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Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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beim ersten Besuch des Trolls ein weiteres Wort gesagt. Und für den Moment war ihnen auch bei diesem zweiten Tête-à-tête mit Schweigen bestens gedient.
    Sie wagte nicht zu fragen, wen er hasste, denn wenn
er mit dem Namen ihres Herrn und Meisters geantwortet hätte, wäre es aufgrund ihrer Programmierung erforderlich gewesen, dass sie ihn entweder in Gewahrsam nahm und ihn gewaltsam festhielt oder die entsprechenden Personen vor der Gefahr warnte, die er darstellte.
    Es könnte ihr Prügel eintragen, dass sie es unterlassen hatte, das Vertrauen des Trolls sofort zu verraten. Andererseits könnte sie, wenn sie ihn augenblicklich meldete, trotzdem Prügel beziehen. Bei diesem Spiel waren die Regeln unklar; außerdem galten sämtliche Regeln für sie und keine für ihren Mann.
    Zu dieser späten Stunde hielt sich das gesamte Personal des Haushalts in der schlafsaalähnlichen Räumlichkeit am hinteren Ende des Grundstücks auf und war höchstwahrscheinlich mit dem intensiven und häufig brutalen sexuellen Treiben beschäftigt, das ihresgleichen als einzige Form des Abbaus von Spannungen gestattet war.
    Victor war nachts gern ungestört. Sie hatte den Verdacht, er bräuchte wenig oder gar keinen Schlaf, aber sie wusste nicht, was er tat, wenn er allein war, und warum es ihm so wichtig war, nicht dabei gestört zu werden. Sie war auch nicht sicher, ob sie es wissen wollte.
    Das emsige Strömen des Regens auf dem Dach und vor den Glasscheiben ließ die Stille im Wintergarten vergleichsweise intim und sogar gemütlich wirken.
    »Mein Gehör ist sehr gut«, sagte sie. »Falls ich jemanden kommen höre, werde ich die Kerze auspusten, und du wirst augenblicklich zur Tür hinausschlüpfen.«
    Der Troll nickte zustimmend.
    Harker …
    Da Erika fünf vor weniger als vierundzwanzig Stunden aus ihrem Schöpfungstank gestiegen war, war sie über das Leben und die Errungenschaften ihres Mannes auf dem
neuesten Stand. Die Ereignisse seines Arbeitstages wurden regelmäßig durch direkten Download ins Gehirn der Ehefrau übertragen, die noch im Entstehen war, damit sie sich von Anfang an vollkommen seiner geistigen Größe und der Frustrationen bewusst sein konnte, die eine unvollkommene Welt einem Mann von seiner einmaligen Genialität zumutete.
    Wie andere Alphas in Schlüsselpositionen kannte auch Erika die Namen sämtlicher Alphas, Betas, Gammas und Epsilons, die in den Händen der Barmherzigkeit erzeugt wurden, und wusste, welche Dienste sie ihrem Schöpfer erwiesen. Demzufolge war ihr der Name Harker vertraut.
    Bis vor ein paar Tagen, als ihm etwas zugestoßen war, war ein Alpha namens Jonathan Harker bei der Polizei von New Orleans Detective in der Mordkommission gewesen. Bei einer Auseinandersetzung mit zwei Detectives, die Angehörige der Alten Rasse waren – O’Connor und Maddison –, war der abtrünnige Harker angeblich durch Schüsse aus einer Schrotflinte und einen Sturz vom Dach einer Lagerhalle getötet worden.
    Die Wahrheit aber war noch viel seltsamer als die offizielle Version.
    Gerade erst im Verlauf des vergangenen Tages, zwischen den beiden Trachten Prügel, die er Erika verpasst hatte, hatte Victor eine Autopsie an Harker vorgenommen und entdeckt, dass vom Torso des Alphas große Bereiche fehlten. Das Fleisch, innere Organe und ein Teil des Knochengerüsts schienen weggefressen zu sein. Zirka fünfzig Pfund der Körpermasse des Alphas waren verschwunden. Aus dem Rumpf baumelte eine zerfetzte Nabelschnur, die andeutete, dass sich eine unbeabsichtigte Lebensform im Innern von Harker entwickelt, sich von ihm genährt und sich nach dem Sturz vom Dach von ihrem Wirt getrennt hatte.
    Jetzt trank Erika einen Schluck von ihrem Cognac. Der Troll trank einen Schluck von seinem Wein.
    Erika nahm Zuflucht zu einer literarischen Anspielung, die ihr angemessen erschien, obwohl sie nie voll und ganz verstehen würde, worauf sie sich bezog, wenn sie das gefährliche Buch von Joseph Conrad nicht las, und sagte: »Manchmal frage ich mich, ob ich Marlow bin, weit oben auf dem Fluss mit Kurtz, und vor uns – und hinter uns – liegt nur das Herz einer immensen Finsternis.« Der lippenlose Mund des Trolls brachte ein schmatzendes Geräusch hervor.
    »Du bist in Harker gewachsen?«, fragte sie.
    Das geschliffene Glas ordnete das Licht der Flamme zu quadratischen, rechteckigen und dreieckigen Flächen an, die das Gesicht des Trolls als ein schimmerndes rotes Mosaik zeigten. »Ja«, krächzte er. »Ich bin aus dem, was ich

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