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Frankenstein

Frankenstein

Titel: Frankenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Wollstonecraft Shelley
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heftiger Wolkenbruch nieder.
    Den Tag über war ich ruhig gewesen, doch sobald die Nacht alle Umrisse verhüllte, stiegen tausend Ängste in mir auf. Ich war besorgt und wachsam und hielt mit meiner Rechten eine in meiner Brusttasche verborgene Pistole umklammert. Jeder Laut erschreckte mich, doch ich war entschlossen, mein Leben teuer zu verkaufen und nicht vom Kampf zurückzuweichen, bis mein Leben oder das meines Gegners erloschen war.
    Eine Zeitlang beobachtete Elisabeth unter schüchternem und ängstlichem Schweigen meine Erregung. Doch in meinem Blick lag etwas, das das Grauen auf sie übertrug, und bebend fragte sie: »Was erregt dich so, mein lieber Viktor? Was fürchtest du?«
    »Ach, ruhig, ruhig, Liebste«, antwortete ich; »nur diese eine Nacht, und wir sind in Sicherheit: aber diese Nacht ist schrecklich, ganz schrecklich.«
    Eine Stunde brachte ich in dieser Verfassung zu, als mir mit einem Mal einfiel, wie furchtbar der Kampf, den ich jeden Augenblick erwartete, für meine Frau sein würde, und ich bat sie dringend, schlafen zu gehen, und nahm mir vor, ihr erst zu folgen, wenn ich etwas über die Position meines Feindes erfahren hätte.
    Sie verließ mich, und eine Zeitlang schritt ich wieder die Gänge des Hauses auf und ab und untersuchte jeden Winkel, der meinem Gegner als Versteck dienen könnte. Aber ich entdeckte keine Spur von ihm und begann schon zu mutmaßen, irgendein glücklicher Zufall sei dazwischengekommen und habe den Vollzug seiner Drohungen verhindert. Da vernahm ich plötzlich einen schrillen, fürchterlichen Schrei. Er kam aus dem Zimmer, in das Elisabeth sich zurückgezogen hatte. Als ich ihn hörte, ging mir blitzartig die ganze Wahrheit auf, meine Arme sanken herab, die Bewegung jeden Muskels und jeder Fiber war gelähmt, ich spürte das Blut durch meine Adern tröpfeln und in meinen Gliedmaßen kribbeln. Dieser Zustand hielt nur einen Moment an. Der Schrei wiederholte sich, und ich stürzte ins Zimmer.
    Großer Gott! Warum bin ich damals nicht gestorben! Warum bin ich hier, um die Vernichtung der schönsten Hoffnungen und des reinsten Geschöpfes auf Erden zu schildern? Da lag sie, starr und leblos, quer über das Bett geworfen, mit herabhängendem Kopf und die bleichen, verzerrten Züge halb vom Haar bedeckt. Wohin ich mich auch wende, sehe ich dasselbe Bild – die blutlosen Arme, die schlaffe Gestalt, von dem Mörder auf ihre Brautbahre hingeworfen. Konnte ich das sehen und weiterleben? Ach! Das Leben ist hartnäckig und haftet da am festesten, wo es am verhaßtesten ist. Nur vorübergehend verlor ich das Bewußtsein, ich fiel ohnmächtig zu Boden.
    Als ich zu mir kam, fand ich mich von den Leuten des Gasthofs umringt. Aus ihren Mienen sprach atemloses Entsetzen; doch das Grauen anderer wirkte nur wie ein Hohn, ein Schatten der Gefühle, die auf mir lasteten. Ich flüchtete mich vor ihnen in das Zimmer, wo die Leiche Elisabeths lag, meiner Geliebten, meines Weibes, vor so kurzer Zeit noch am Leben, so lieb, so wert. Man hatte ihre Lage verändert, in der ich sie zuerst erblickt hatte. Und jetzt, wie sie so dalag, den Kopf auf dem Arm und ein Tuch über Gesicht und Hals geworfen, hätte ich glauben können, sie schlafe. Ich stürzte zu ihr und umarmte sie inbrünstig. Doch die tödliche Schlaffheit und Kälte der Glieder machte mir deutlich, das, was ich jetzt in den Armen hielt, war nicht mehr die Elisabeth, die ich geliebt und verehrt hatte. Das mörderische Mal der Finger des Unholds lag auf ihrem Hals, und kein Atem kam ihr mehr über die Lippen.
    Während ich mich noch in der Qual der Verzweiflung über sie neigte, blickte ich zufällig auf. Die Fenster des Zimmers waren vorher verhangen gewesen, und ich fühlte eine Art Panik, als ich das gelbe Licht des Mondes in die Kammer fallen sah. Man hatte die Läden aufgestoßen, und mit einem Gefühl des Grauens, das ich nicht beschreiben kann, sah ich am offenen Fenster die gräßlichste, verabscheuenswürdigste Gestalt. Auf dem Gesicht des Ungeheuers lag ein Grinsen, er schien zu höhnen, als er mit seinem teuflischen Finger auf die Leiche meiner Frau deutete. Ich stürzte zum Fenster, zog eine Pistole aus der Brusttasche und feuerte. Doch er wich aus, sprang von seinem Standort, und mit der Geschwindigkeit des Blitzes laufend, tauchte er in den See.
    Der Pistolenschuß zog eine Menschenmenge ins Zimmer. Ich wies auf die Stelle, wo er verschwunden war, und wir folgten mit Booten der Spur. Wir warfen Netze aus, doch vergebens.

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