Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho
Schlachtfeld kommst. Du bist der Teraphim.«
Ich klappte den Mund auf, doch sie war noch nicht fertig.
»Außerdem macht der Händler einen ziemlichen Aufruhr vor der Stadtmauer, er behauptet, du hättest den Sklaven und seine Frau, seinen Sohn, seine vier Töchter, seine Mutter und deren Sklaven gekauft.«
»Eine Sklavin mit einem eigenen Sklaven?«, hakte ich nach.
Sie zog die Achseln hoch. »Er ist Amaleki.«
Und das erklärte alles? Ich zog die Tür hinter mir zu und redete in normaler Lautstärke weiter. »Bezahl dem Händler, was er verlangt«, sagte ich. »Und dann lass alle frei.«
Sie sah mich fragend an. Gab es irgendein Problem dabei? Hatte ich nicht genug Geld?
»Ken?«, fragte ich.
»Was heißt das, >lass alle frei«, fragte sie, während wir uns auf den Weg in den Hauptraum machten, um Dagon zu begrüßen.
»Was ist das Gegenteil von Sklave sein?« Ich probierte es andersherum.
»Landbesitzer sein«, antwortete sie und half mir in meinen Fischmantel. Die übrigen Priesterinnen kamen herein, grüßten uns und verschwanden wieder.
Sklave oder Landbesitzer? Ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht. Ich wusste nicht, wie ich mich verständlich machen sollte, darum beschloss ich, eines nach dem anderen zu klären. »Kaufe die Sklaven. Geht das?«
Sie nickte, und wir traten ein, um den Gott wach zu singen.
Nach den Morgengebeten fragte Tamera, ob ich sonst noch etwas brauche. Nachdem ich ein Frühstück mit einer Meeresfrüchteplatte für zwei bestellt hatte, schickte ich sie weg und kehrte zu Cheftu zurück.
Sobald ich ins Zimmer trat, sah ich, dass Cheftu aufgestanden und angezogen war und sich das Haar mit Wasser zurückgekämmt hatte, wodurch seine verstümmelten Ohren sichtbar wurden. »Ist das schlimm?« Ich deutete auf die Kette.
Er zuckte mit den Achseln.
»Nicht schlimmer, als seine Freiheit zu verlieren.«
»Das tut nichts zur Sache. Du bist hier. Und bald verschwinden wir von hier.«
Cheftu sah mich an und verschränkte langsam die Arme. »Und wohin?« Ich machte den Mund auf, um ihm zu antworten, doch er redete weiter. »Chloe, ich bin für alle Zeit als Sklave gebrandmarkt. Du hast mich erworben, damit ich dein Sklave bin. Dies hier ist nicht unsere Welt, wir können nichts daran ändern.«
»Das hat keine Bedeutung mehr, wenn wir erst von hier verschwunden sind.«
Er kam zu mir und nahm liebevoll meine Hände. Ich hatte ein ausgesprochen ungutes Gefühl; er wirkte entschieden zu resigniert. Darum begann ich draufloszuplappern. »Das ist doch alles kein Problem. Ich habe jede Menge Geschenke bekommen, wir müssen also nur aus der Stadt verschwinden und dann auf ein Schiff springen - irgendwohin. Wir können in Freiheit leben, wir können zusammen bleiben -«
Er brachte mich zum Schweigen, indem er einen Finger auf meine Lippen legte. »Was bist du hier?«
Ich wandte, ein wenig betreten, den Blick ab. »Die Göttin der Stadt.«
»Und du glaubst, sie lassen dich einfach so hinausspazieren?«
»Es ist mir gleich, was sie wollen. Ich bin zurückgekommen, um dich zu holen. Ich habe dich gefunden. Und jetzt -«
»Glaubst du, du bist einzig und allein hier, um -«
Tamera öffnete die Tür, wies die Sklaven an, das Essen auf dem niedrigen Tisch abzustellen, und scheuchte sie dann wieder hinaus. Ihr Blick wanderte von mir zu Cheftu hinüber, dann richtete sie sich zu voller Größe auf. »Takala wünscht dich sofort in ihrem Audienzsaal zu sehen.«
Wir mussten Pläne schmieden; ich hatte keine Zeit, Takala zu bespaßen. Mein Zeitvertrag als Göttin lief in Kürze aus. Ich brauchte mehr Zeit mit Cheftu. »Sie muss herkommen«, erklärte ich, um die Angelegenheit etwas hinauszuziehen.
Tamera zog den Kopf ein. »Wie du wünschst, Meeresherrin. Wie ich eben erfahren habe, ist König Yamir-dagon in die Schlacht gezogen.«
Der Frühling war da. »Wann sind sie aufgebrochen?«
»Die Division ist während der zweiten Wache ins Refa’im-Tal abgezogen, Meeresherrin.«
»Bevor ich irgendwas unternehmen kann, muss ich erst einmal baden.« Ich wollte noch mehr Zeit schinden.
Tamera maß mich mit einem Blick ab. Ich war eindeutig kürzer angebunden als je zuvor. Wusste sie, was in meinem Kopf vorging? »Ich werde mich mit dem Wasser beeilen.«
Als die Tür sich schloss, begann Cheftu leise zu lachen. »Du verkehrst zurzeit in vornehmen Kreisen, wie?«
Ich gab ihm einen Kuss auf die Schulter. »Vergiss das. Was tun wir jetzt?«
»Sieh meine Ohren an, chérie. Ich bin in dieser
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