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Frankenstein

Frankenstein

Titel: Frankenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Wollstonecraft Shelley
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Trotz, auf ihn zu treffen und mit ihm ringen zu können hoffte. Einige Wochen zuvor hatte ich mir einen Schlitten und Hunde beschafft und so die Schneeflächen mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durchmessen. Ich weiß nicht, ob der Unhold dieselben Hilfsmittel besaß, doch ich bemerkte, so wie ich vorher bei der Verfolgung täglich an Boden verloren hatte, holte ich jetzt auf! Und zwar in einem Maße, daß er mir nur eine Tagereise voraus war, als ich zum ersten Mal den Ozean erblickte, und ich hoffte, ihn abfangen zu können, bevor er den Strand erreichte. Also stürmte ich mit neuem Mut voran und erreichte nach zwei Tagen ein elendes Dörfchen an der Meeresküste. Ich fragte die Bewohner nach dem Unhold und bekam genaue Auskunft. Ein riesenhaftes Ungeheuer, sagten sie, sei in der vorigen Nacht angekommen, mit einem Gewehr und vielen Pistolen bewaffnet. Die Bewohner einer abseits gelegenen Kate seien aus Angst vor seinem gräßlichen Aussehen geflüchtet. Er habe ihren Wintervorrat an Nahrung mitgenommen und auf einen Schlitten geladen, und zum Ziehen habe er eine große Meute Schlittenhunde gegriffen, sie ins Geschirr gespannt und noch in derselben Nacht zur Freude der schreckerfüllten Dorfbewohner seine Fahrt über das Meer fortgesetzt, in eine Richtung, wo kein Land liege, und sie vermuteten, er müsse sehr bald im Eis einbrechen und umkommen oder im ewigen Frost erfrieren.
    Als ich diese Auskunft vernahm, erlitt ich zunächst einen Verzweiflungsanfall. Er war mir entkommen, und ich mußte eine verderbenbringende und beinahe endlose“ Fahrt über die zu Bergen getürmten Eismassen des Ozeans antreten – in einer Kälte, die kaum ein Einheimischer lange aushalten konnte und die ich, der aus einem freundlichen und sonnigen Klima stammte, nicht zu überleben hoffen konnte. Doch bei dem Gedanken, der Unhold könnte am Leben bleiben und endgültig triumphieren, stellten sich meine Wut und Rachsucht wieder ein und überschwemmten einer gewaltigen Flut gleich jedes andere Gefühl. Nach einer kurzen Rast, während derer mich die Geister der Toten umschwebten und mich zur Anspannung aller Kräfte und zur Rache anstachelten, bereitete ich mich auf meine Reise vor.
    Ich tauschte meinen Landschlitten gegen einen anderen ein, der den Unebenheiten des gefrorenen Ozeans angepaßt war. Und nachdem ich einen reichlichen Vorrat an Proviant eingekauft hatte, ließ ich das Festland hinter mir zurück.
    Ich kann nicht abschätzen, wie viele Tage seither vergangen sind, doch ich habe Leiden durchgemacht, die ich nur ertragen konnte, weil mich das in meinem Herzen ewig brennende Gefühl des Hungers nach gerechter Vergeltung dazu befähigte. Oft versperrten mir ungeheure und zerklüftete Eisberge den Weg, und oft hörte ich das Grollen der Grundsee, die mir meinen Untergang androhte. Doch wieder kam der Frost und machte den Weg über das Meer sicher.
    Nach der Menge der verbrauchten Vorräte zu schätzen, bin ich drei Wochen unterwegs gewesen. Und die ständig neu hinausgeschobene Hoffnung drückte mir immer wieder auf die Seele und preßte mir oft genug bittere Tropfen der Enttäuschung und der Pein aus den Augen. Die Verzweiflung hatte wirklich ihre Beute fast sicher, und bald wäre ich unter dieser Trübsal zusammengebrochen. Einmal, nachdem die armen Tiere, die mich zogen, mit unglaublicher Anstrengung den Gipfel eines steilen Eisberges erklommen hatten und eines vor Erschöpfung verendete, musterte ich beklommen die weite Fläche vor mir, als mein Auge auf der grauen Eisfläche plötzlich einen dunklen Punkt gewahrte. Ich spähte angestrengt, worum es sich da handele, und brach in einen wilden Frohlockensschrei aus, als ich einen Schlitten und darin die mißgebildeten Proportionen einer wohlbekannten Gestalt erkannte. Oh, mit welch glühender Gewalt floß die Hoffnung in mein Herz zurück! In meine Augen traten warme Tränen, die ich hastig wegwischte, damit sie meine Sicht auf den Dämon nicht behinderten, doch immer noch trübten die brennenden Tropfen meinen Blick, bis ich, den auf mich einstürmenden Gefühlen nachgebend, laut weinte.
    Aber jetzt war kein Zögern angebracht. Ich machte die Hunde von ihrem toten Gefährten frei, gab ihnen eine reichliche Portion Futter, und nach einer Stunde Rast, die absolut notwendig, mir aber zutiefst lästig war, setzte ich meinen Weg fort. Der Schlitten war noch sichtbar, ich verlor ihn auch nicht wieder aus den Augen, bis auf die Momente, wenn ihn kurze Zeit ein Eisfels mit seinen

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