Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)
hätte herausreißen sollen, es aber nicht tat, und er streckte die Hand aus, um den Lauf der Sniper zu packen, und er wirkte stark genug und wütend genug und konzentriert genug, um noch etwa zwei Treffer wegzustecken und ihr trotzdem das Gesicht abzureißen, ihr die Kehle herauszureißen.
Michael tauchte hinter dem Honda auf, seine Schrotflinte dröhnte und erzielte einen Treffer in die Seite direkt über der Hüfte, und Carson gab den nächsten Schuss ab, der den Replikanten vielleicht aus nächster Nähe mitten in den linken Oberschenkel traf. Doch schon war sein Arm am Lauf der Schrotflinte vorbeigeschnellt, hatte ihn dabei nach oben geschlagen, und seine blutrote Hand streckte sich nach ihrem Gesicht aus. Guitreau sagte etwas, was nach
»Gib mir deine Augen« klang, und Michael drückte wieder ab, ein Kopfschuss, und damit war es geschafft, und das Bucky-Ding fiel endlich nackt auf das silberne und schwarze Pflaster, bäuchlings, lag einen Moment still. Doch dann versuchte es auf dem Bauch von ihnen fortzukriechen, ein Kopf wie eine geplatzte Wassermelone und andere vernichtende Wunden, aber es versuchte davonzukriechen, als sei es eine verkrüppelte Küchenschabe. Es hielt ein weiteres Mal still, lag regungslos da, regungslos, dann ein letztes konvulsives Zucken, und das war es.
Aus dem Augenwinkel sah Carson, dass sich etwas bewegte, etwas ganz in ihrer Nähe, und sie wirbelte zu Janet mit dem strammen Arsch herum.
26.
Nachdem sie ihn zum Schweigen ermahnt hatte, führte Erika fünf Jocko, den Albinotroll, eine von zwei Hintertreppen zum ersten Stockwerk hinauf, ein gutes Stück von der zentral gelegenen ehelichen Suite entfernt.
Von den drei Villen, die auf den drei Grundstücken standen, als Victor sie erworben hatte, waren zwei einander architektonisch sehr ähnlich. Er hatte sie so miteinander verbunden, dass durch drei Eichen im Vordergrund und einen gitterartigen Laubengang im Hintergrund, an dem sich Immergrüner Blauer Nachtschatten emporrankte, von der Straße aus der Eindruck entstand, die Villen seien weiterhin frei stehend.
Insgesamt hatten die beiden Wohnhäuser ursprünglich vierunddreißig Schlafzimmer umfasst, doch viele Innenwände
waren herausgebrochen und die gesamte Fläche anderen Verwendungszwecken zugeführt worden. Victor hatte keine Familie und duldete keine Gäste, die über Nacht blieben.
Er hatte die Absicht gehabt, das dritte Wohnhaus abzureißen und diese Parzelle einfach dem Gelände seines Anwesens einzuverleiben.
Eine Lokalpolitikerin mit Ambitionen auf den Gouverneursposten – und mit festgefahrenen Vorstellungen hinsichtlich des Erhalts historischer Gebäude – hatte sich Victors Bemühen, eine Bewilligung für den Abriss des dritten Hauses zu erhalten, in den Weg gestellt. Er hatte versucht das Problem mit Rücksicht auf ihr öffentliches Amt und ihren gesellschaftlichen Rang zu lösen. Eine dicke Bestechungssumme hätte ihre Mitwirkung auf den meisten Gebieten gesichert; sie war jedoch der festen Überzeugung gewesen, ein Ruf als hingebungsvolle Denkmalschützerin sei der Schlüssel zur Erlangung ihrer politischen Ziele.
Nachdem die Replikantin der Politikerin aus dem Tank gestiegen war, hatte Victor die echte Frau in ihrem Haus ergreifen und in die Hände der Barmherzigkeit bringen lassen, wo er ihr die einfallsreichsten Foltermethoden der Stasi, der Geheimpolizei des früheren Ostdeutschlands, erst geschildert und dann demonstriert hatte. Als sie ihn nicht mehr angefleht hatte aufzuhören, sondern ihn stattdessen um den Tod gebeten hatte, hatte Victor ihr erlaubt, das Mordinstrument aus einer fantasievollen Sammlung auszuwählen, die unter anderem einen Druckluftnagler, eine manuelle Schleifmaschine und eine große Flasche Karbolsäure umfasste.
Der vollständige psychische Zusammenbuch der Frau und ihr Rückzug in den katatonischen Stupor hatten es ihr nicht nur unmöglich gemacht, die Werkzeuge für ihr eigenes
Ende zu wählen, sondern Victor auch um einen Teil des Vergnügens gebracht, sie körperlich zu bestrafen. Dennoch sah er die Lösung der Frage des Erhalts historischer Bausubstanz als einen seiner glanzvolleren Momente an und hatte sie deshalb auch in seine Biografie aufgenommen, die Erika während ihrer Entwicklung im Tank durch direkten Download in ihr Gehirn zugänglich gemacht worden war.
Victor wollte, dass seine Erikas ihm nicht nur sexuelle Dienste erwiesen und als huldvolle Gastgeberinnen auftraten, sondern er gedachte auch, sich von seinen
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