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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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keine Sklaven gewesen. Als ich dann in Ägypten erwacht war, war ich in eine Welt voller Sklaven getreten, doch ich hatte mich stets bemüht, sie respektvoll zu behandeln. Vor allem da in den beiden Kulturen, in denen ich gelebt hatte. Kein Mensch besaß einen Menschen in jener Form, die auf den amerikanischen Plantagen üblich gewesen war; im Altertum hatten die Sklaven einfach der niedrigsten gesellschaftlichen Schicht angehört.
    »Los jetzt, verschwindet«, raunzte der Wachposten den Händler an. »Und hör auf, die Göttin mit deinen Fragen zu belästigen.«
    »Ich sehe ihre Augen«, sagte der Händler. Er drehte sich um und betrachtete die Gruppe von Sklaven. Es war kaum mehr als eine Kette von Skeletten. »Eine junge Dame vielleicht? Um dir zuzufächeln und die Hitze der schwülen Nächte zu lindern?«
    Mein Blick war, wie ich hoffte, vernichtend. Cheftu hatte sich umgedreht, um der jungen Frau zu helfen; hatte er mich nicht erkannt? »Dieser Mann dort. Wie viel?« Die Worte klebten wie Dreck an meiner Zunge. Wie konnte ich auch nur eine solche Frage stellen.
    »Aii, der junge Mann?«
    Hatte er denn mehr als einen? »Der mit dem Mädchen.«
    »Aii, ich bitte um Vergebung, Meeresherrin, doch er ist ihr Ehemann.«
    Einen Augenblick wurde mir schneeweiß vor Augen. Ihr Ehemann? Ich bohrte die Fingernägel in meine Handflächen; ganz ruhig, Chloe. Du weißt, dass das nicht stimmen kann.
    Der Händler deutete auf einen kleinen Jungen, höchstens vier Jahre alt, der gefügig und gesund im Schatten wartete. »Der hier ist von ihm, ein guter Junge. Einen so prächtigen Hengst kann ich nicht für den Preis eines gewöhnlichen Sklaven hergeben.« »Er, er ist der Vater?«, stotterte ich. Ich kochte vor Wut über die Lügen, die dieses Stück Dreck verbreitete. Und noch dazu über meinen Mann!
    »Ja. Er zeugt starke Kinder.«
    Ich wandte mich wieder dem Wachposten zu und schickte ihn an die Arbeit zurück. So zuwider es mir auch war, ich nahm den schmierigen Händler am Arm und lächelte ihn an, wobei ich allerdings ausschließlich durch den Mund atmete. »Als Göttin habe ich von Zeit zu Zeit einen Hengst nötig«, sagte ich. »Doch müsste ich erst feststellen, ob er meiner Aufmerksamkeit würdig ist.« Ich hielt kurz inne und drückte meine Brust gegen seinen Arm. »Und meine Silberstücke.« Ich fragte mich, ob die Pelesti wohl Silberstücke hatten.
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Deine Gunst ehrt mich«, antwortete er. »Wenn du, sagen wir, ihn ganz privat inspizieren müsstest ... vielleicht einen Nachmittag lang ...«
    »Mit einem Nachmittag allein wird kein Handel zu Stande kommen«, erwiderte ich. »Überlass ihn mir einen ganzen Tag.«
    »Einen Tag?« Da riss er aber die Augen auf.
    »Ken. Sollte er mir zusagen, werde ich auch sein Weib und sein Kind nehmen. Schließlich fände ich es schrecklich, wenn er einsam wäre.« Komm schon, du Frettchen, dafür, dass du ihn mir einen einzigen Tag überlässt, kannst du drei Verkäufe abschließen! Ich hatte keine Ahnung, woher ich das Geld nehmen sollte und in welcher Währung man hier bezahlte, doch das war mir gleich. Cheftu, nur Cheftu allein zählte.
    Der Händler verneigte sich. »Wohin soll ich ihn schicken?«
    Ihn schicken? Ich will ihn sofort!
    »HaDerkato«, rief einer der Priester aus dem Torraum, »wir erwarten deinen Urteilsspruch.«
    Ich warf einen letzten Blick auf den Händler.
    »Wir liefern auch«, erklärte er. »Auf diese Weise könnte ich ihn noch putzen und rasieren.«
    Ich sah auf Cheftu, der immer noch mit der Frau beschäftigt war. Er hatte kein einziges Mal aufgesehen. Er war so dünn, so verhärmt. »Wenn ich auch nur einen einzigen weiteren blauen Fleck an ihm entdecke, und sei er von einer Feder, dann kostet das deinen Kopf«, prophezeite ich. »Er gehört mir.«
    Der Händler senkte eilfertig den Kopf.
    Wie konnte ich sicherstellen, dass er nicht verschwand und Cheftu mitnahm? Mit zittrigen Fingern nahm ich meine Ohrringe ab, irgendwelche Steine in einer Goldfassung.
    »Nimm das als Anzahlung.«
    Er verbeugte sich tief und packte meinen Schmuck mit seinen dreckigen Pfoten. Unfähig, den Blick von Cheftu abwenden zu können, wich ich rückwärts zurück. Wäre er später noch hier? Ich rief den Wachposten herbei. »Unter gar keinen Umständen, selbst wenn die Hochländer wie Wasser von den Hügeln strömen, unter gar keinen Umständen darf dieser Händler mit seiner« - ich würgte das Wort hervor - »Ware verschwinden.«
    Der

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