Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho
auf Englisch. »Wir sind wieder zusammen.«
Er schloss die Augen und die Tränen rannen über seine Wangen. »Grâce à Dieu«, hauchte er immer wieder in mein Haar. Als unsere Körper sich beruhigt hatten, lösten wir uns voneinander, um uns gegenseitig zu begutachten. Sein Blick wanderte ausgiebig über mein Haar und mein Gesicht; seine Finger betasteten meine Wangen und mein Ohr. »Du bist bezaubernd«, sagte er. »Wie hat mir dein hübsches Gesicht gefehlt.«
Mein Lächeln schmolz unter seinem Kuss dahin. Ich wusste nicht, wem die Tränen gehörten, die ich während unserer Umarmung schmeckte. Seine Hände fuhren vorsichtig durch mein Haar, und meine Hände strichen über seinen Rücken, wo sie die schorfigen Peitschennarben und die Rippen unter der dünnen Haut betasteten. Er drückte mich noch fester, bis ich seine knochige Hüfte und sein Begehren spürte. Ich hielt ihn fest in den Armen, die Rippen über seinem Bauch in meinen Armbeugen und die Hände um seine schmale Taille geklammert, während er gegen mich drängte und unter meinem Mund zu stöhnen begann.
Ich weiß nicht mehr, in welcher Sprache ich ihm antwortete, doch ich weiß, was ich sagte. Ja. Ja. Ja.
Das Gleiten von Fleisch über Fleisch, dieses unglaubliche Gefühl, bereitete mir gleichzeitig unvergleichliche Lust und ließ die Tränen aus meinen Augen schießen. Cheftu hielt mich fest, liebkoste mein Haar, küsste mich auf die Lider, die Wangen, den Mund und erzählte mir dabei, auf wie viele Weisen er mich liebte. Wie sehr er sich nach mir gesehnt hatte, wie lange er um mich geweint und um mich gebetet hatte.
Die Hände tief in meinem Haar vergraben, die Stirn gegen meine gepresst, stöhnte er meinen Namen, als wir gemeinsam zum Höhepunkt kamen. Ohne sich auch nur zu rühren, drückte er mich an seine Brust, bis unser Atem wieder normal ging.
Die Lampen waren niedergebrannt, und der Himmel war immer noch dunkel. Wir waren eingeschlafen. Ich küsste seine Brust, nur um mich zu vergewissern, dass ich ihn küssen konnte. Er drückte mich mit aller Kraft und begann unvermittelt zu zittern, als würde er von Dämonen gehetzt.
Ich lag friedlich da und genoss seine Berührung. Allmählich kam er wieder zur Ruhe, sein Griff lockerte sich, und ich wand mich nach oben, bis ich ihm ins Gesicht sehen konnte.
»Erzähl es mir«, bat ich ihn.
»Wirst du mich kaufen, Meeresherrin?« In dem schwachen Licht, das durch die Fenster herein fiel, sah ich seine Augen lächeln.
»Nun«, antwortete ich und fuhr dabei seine Nase und Wangen nach, »du scheinst viele Begabungen zu haben.«
Sein Gesicht wurde ernst und seine Stimme zärtlich.
»Ich habe nicht zu träumen gewagt, dass dieser Tag kommen würde«, gestand er. »Als die Briganten mich überfallen haben, hatte ich Angst, dich nie wieder zu sehen. Ich habe geglaubt, ich sei vom rechten Weg abgekommen, und die Gefangenschaft sei meine Strafe dafür.«
Es schmerzte mich, auch nur daran zu denken, was er alles durchgemacht hatte. Die Male auf seinem Rücken hatten sich für alle Zeit in meine Handflächen eingeprägt. »Was hast du gedacht, als du hierher, in den Tempel gebracht worden bist?«
»Gar nichts«, erwiderte er. »Mir war klar, dass ich keiner anderen Frau Lust spenden konnte. Ich habe einfach gehofft, dass diese Göttin, wer immer sie auch war, mich nur für ihren Garten und nicht für sich selbst wollte.« Er sah mir wieder in die Augen. »Gott sei Dank, dass du hier bist, chérie. Ich danke dir, Gott«, fügte er hinzu und presste dann seinen Mund auf meinen.
Wir liebten uns ein weiteres Mal, diesmal langsam, forschend, redend, erinnernd, entdeckend und manchmal nur einander anschauend. Schließlich fielen wir in Schlaf oder eher in friedvolle Besinnungslosigkeit, bis Tamara einem anderen Sklaven zurief: »Ich werde fragen, was die Meeresherrin rät.«
Schlagartig war ich hellwach, und mein Herz pochte wie wild. Cheftu schlief weiter, leise schnarchend. Sekunden später war ich angezogen. Das Futteralkleid war zerknittert, mein Haar zerzaust, doch ich hatte zumindest mein Gesicht gewaschen, meinen Schmuck angelegt und den phantastischen Leib meines Gatten zugedeckt.
Meines Gatten. Hier. Ich lachte in mich hinein. Gott hatte uns wieder zueinander geführt. Jetzt brauchten wir nur noch die Biege zu machen.
Tamera wartete im Gang auf mich. Mit verkniffenem Gesicht. »Yamir hat beschlossen, eine Gruppe von Kriegern in das Refa’im-Tal zu führen. Takala will, dass du ebenfalls auf das
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