend und im hitzigen Rhythmus der Gebete Pharaos schwitzend.
    Die Hände über den Kopf erhoben, vor seinem Gott entblößt und zum Leben erweckt durch die Sonnenstrahlen auf seinem Leib peitschte Echnaton durch seine Gebete, in denen er Aton um Gnade anbettelte, um Weisheit bat und um das Vergnügen flehte, der Sonne dienen zu dürfen. Seine letzte Bitte endete in einem wilden, kehligen Stöhnen, das in den ekstatischen Schreien seines Volkes unterging.
    RaEms Schenkel schlotterten derart, dass sie sich kaum abfangen konnte, ehe sie auf dem Boden auftraf. Sie war völlig erschöpft, verschwitzt und so befriedigt wie noch nie in ihrem Leben.
    Pharao lag da wie Osiris, reglos und mit auf der Brust gekreuzten Armen, während seine Erektion zur Sonne zeigte. Noch nie hatte RaEm etwas so Schönes gesehen. Sie musste in seine Nähe gelangen, sie musste ihn berühren, sie musste sich von ihm berühren lassen.
    Sie musste seine Verwandte werden; sie musste diesen Mann besitzen.
    Und sie würde es.
    Der Abend dämmerte bereits, als RaEm gemeinsam mit We-naton heimkehrte. Er war befremdlich still. Auch Cheftu schwieg. »Kannst du mir noch mehr von Semenchkare erzählen?«, fragte RaEm.
    »Niemand weiß etwas«, antwortete Wenaton.
    »Worüber?«, hakte sie nach.
    »Niemand weiß mehr über Semenchkare, außer dass er -«
    »Oder sie«, fiel sie ihm ins Wort, ohne sich um Cheftus Seitenblick zu kümmern.
    »Oder sie«, bestätigte Wenaton, »aus Kush kommt.«
    »Wann wird Semenchkare

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