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Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Frankenstein - Der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Lage sein würden zu fliehen. Die Temperaturen, die diese Brandstoffe hervorbrachten, waren zwar nicht so hoch wie die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Sonne, doch dieses Zeug würde das zweit heißeste Feuer im Sonnensystem hervorbringen und sämtliche Beweise regelrecht verdampfen lassen.
    Victor eilte zu einem Aktenschrank in der Nähe seines
Arbeitsplatzes und zog eine Tür auf. Dahinter war etwas zu sehen, das wie ein großer Koffer wirkte. Datenübertragungskabel verbanden das Gepäckstück mit Ausgängen weiter hinten in dem Schrank. Er stöpselte schnell sämtliche Kabel aus.
    Die Hände der Barmherzigkeit würden nicht zu Schutt und Holzkohle niederbrennen, sondern stattdessen zu Asche verglühen, die so fein war wie dreifach gemahlenes Mehl und die auf einem Teich geschmolzenen Grundgesteins schwamm, der nicht weniger heiß und nicht weniger flüssig war als Lava, die aus einem Vulkan strömte. Nicht ein einziger Knochensplitter und auch keine andere DNA-Quelle würde den Brand überstehen und von forensischen Pathologen analysiert werden können.
    Der Koffer enthielt die kompletten Computer-Backups sämtlicher Experimente, die jemals in den Händen der Barmherzigkeit durchgeführt worden waren, darunter auch Arbeit, die innerhalb der letzten Stunde geleistet worden war.
    Die Dresden-Uhr zeigte 06:55 an.
    Mit dem Koffer in der Hand eilte Victor durch das Labor zu der Tür, die in den Flur führte. Chamäleon und die gesamte Belegschaft waren vergessen.
    Er war vernarrt in die Brandsätze, die gleich detonieren würden, und er war von sich selbst beeindruckt gewesen, weil er die Kontakte hatte, sie in großen Mengen zu erwerben. Tatsächlich hatte er eine E-Mail auf seinem Computer gespeichert, die er an seinen Lieferanten geschickt hatte, den tyrannischsten Diktator auf Erden, um seine Dankbarkeit auszudrücken. In dieser E-Mail stand unter anderem: »… und wenn enthüllt werden könnte, dass ausgerechnet diese drei Nationen zusammengearbeitet haben, um dieses wirksame und zuverlässige Material zu perfektionieren, dann würde diese Enthüllung die Zyniker lächerlich machen, die
behaupten, die werten Herrschaften seien nicht zu internationaler Zusammenarbeit fähig.«
    Wie Victor aus den Enttäuschungen der vergangenen Jahrhunderte nur zu gut wusste, war das Schlimmste an dem plötzlichen Umzug des Unternehmens infolge einer katastrophalen Begebenheit der unwiederbringliche Verlust von Korrespondenz und anderen Andenken, die einen an die persönliche Seite eines grandiosen wissenschaftlichen Unterfangens erinnerten. Seine Arbeit war nicht immer eine einsame und trübsinnige Angelegenheit. Er hatte im Lauf der Jahre zahlreiche Freundschaften geschlossen, und es gab laue Tage in Gegenden wie Kuba, Venezuela und Haiti und in der alten Sowjetunion, an denen er sich die Zeit genommen hatte, mit langjährigen Freunden zu lachen und in Erinnerungen zu schwelgen und mit neuen gleichgesinnten Freunden die bedeutenden Fragen der Ära zu diskutieren. In dem bevorstehenden Feuersturm würden so viele kleine, aber kostbare Dinge zerstört werden, dass er Gefahr lief, einen Anfall von Nostalgie zu erleiden, der ihn außer Gefecht setzen würde, wenn er allzu lange an den bevorstehenden Verlust dachte.
    Als er aus dem Zentrallabor in den Flur trat, lenkte etwas, was sich zirka achtzehn Meter rechts von ihm durch den Gang bewegte, seine Aufmerksamkeit auf sich. Es war groß, vielleicht so groß wie vier Männer, und es hatte sechs dicke Insektenbeine, die an die eines enorm vergrößerten Kartoffelkäfers erinnerten, und ein wüstes Durcheinander von anderen anatomischen Merkmalen. Zahlreiche Gesichter schienen in den Körper eingebettet zu sein, einige an den merkwürdigsten Stellen. Das Gesicht, das der Stelle, an die ein Kopf gehörte, am nächsten war – und offensichtlich das dominanteste von allen –, wies ziemlich große Ähnlichkeit mit Werner auf.
    Aus diesem verwerflichen und undisziplinierten Geschöpf drangen ein oder zwei Dutzend Stimmen, die schaurig kindlich klangen, und sie alle murmelten dasselbe enorm anstößige Wort: » Vater … Vater … Vater … Vater … «

48.
    In der Bibliothek des Hauses Helios sagte Erika fünf: »Ich habe es gestern zufällig gefunden.«
    Sie ließ ihre Hand über die Unterseite eines Regalbretts gleiten und drückte den verborgenen Schalter.
    Ein Teil der Regalwand schwang an Drehscharnieren auf, und Deckenlichter zeigten den Geheimgang, der

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