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Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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surren.
    Widerstrebend folgte ihr Jocko zur nächsten Stahltür.
    Erika schob die fünf Stahlriegel der letzten Barriere zurück, hinter der Lampen angingen und einen fensterlosen Raum von knapp fünfzig Quadratmetern zeigten, der wie ein viktorianischer Salon eingerichtet war.
    »Was hältst du davon?«, fragte sie den Troll.
    Bereits am zweiten Tag ihres Lebens hatte Erika einen Scheideweg erreicht. Da sie verblüfft und sich nicht ganz schlüssig war, musste sie eine zweite Meinung zu ihrer Lage einholen, bevor sie entscheiden konnte, was sie zu tun hatte.
    Jocko schlitterte über den Mahagoniboden und sagte: »Glatt.« Er drückte seine Zehen in den antiken Perserteppich und sagte: »Weich.«
    Dann hielt er seine eigentümliche Nase an die William-Morris-Tapete, atmete tief ein, kostete den Geruch genüsslich aus und sagte: »Leim.«
    Er bewunderte die Kaminumrandung aus schwarz gebeiztem Nussbaum und leckte die Keramikfliesen von William De Morgan ab, mit denen der Kamin ausgekleidet war. »Die glänzen«, lautete sein Kommentar zu den Fliesen.
    Er hielt seine linke Hand um sein linkes Ohr und beugte sich so dicht zu einer der Lampen mit den Fransenschirmen aus Schantungseide vor, als lauschte er dem Licht. »Mittwoch«, sagte er, doch Erika fragte ihn nicht, warum.
    Er sprang auf dem Ohrensessel auf und ab – »Der federt«
– , musterte die Kassettendecke, die ebenfalls aus Mahagoni war – »Opulent« –, wand sich auf dem Rücken unter das Chesterfield-Sofa und gab einen Piepston von sich.
    Er kehrte an Erikas Seite zurück und sagte: »Hübsches Zimmer. Lass uns gehen.«
    »Du kannst nicht einfach so tun, als sei es nicht da«, sagte sie.
    »Als sei was nicht da?«
    Sie deutete auf den Brennpunkt des Zimmers, der den Blick automatisch auf sich zog, einen riesigen Glasbehälter, zwei Meter siebzig lang, einen Meter fünfzig breit und knapp einen Meter hoch. Er stand auf einer Reihe von verschnörkelten Bronzefüßen. Die sechs Glasscheiben waren an den Kanten facettiert und steckten in einem kunstvoll verzierten Rahmen aus herrlich getriebener vergoldeter Bronze.
    »Auf mich wirkt es wie ein riesiger Schmuckkasten«, sagte Erika.
    Nachdem er mit den Hautlappen seines Mundes ein schmatzendes Geräusch erzeugt hatte, sagte der Troll: »Ja. Schmuckkasten. Lass uns gehen.«
    »Komm näher, und sieh dir den Inhalt genau an«, sagte Erika, und als er zögerte, nahm sie ihn an der Hand und führte ihn zu dem geheimnisvollen Gegenstand.
    Das Gefäß war mit einer halbtransparenten rötlich-goldenen Substanz gefüllt. Im einen Moment schien es sich bei diesem Stoff um eine Flüssigkeit zu handeln, durch die sanfte Ströme zirkulierten, doch schon im nächsten Augenblick schien es stattdessen dichter Dunst zu sein, der gegen das Glas wogte.
    »Enthält es eine Flüssigkeit oder ein Gas?«, fragte sich Erika laut.
    »Eines von beidem. Lass uns gehen.«
    »Sieh nur, wie das Gas oder die Flüssigkeit das Lampenlicht
absorbiert«, sagte Erika. »Es schimmert überall so hübsch, golden und tiefrot gleichzeitig.«
    »Jocko muss pinkeln.«
    »Siehst du, wie dieses Leuchten von innen heraus einen großen, dunklen Umriss enthüllt, der mitten in dem Behälter schwebt?«
    »Jocko muss ganz dringend pinkeln.«
    »Obwohl ich kein einziges vages Detail dieses verschwommenen Umrisses sehen kann«, sagte Erika, »erinnert er mich an etwas. Erinnert er dich an etwas, Jocko?«
    »Jocko erinnert er an einen verschwommenen Umriss.«
    Erika sagte: »Er erinnert mich an einen in Harz erstarrten Skarabäus. Die alten Ägypter hielten Skarabäen für heilig.«
    Dieser Moment schien wie geschaffen für ein Zitat von H. Rider Haggard, aber sie bezweifelte, dass der Troll eine literarische Anspielung auf diesen Autor großartiger Abenteuerromane zu würdigen wüsste.
    »Skarabäus … was ist das?«
    »Ein riesiger Käfer«, sagte sie.
    »Hast du gehört? Jocko muss pinkeln.«
    »Du musst nicht pinkeln.«
    »Du solltest es mir lieber glauben.«
    Erika legte ihm eine Hand unter das Kinn, hob seinen Kopf und zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen. Sie sagte: »Sieh mir in die Augen, und sag mir die Wahrheit. Ich werde wissen, ob du lügst oder nicht.«
    »Wirklich?«
    »Du solltest es mir lieber glauben. Also … muss Jocko pinkeln?«
    Er sah ihr forschend in die Augen und dachte über seine Antwort nach, bis winzige Schweißperlen auf seiner Stirn austraten. Schließlich sagte er: »Ah. Jetzt drängt es nicht mehr so.«
    »Das dachte ich mir

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