Franka
»Geduld, mein Schatz. Du wirst rechtzeitig in meine Strategie eingeweiht. Jetzt werde ich deine Hochstimmung ausnutzen und dir ein Baby machen.«
Seit Tagen wache ich vor Hunger auf. Ich kann den ganzen Tag an nichts anderes als an Essen denken.
»Meinst du, es hat endlich geklappt?«, frage ich meinen noch Exmann, als er mir wie jeden Morgen meinen Saft reicht. Auch er hält meinen unübersehbaren Appetit für ein gutes Zeichen. Ich bin total aus dem Häuschen. Bald werde ich wieder eine Ehefrau und endlich Mutter sein. Und als wäre das noch nicht genug, wird Knut mir die Firma meines Rivalen als Sahnehäubchen präsentieren.
Tine und Jette haben mir zum Geburtstag einen Kochkursus geschenkt. Drei Tage. Von Freitag bis Sonntag. Ich komme mir vor wie ein Analphabet zwischen all den passionierten Hobbyköchen. Mein Talent ist noch nicht einmal ausreichend, um Kartoffeln zu schälen.
»Du sollst keine Würfel daraus schnitzen, sondern nur dünn schälen«, knurrt mich der Chefkoch und Leiter dieser Veranstaltung an. Ich bin hier völlig falsch. Die Worte Filetieren, Parieren, Soutieren, Montieren, Gratinieren, Melieren oder Farinieren.... habe ich noch nie zuvor gehört und habe keine Ahnung, was der Mann in seiner weißen Jacke und seinem hoch roten Kopf überhaupt von mir will. Bevor ich hier weiterhin die Idiotin gebe, halte ich mich ab sofort im Hintergrund. Meine Mitschüler sind hektisch. Sie sagen, sie hätten nie zuvor auf Gas gekocht. Damit sind sie mir gegenüber deutlich im Vorteil, denn ich habe zuvor weder auf Gas noch anderweitig gekocht.
Heute Abend ist Weibertreff und ich berichte von meinen niederschmetternden Erlebnissen in der Profiküche. Tine und Jette wollen sich schlapplachen. Der Einzige, der Verständnis (oder ist es eher Mitleid) mit mir hat, ist Ansgar.
»Ich habe es Tine gleich gesagt, dass dieses Geschenk ein Fehlgriff ist. Dann könnte man einen ABC Schützen auch gleich zum Abitur anmelden. Wenn es dir wirklich ernst ist, dann komme vormittags her und schaue mir beim Kochen zu. Genau so habe ich es von meiner Mutter gelernt. Und Heide ist eine vorzügliche Köchin.«
Ohne lange zu überlegen, nehme ich sein Angebot an.
Ab sofort treffen wir uns täglich zum gemeinsamen Einkauf. Ansgar besteht auf Bio Produkte. Er zeigt mir, wo ich das beste Fleisch, den frischesten Fisch und das knackigste Gemüse kaufen kann. Meistens schlendern wir über den Wochenmarkt und während er den Einkaufskorb füllt, passe ich auf die Kleine auf. Nach drei Wochen kann ich schon fünf Gerichte recht passabel nachkochen und mein zukünftiger Ehemann ist hellauf begeistert. Statt einschlägige Wirtschaftsmagazine zu lesen, kaufe ich die Zeitschrift Eltern und studiere Kochbücher, die Ansgar mir empfohlen hat. Es geht kein Weg mehr daran vorbei. Ich habe mich so verändert, ich muss einfach schwanger sein. Seit mehr als sechs Wochen ist meine Periode ausgeblieben. Allerdings, die Schwangerschaftstests, die ich täglich mit meinem Morgenurin bepinkel, zeigen mir immer wieder das gleiche Ergebnis. Negativ. Ich erinnere mich an Tine. Sie war bereits in der vierzehnten Woche, als ihr Frauenarzt ihr das freudige Ergebnis mitteilte. Es führt kein Weg daran vorbei. Ich werde einen Termin bei meinem Gynäkologen vereinbaren. Knut kann mich nicht begleiten. Schließlich hat er eine Mission zu erfüllen für die er nur noch wenig Zeit hat, wenn es bei seinem 100 Tage Plan bleiben soll. Allerdings nimmt er sich heute Vormittag frei, um mit mir das Aufgebot zu bestellen. Noch einmal überprüfe ich die Mappe mit den Unterlagen auf Vollständigkeit. Als ich Knuts Personalausweis in die Hand nehme, fällt mir auf, dass er sich noch immer nicht umgemeldet hat.
»Das können wir heute gleich mit erledigen«, antwortet er mir. Beim Lesen seiner alten Adresse muss ich unweigerlich an Linus denken.
»Du Liebling, gibt es eigentlich schon Neuigkeiten von der Dohndorf. Stimmt sie einem Vaterschaftstest nun zu oder nicht?«
»Bisher hat sie auf meinen Brief noch nicht geantwortet. Ich kann nichts machen, wenn sie sich querstellt.«
»Du bist ja die Ruhe in Person, was dieses Thema angeht. Willst du denn nicht endlich die Wahrheit wissen?«
»Was schlägst du vor? Soll ich den Jungen entführen und ihm zwangsweise mit einem Wattestäbchen eine Speichelprobe entnehmen?«
»Natürlich nicht. Sag mal, wissen deine Eltern eigentlich Bescheid?«
»Ich habe ihnen nichts
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