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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Längliches, Weißes darin liegen. »Du hast die Steine noch? Wie das denn?«
    »Ich habe sie versteckt«, antwortete er. »Sie antworten immer noch. Hol den Heiligen her.«
    Die Gruppe war fast auf Hörweite herangekommen. Ich stellte mich dem Blick ihres Anführers, während ich Cheftu aus dem Mundwinkel fragte: »Hat man dich nicht ausgeraubt? Geschlagen? Wie kommt es, dass du sie immer noch hast?«
    »Glaub mir«, erwiderte er bestimmt, »das willst du nicht wirklich wissen.«
    Mir blieb keine Zeit, über seine Antwort nachzusinnen; die Hochländer waren da.
    Unsere beiden Gruppen starrten einander an. Es waren fünf auf ihrer Seite und drei auf unserer. Schon dieses Kräfteverhältnis musste ihnen Vertrauen geben. Von den fünf sah einer aus wie ein Klingone aus Cammys jüngeren RaumschiffEnterprise-Folgen. Zwei andere waren Zwillinge. Der vierte trug eine weiße Robe unter seinem Brustpanzer. Der fünfte war der Anführer. Er hatte grüne Augen und schwarze Locken. Er war zwar nicht groß, doch gut gebaut. Alle fünf hatten Bärte und Locken, die über ihre Ohren hingen und bis auf ihre Schultern reichten.
    In ihren bronzenen Schuppenpanzern mussten sie fast verglühen, auch wenn sie darunter Schurze und Hemden trugen. Sie waren eindeutig fürs Gebirge gekleidet, nicht für den Strand. Ich erhob mich und streckte dem Anführer die Hand entgegen. Jede Berührung zählte, hatte mein Vater immer gesagt. Jede Berührung und der richtige Blickwinkel.
    Gebe Gott, dass ich beides richtig einsetzen würde.
    »Willkommen in Ashqelon«, hörte ich mich in unserer gemeinsamen Sprache sagen.
    »B’vakasha, nehmt Platz. Eure Männer können sich in jenem Zelt dort erfrischen und unterhalten lassen.« Ich deutete auf ein hastig errichtetes Zelt knapp außer Hörweite. Ich winkte Cheftu, einem von ihnen einen weiteren Stuhl zu bringen. Der Anführer würde auswählen müssen, welcher der Männer bei ihm blieb. Die Entscheidung würde eine Menge über ihn und darüber verraten, wie flexibel er in dieser Sache agieren wollte.
    »Yoav ben Zerui’a ist mein Name«, sagte der Schwarzhaarige. »Ashqelon ist dem Untergang geweiht, Isha. Euer Gott Dagon ist schwach.«
    Ich machte den Mund auf, um ihm zu antworten: »Ich bin haDerkato.« Doch stattdessen sagte ich: »HaDerkato ist mein Name.« Ich konnte nicht sagen: »Ich bin.« Schräg. »Möchtet ihr Wein? Oder Bier?«
    »Ich schließe keinen B’rith mit einer Unbeschnittenen.«
    Ich sah zu ihm auf. »Würde es dir tatsächlich gefallen, wenn ich beschnitten wäre?«
    Seine Lippen zuckten, doch ich glaubte, dass er ein Lachen zu unterdrücken versuchte. Das gab mir ein wenig Auftrieb.
    »B’vakasha«, sagte ich. »Nimm Platz.«
    Cheftu kehrte mit einem dritten Stuhl zurück. Der Mann in Weiß nahm ihn an. Er sah aus wie ein Asket, dunkel, hager, nervös. Seinen Bart zwirbelnd beobachtete er, wie Yoav - Joab in neuzeitlicher Aussprache - und ich miteinander sprachen. Dies also war Davids Henker? Auf mich machte er einen recht zivilisierten Eindruck.
    Widerwillig ließen sich die beiden Männer nieder, wenn auch nur auf der äußersten Stuhlkante. Yoav schätzte ich auf Ende dreißig oder Anfang vierzig. Der andere war wahrscheinlich noch keine dreißig. Die Zwillinge und der Klingone gingen, von Tamera eskortiert, von der Bühne ab. Aber sie behielten uns im Auge.
    Ich hoffte, dass Yoav jetzt zugänglicher wurde.
    Möglicherweise ließ es sich ohne Publikum, ohne aufgeplusterte männliche Egos, besser feilschen.
    »Die Schlacht in den Refa’im wurde klug gewonnen«, sagte ich. »Sich die Naturerscheinungen zu Nutze zu machen, den Wind in den Bäumen, ihn klingen zu lassen, als würde eine Kriegsmaschine durch den Wald brechen, war wirklich eine glänzende Idee.«
    »Es war der Plan unseres Gottes.«
    »Und eure Armee hat ihn hervorragend ausgeführt«, schloss ich. Wir saßen uns schweigend gegenüber.
    Mein Vater hatte mir immer erklärt, dass Schweigen wie ein Korkenzieher funktionierte. Mit der Zeit konnte man damit selbst die verschlossensten Lippen öffnen. Also saßen wir nur da und starrten einander an. Yoav war forsch, sein Blick musterte unzweifelhaft lüstern meinen Körper. Damit will er mich nur nervös machen, dachte ich. Ich weigerte mich zu erröten, sondern wartete einfach ab, bis er sich zum Narren machte.
    Cheftu stand ganz gelassen an der Zeltwand, einen Krug in der Hand. Die Muskeln an seinem Oberkörper waren angespannt. Ich hatte nicht den leisesten

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