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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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die Kinder Israels. Ich war in Israel. In Ashqelon. In Israel. Im Altertum, unter lauter Bibelgestalten. In Israel. Bei den Juden. Ich wusste nichts über die Juden. Ich war praktisch Muslimin ehrenhalber.
    Und doch war ich jetzt hier? Dies war die Bibel; was würde wohl passieren, wenn ich hier Mist baute?
    Wo in aller Welt steckte Cheftu?
    Wir mussten von hier verschwinden!

    3. KAPITEL
    Am Nachmittag des folgenden Tages erschien Achetaton am Horizont. Nichts daran kam Cheftu bekannt vor; es war keine Stadt, die bereits zu Hatschepsuts Zeiten existiert hatte, und auch auf seiner Ägyptenreise im neunzehnten Jahrhundert hatte er nichts von einer Stadt dieses Namens gehört. Die Sonne brannte, obwohl es Winter war, doch das war nichts verglichen mit dem Sommer. Er wischte sich den Schweiß von der glatten Oberlippe und blinzelte gegen das Licht Res - des Aton - an.
    Es war eine flache, weiße Stadt mit grünen Nischen am Rande des Nils und inmitten einer halbrunden, von hohen Felsen umstandenen Ebene gelegen. Die Sonne strahlte auf die breiten, leeren Prachtstraßen herab. Im Hafen war alles ruhig, ein paar Schiffe lagen hier vor Anker, doch es herrschte keine Geschäftigkeit, keine Hektik.
    Es fehlten die Menschen.
    Cheftu strich mit den Fingerspitzen über die Orakelsteine. So durfte der Sitz eines gedeihenden - lebendigen - Imperiums nicht aussehen.
    Weil die Überschwemmung in diesem Jahr so karg ausgefallen war, hatte der Nil seine Ufer nicht überflutet, und die Schifffahrtsrinne lag weiter von der Stadt entfernt als üblich. Darum kletterten sie aus der Nilbarke in kleine Ruderboote. Unter Moskitoschwärmen hielten sie quer über den Fluss auf die Kais zu. Ein paar lustlose Hafenarbeiter wuchteten Wena-tons zahlreiche Pakete in einen leichten Karren, der von einem alten Klepper gezogen wurde.
    Keine Abordnung war im Hafen erschienen, um den heimkehrenden Gesandten zu begrüßen. Abgesehen von den Arbeitern war kein Mensch da.
    »Hat man Ägypten nicht nur die Götter, sondern auch die Menschen gestohlen?«, fragte RaEm leise.
    »Ich weiß es nicht.« Wenigstens würde es nicht schwierig sein, Chloe zu finden, denn es gab hier keine Menschenmassen.
    »Der Aton grüßt euch«, sagte einer der Hafenarbeiter. »Verfügt euch zu dem, der herrscht in der Höhe mit Echnaton, möge er ewig glorreich im Lichte des Aton leben!, in der Kammer des Apek an der Westseite der Halle der ausländischen Tribute.« Er rasselte den Satz ohne abzusetzen herunter, vermutlich eine Formel, die er jedem Besucher wiederholte, tippte Cheftu.
    »Wir sind schmutzig von der Reise -«, setzte Cheftu an.
    »Das ist ohne Bedeutung«, unterbrach ihn der Dockarbeiter. »Für den Aton zählt einzig und allein eure Anwesenheit, damit er euch mit seinem Licht segnen kann.«
    »Ich würde gern erst baden«, wandte RaEm ein. Freundlich, für ihre Verhältnisse.
    »Der Aton liebt seine Kinder, wie sie sind, vor allem wenn sie von den verdorbenen Gestaden der Fremde heimkehren. Bitte verfügt euch zu Echnaton, er möge ewig ruhmreich im Lichte des Aton leben!, während er dem Erschaffer ganz Ägyptens huldigt.«
    »Wir sind müde. Wir sind hungrig. Wir möchten uns erst ausruhen«, meldete sich Wenaton zu Wort. Er sah auf Cheftu und RaEm. »Dennoch wissen wir, wie wichtig es ist, dem Aton zu huldigen.«
    »Der Herr ist weise«, sagte der Arbeiter.
    »Eure Habseligkeiten werden euch im Palast erwarten. Der Karren erwartet eure Reise zum Aton.«
    Das Lächeln des Mannes blieb höflich, aber kalt.
    Verschwitzt von der Reise und mit knurrendem Magen, da die Lagerräume des Schiffes seit zwei Tagen geleert waren, kletterten sie widerwillig in den Karren. Es war eine kurze Fahrt durch die leeren, von der Dürre gezeichneten Straßen Achetatons.
    Die Bäume verdorrten in der Erde und von den nackten Gärten vor den neuen Häusern der Adligen wehte Staub auf. Keine Menschenseele, kein Kind, Sklave oder Fremder war auf der Straße zu sehen. Niemand außer ihnen. Der Karren blieb vor einem riesigen Gebäude stehen, das in Cheftus Augen aussah wie ein kunstvoller Zaun. Zu tausenden stiegen Stimmen von drinnen auf.
    Der Dockarbeiter geleitete sie bis zur Tür, ohne ihnen auch nur eine Atempause zu gönnen. Cheftus Beklommenheit wuchs. Ein weiterer Mann, ein Priester mit Schwert und Speer, geleitete sie durch einen langen, schmucklosen Gang. Die Stimmen wurden lauter.
    RaEm schob ihre Hand in Cheftus Armbeuge. Er zuckte nicht zurück, auch er konnte etwas Trost

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