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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Wachposten blickte mich mit tiefem Ernst an. Ich sah in seine braunen Augen. »Schwöre es.«
    »Bei Ba’al«, antwortete er nervös.
    »Falls sie nicht hier sind, wenn ich zurückkomme, kostet dich das den Kopf.« Der Priester hatte nach mir gerufen. Jetzt kam er verärgert auf mich zu. »Ich komme schon«, beschwichtigte ich und folgte ihm dann durch das Tor hindurch in den Versammlungsraum.
    Bitte mach, dass Cheftu dann immer noch da ist, dachte ich. Bitte, bitte, bitte. Ich bebte, so viel Selbstbeherrschung kostete es mich, nicht gleich hier und jetzt über Cheftu herzufallen, ungeachtet aller möglichen Konsequenzen - und dennoch war ich weggegangen. Bitte sag mir, war das richtig?
    RaEm streckte sich und spürte das Ziehen und Brennen nach Echnatons Liebesakt, während er ihr ins Ohr flüsterte: »Du bereitest mir Lust, Schwester-Bruder Semenchkare. Öffne dich noch einmal für mich.«
    Einen Moment lang spielte RaEm mit dem Gedanken, ihm zu erwidern, sie sei erschöpft und wund, sie wolle erst baden und essen. Doch immerhin war er Pharao. Er konnte ihr all die Macht und all die Reichtümer verschaffen, die sie sich erträumt hatte. Sie brauchte nur nie Nein zu ihm zu sagen, und er würde ihr immer weiter mit seinem Leib huldigen und in seiner Stimme zu ihr sprechen.
    Auch wenn ihre Arme kribbelten, erhob sie sich.
    Augenblicklich füllte er sie, ganz und gar, die Hände fest um ihre Taille gespannt, die Nägel in die blaufleckige Haut ihres Bauches vergraben. Je mehr sich seine Anspannung steigerte, desto fester bewegte er sich in ihr. Tränen strömten ihr aus den Augen, als sich der Genuss schließlich zur Pein wandelte. »Ich verehre dich«, keuchte er so, dass ihr seine Stimme körperliche Erfüllung bot. »Ich finde es wunderbar, dass du als Mann an meiner Seite erscheinst. Doch«, fuhr er fort, wobei er jedes Wort durch einen Schlag auf ihren Hintern unterstrich, »ich finde es genauso wunderbar, dass ich auf meiner Liege als Mann über dich herrsche.«
    Der königliche Samen strömte in ihr Inneres, ohne einen Hafen, ohne eine Lebensmöglichkeit zu finden. Echnaton sackte über ihr zusammen und war sofort eingeschlafen, während sich seine Handabdrücke auf ihrem Leib abzeichneten und ihr Blut den seinen befleckte. Sie blickte durch das Gitterwerk seiner Arme auf die Kartusche auf seinem Stuhl, die goldenen Wände seines Gemaches, die Laken, die so fein waren, dass sie Nebelschleiern glichen, und schließlich auf Pharaos Kriegskrone. Die blaue Krone.
    Sie würde sie tragen. Sie, RaEmhetepet, deren Eltern sie nie kennen gelernt hatten; deren Schwesterpriesterinnen sie nie leiden konnten; deren Liebhaber sie nie befriedigt hatten; sie würde über Ägypten herrschen.
    Echnaton schnarchte ihr ins Ohr, bis sein schlaffer Penis schließlich aus ihrem Leib glitt. Sie war genau dort, wo sie von Anfang an hingewollt hatte: in den Armen dieses Mannes, der ihr vertraute. Sie würde durch genau jenen Krummstab und jene Geißel herrschen, die er dazu verwendet hatte, über sie zu herrschen. Sie brauchte nur noch ein wenig Zeit.
    Zeit war ein Gut, das Zakar Ba’al im Übermaß besaß. Er konnte sich nehmen, was ihm gefiel, oder er konnte einfach abwarten, denn die Zeit würde ihm niemals knapp werden. Andere waren weniger glücklich, und darum würden die Tsori eines Tages auch über die Meere und das Festland herrschen.
    Zakar Ba’al tat es nicht des Goldes, der Gewürze oder der Edelsteine wegen, sondern vielmehr, um die Monotonie zu durchbrechen. Schon vor hunderten von Jahren hatte er begriffen, dass dem Leben viel von seiner Süße fehlte, wenn jedes Gefühl von Eile abhanden gekommen war.
    Wahrscheinlich hatte er ein, zwei Lebensspannen damit vertan, Mohnkapseln zu kauen, bis ihn selbst dieser Zustand gelangweilt hatte.
    Das Einzige, was Bestand hatte, war die Macht. Immer wieder zogen Menschen gegen ihn zu Felde, die wussten, dass ihre Zeit bemessen war, und immer wieder sog Zakar Ba’al in einem Wettstreit des Witzes, der Kühnheit oder der Waffen ihnen das Leben aus und leerte die Schale ihrer Begeisterung, um danach die leeren Hüllen wegzuwerfen.
    Nun stellte sich eine neue Herausforderung. Ein kühner junger Mann, Poet und Krieger zugleich, meinte, über die Straße der Könige zu herrschen. Abdiheba, dieser tattrige Idiot, schlotterte in seinen tsoriblauen Schuhen und flehte jeden dar-um an, die Bedrohung zu beseitigen.
    Zakar Ba’al lächelte. Er würde seine Hilfe anbieten, doch nur, weil es ihm

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