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Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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war.«
    »Harker ist tot?«
    »Er, der war, ist tot, aber ich bin der, der war.«
    »Bist du Jonathan Harker?«
    »Ja.«
    »Nicht nur ein Geschöpf, das in ihm gewachsen ist wie ein Krebsgeschwür?«
    »Nein.«
    »War ihm bewusst, dass du in ihm gewachsen bist?«
    »Er, der war, wusste von mir, der ich bin.«
    Durch die unzähligen literarischen Anspielungen, die Erika jederzeit parat hatte, wusste sie, dass im Märchen Scherereien zu erwarten waren, wenn Trolle oder Zwerge oder andere Wesen dieser Art entweder in Rätseln sprachen oder sich geschraubt ausdrückten. Dennoch fühlte sie sich mit diesem Geschöpf verwandt, und sie traute ihm.
    Sie sagte: »Darf ich dich Jonathan nennen?«
    »Nein. Nenn mich Johnny. Nein. Nenn mich John-John. Nein. So nicht.«
    »Wie soll ich dich nennen?«
    »Du wirst meinen Namen erfahren, wenn mein Name mir bekannt ist.«
    »Du bist im Besitz von Jonathans Erinnerungen und seinem gesamten Wissen?«
    »Ja.«
    »War die Veränderung, der du dich unterzogen hast, unkontrollierbar, oder wurde sie absichtlich herbeigeführt?«
    Der Troll ließ die losen Hautlappen seines Mundes geräuschvoll aufeinanderklatschen. »Er, der war, glaubte, das Geschehen stieße ihm zu. Ich, der bin, erkenne, dass er das Geschehen herbeigeführt hat.«
    »Unbewusst wolltest du unbedingt ein anderer als Jonathan Harker werden.«
    »Der Jonathan, der war … wollte wie er selbst sein, aber etwas anderes werden als ein Alpha.«
    »Er wollte seine menschliche Gestalt behalten, sich aber aus der Gewalt seines Schöpfers befreien«, interpretierte Erika.
    »Ja.«
    »Stattdessen«, sagte sie, »hast du den Körper des Alphas abgeworfen und bist geworden … was du jetzt bist.«
    Der Troll zuckte die Achseln. »Dumm gelaufen.«

16.
    Bucky Guitreau stand hinter einer Raphis-Palme, die in einem Topf auf der Veranda des Arceneaux-Hauses wuchs, und sah zu, wie seine nackte Ehefrau leicht an ein Fenster des Fernsehzimmers klopfte. Er verlagerte sein Gewicht unaufhörlich
von einem Fuß auf den anderen, weil er so aufgeregt war, dass er nicht stillhalten konnte.
    Anscheinend war Janets Klopfen nicht gehört worden. Sie pochte fester an die Fensterscheibe.
    Einen Moment später ragte der junge Charles Arceneaux, dieser Möchtegern-Internetunternehmer, im Zimmer hinter dem Fenster auf. Sein verblüffter Gesichtsausdruck beim Anblick einer nackten Nachbarin wirkte so übertrieben wie der einer Comicfigur.
    Ein Angehöriger der Alten Rasse wäre der Meinung gewesen, Charles böte in dem Moment einen komischen Anblick, und hätte vielleicht laut gelacht. Bucky gehörte jedoch der Neuen Rasse an und fand nichts, aber auch rein gar nichts, komisch. Der verblüffte Gesichtsausdruck des jungen Arceneaux verstärkte in Bucky lediglich den glühenden Wunsch, ihn aufgeschlitzt, in Stücke gerissen, kaputtgemacht und tot zu sehen. Buckys Hass war derzeit so groß – und noch im Zunehmen begriffen –, dass jeder Ausdruck auf Charles Arceneauxs Zügen seine Leidenschaft für Gewalttaten hätte auflodern lassen.
    Durch die Wedel der Raphis-Palme sah Bucky, dass Charles etwas sagte. Er konnte die Worte nicht hören, aber er konnte sie ihm von den Lippen ablesen: Mrs Guitreau? Sind Sie das?
    Auf dieser Seite des Fensters sagte Janet: »Oh, Charlie, oh, etwas Fürchterliches ist passiert.«
    Charles starrte sie an, erwiderte aber nichts darauf. Aufgrund des Winkels, in dem der junge Mann seinen Kopf hielt, wusste Bucky, dass Charlie Janet nicht ins Gesicht sah.
    »Etwas Fürchterliches ist passiert«, wiederholte sie, um die hypnotische Faszination zu durchbrechen, die ihre üppigen und doch kecken Brüste auf ihn ausübten. »Nur du kannst mir helfen, Charlie.«
    Sowie sich Charles vom Fenster entfernte, kam Bucky aus
der Deckung der Topfpalme heraus. Er bezog einen Posten an der Hauswand, neben der Tür, die das Fernsehzimmer mit der Veranda verband.
    Als sich Janet an die gläserne Schiebetür begab, sah sie so unersättlich aus wie die Todesgöttin eines primitiven Volksstamms, wutentbrannt und gnadenlos. Sie hatte die Zähne zu einem humorlosen Grinsen gefletscht, ihre Nasenflügel blähten sich, und in ihren blutrünstigen Augen stand rasende Gier.
    Bucky machte sich Sorgen, sowie er diese schaurige Inkarnation sah, würde Charles plötzlich Verdacht schöpfen, ihre wahren Absichten ahnen, ihr den Einlass verweigern und Alarm schlagen.
    Als sie die Tür erreicht hatte und sich umdrehte, um ihren Blick Arceneaux zuzuwenden, hatte ihr

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