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Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho

Titel: Frank, Suzanne - Die Hüterin von Jericho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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mein Haar fuhren und meine Kopfhaut massierten. »Ich sorge mich um dich, doch das ist nicht die Quelle meiner Angst.«
    »Sondern die Tatsache, dass dies eine Geschichte aus der Bibel ist?«, fragte ich ein wenig später.
    Er seufzte tief. »Für mich ist dies eine heilige Zeit. David und Joab mit eigenen Augen zu sehen ist für mich fast unmöglich zu glauben.«
    »Weil sie sich so gar nicht heilig verhalten?«
    Tamera erschien in der Tür, frisiert und elegant gekleidet. »Die Priester möchten dich für morgen früh reinigen und schmücken«, sagte sie. »Bitte komm mit mir.«
    Cheftu drückte meine Hand. »Ich werde für dich beten.«
    »Hab keine Angst«, flüsterte ich.
    Als zuständige Göttin wurde ich gebadet, geschminkt, angebetet, angefastet, gefeiert und schließlich kurz ins Bett geschickt. Als ich aufwachte, war der Tag meines Treffens mit den Hochländern angebrochen: den Israeliten. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was ich ihnen sagen sollte.
    Tamera kam mit dem Fischmantel herein. Als Repräsentantin Ashqelons war es mein Job, ihn zu tragen. So viel zu der Theorie, dass man in den eigenen Kleidern sicherer auftritt.
    »Kommen sie in die Stadt?«, fragte ich.
    »Lo, haDerkato. Wir werden sie am Stadttor erwarten.«
    »Lo, nicht am Stadttor.«
    Ich versuchte mir alles ins Gedächtnis zu rufen, was mein Vater mir über Diplomatie, über das richtige Diskutieren und über das Verhandeln beigebracht hatte. O Gott. »Wir werden uns am Strand mit ihnen treffen, am heiligen Fischweiher.« Das erschien mir neutral genug.
    Sie verbeugte sich und verließ rückwärts den Raum. Ich rief sie noch einmal zurück, um sicherzustellen, dass es dort Wein und etwas zu essen geben würde - und zwar nicht nur Getreide. Und auch keine Schalentiere und kein Schwein, denn das wür-den sie, genau wie Moslems, als Beleidigung auffassen. Ich war nicht umsonst Tochter eines Botschafters gewesen.
    Der Gedanke schlug wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein.
    War es möglich, dass ich nicht nur hier war, um Cheftu zu finden?
    Meinen Fischmantel hatte ich an, und mein Leib war bemalt, allerdings ohne die kunstvollen Bleiglanzmuster auf meinem Gesicht. Eine erfolgreiche Verhandlungsführung hing auch davon ab, dass man der anderen Seite so ähnlich wie möglich sah, so viel war mir klar. Das würde ihnen bewusst machen, wie viel man gemeinsam hatte.
    Ich hoffte, dass es funktionierte.
    Cheftu blieb die ganze Zeit an meiner Seite, doch niemand schien sich an seiner Anwesenheit zu stören oder daran, dass ha-Derkato plötzlich von einem Sklaven begleitet wurde. Schweigend zogen wir zum Strand hinab. Wohin ich auch schaute, blickte ich in die Gesichter der Pelesti. In Augen, honigbraun, blau, grün oder schwarz, die mich anflehten, sie zu retten. Die Stadt Gezer hatte ein grauenvolles Ende genommen. Die Hochländer hatten erst alles umgebracht, was atmete, und dann alles niedergebrannt, was sich anzünden ließ.
    Das einzig Gute an der ganzen Sache war, dass die Truppen, die vor unseren Stadtmauern lagerten, ihre Zerstörungslust bereits gestillt hatten. Haufenweise Gold, Ölkrüge und Proviant war aus den Trümmern von Gezer in ihr Lager gekarrt worden. Doch kein einziger Gefangener.
    Meinen Anweisungen getreu hatte Tamera dafür gesorgt, dass an unserem Treffpunkt zwei abgedeckte Sessel mit einem kleinen Tisch dazwischen aufgestellt worden waren. Zu beiden Seiten warteten Diener mit Fächern, Wein und Süßigkeiten. Die morgendliche Brise war ausgesprochen mild, ein Zeichen dafür, dass wir uns schon mitten im Frühling befanden. In der Kriegssaison.
    »Sobald der Unterhändler eintrifft, möchte ich, dass sich alle außer meinem Sklaven zurückziehen«, wies ich die wartenden Priester, Priesterinnen und Sklaven an. »Nur mein Sklave wird uns bedienen.« Als Tamera Protest einlegen wollte, erklärte ich ihr, dass das Gesinde des Unterhändlers unterhalten werden sollte, um es abzulenken. Es war besser, wenn ich allein mit dem Unterhändler sprach.
    Die Hochländer erschienen erst in der größten Tageshitze. Ich sah sie über den Strand auf uns zukommen. Fünf Männer in glänzender Rüstung.
    Okay, Chloe. Showtime.
    »Chérie, versuch mit dem Propheten zu verhandeln«, meldete sich Cheftu plötzlich zu Wort. »Ich habe eine Idee.«
    Ich drehte mich mit weit aufgerissenen Augen zu ihm um. »Sie sind noch fünfzehn Schritte von uns entfernt, und du hast jetzt eine Idee?« Er zog seine Bauchschärpe nach unten. Ich sah etwas

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