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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sich dabei nicht um Tore, die man öffnen oder schließen konnte, sondern eher um Räume, die zu beiden Seiten in einen versetzten Durchgang eingelassen worden waren. Der eigentliche Eingang war schmal, kaum breit genug für einen Mann mit einem Esel und eindeutig nicht breit genug für eine einfallende Division. Zu beiden Seiten hielten Soldaten Wache, die jeden, der hinaus- oder hineinwollte, genau in Augenschein nahmen. Die Pelesti waren auf der Hut, sie wollten ihre Familien, ihr Auskommen und ihre Felder beschützen.
    Sie waren im Grunde genau wie alle anderen Menschen zu jeder anderen Zeit.
    Ich wartete in der Kammer gegenüber jener, wo die Gespräche stattfanden. Was tat ich hier? Göttin zu sein wurde mir allmählich fad. Ich durfte nirgendwo alleine hingehen, ich durf-
    te die Stadt nicht verlassen, und alles, was ich tat, weckte Fragen über Fragen.
    Im Gegensatz zu meiner Auffassung über die Behandlung einer Göttin, die praktisch nebenan wohnt - der man z. B. Blumen, Zuckerwerk und Gedichte schicken sollte, damit sie einen nicht totzaubert, und der man ansonsten aus dem Weg ging -, betrachteten sie mich als Enzyklopädie für alles Göttliche. Und fast alles andere.
    Eine Bewegung auf den Hügeln in der Ferne weckte mein Interesse. Man war allgemein der Meinung, dass die Hochländer nicht in der Ebene angreifen würden. Solange die Pelesti blieben, wo sie waren, nämlich in der Stadt und auf den nahen Feldern, war alles in Ordnung. Doch an einem noch nicht feststehenden Tag im Frühling würde man in die Schlacht ziehen.
    Schließlich war es Frühling.
    Diese Leute konnten nicht einfach um einen Maibaum tanzen und sich im Gebüsch vergnügen wie alle anderen; nein, sie mussten in den Krieg ziehen.
    Am ernüchterndsten war der Gedanke, dass ich, falls diese Hochländer von David angeführt wurden, jenem poetischen Psalmisten Israels, von dem ich so viel gehört hatte, dass ich in diesem Fall also auf das falsche Pferd gesetzt hatte. Und auf den falschen Wagen dazu.
    Wie sollte ich hier lebend rauskommen?
    Ein Aufruhr draußen lenkte mich ab, weshalb ich die letzten Worte der stehenden Wendung mitbekam: »- war schon immer so.«
    »Aber nicht, solange ich hier Dienst gehabt habe«, erwiderte der pelestische Soldat.
    Offensichtlich verweigerte er der wartenden Gruppe den Einlass. Ich sah an ihm vorbei und war augenblicklich entsetzt. Im Schatten der Mauerzinnen standen aneinander gekettete Männer und Frauen mit sonnenverbrannter und blasiger Haut. Dass es Sklaven waren, konnte man auf den ersten Blick an den Ketten durch ihre Ohren erkennen. Einmal fest angezogen und -jaul!
    Meine Ohren schmerzten vor Mitleid gleich mit.
    »Meeresherrin!« Der Wachposten hatte mich bemerkt.
    »Bitte beflecke deinen Blick nicht mit diesen unreinen und unglückseligen Geschöpfen.«
    Dass ich hier war, schien ihn nervös zu machen.
    »Dieser Mann wurde dafür zurechtgewiesen, dass er ha Ha-mishah angerufen hat, die fünf pelestischen Städte der Ebene.« Er sah wieder auf den Händler, einen dürren Mann mit fettiger Haut und schmutzverkrustetem Umhang.
    Er war keiner bestimmten Rasse zuzuordnen, außer vielleicht der universellen Bruderschaft der Halsabschneider und zweibeinigen Kakerlaken. Der Wachposten befahl ihm erneut zu verschwinden, denn er würde bestimmt nicht eingelassen. Mein Blick wanderte über die Sklaven dahinter, insgesamt an die dreißig Menschen, die allesamt keuchten, schwitzten und von der Sonne gezeichnet waren. Sie mussten quer durch die Wüste gewandert sein, denn an der Küste war das Wetter mild und angenehm.
    Einer der Männer kümmerte sich gerade um eine junge Frau. Sie war schwanger und hatte einen dicken Bauch, auch wenn sie ansonsten klapperdürr war. Er tupfte ihr die Stirn trocken und flüsterte ihr etwas zu. War es ihr Ehemann?
    Er sah auf und mich an, als hätte er meinen Blick gespürt.
    Nein, Chloe, das ist nicht ihr Mann.
    Es ist deiner.
    »Siehst du etwas, das dir gefällt, Meeresherrin?«, fragte der schmierige Sklavenhändler. Ich konnte den Blick nicht abwenden. Es war Cheftu: verdreckt, abgemagert, von der Sonne verbrannt und mit Bart, doch ganz eindeutig Cheftu. Meine Brust schmerzte, so stark klopfte mein Herz.
    Ich war eine Amerikanerin des späten zwanzigsten Jahrhunderts - für mich gab es Sklaverei nur in der Theorie. Zum Leben als Diplomatenfamilie im Ausland verstand sich quasi von selbst, dass wir während meiner Kindheit stets Bedienstete gehabt hatten, doch das waren

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