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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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wie Momo Anselmo geschafft hatte, diese Frau zu nageln, blieb ein ewiges Geheimnis.
    Momo war ein spindeldürrer Typ, irgendwie geduckt, mit Augen wie ein Hund. Dass Marie auf ihn abgefahren war, lag also ganz bestimmt nicht an seinem Aussehen. Und am Geld konnte es auch nicht liegen – Momo verdiente gut, aber nicht eben großartig. Er hatte ein nettes Häuschen mit allem Drum und Dran, den obligatorischen Gangster-Cadillac und genug Geld, um damit zu protzen, aber Momo war kein Johnny Roselli oder Jimmy Forliano. In San Diego zählte er zwar zu den Großen, doch jeder wusste, dass San Diego eigentlich von L. A. aus gesteuert wurde, und Momo musste kräftig an Jack Drina abdrücken, auch dann noch, als es hieß, der Boss von L. A. habe Krebs und werde es nicht mehr lange machen.
    Aber Frank mochte Momo und fühlte sich ein bisschen schlecht, weil er so scharf auf seine Frau war. Momo gab ihm eine Chance, führte ihn ins Geschäft ein, wenn auch nur als Laufjunge, aber so fingen die meisten an. Frank hatte daher nichts dagegen, Kaffee und Doughnuts zu besorgen oder Zigaretten oder Momos Caddy zu waschen. Auch nicht, Momos Frau zum Supermarkt zu chauffieren. Wenigstens musste er nicht mitkommen und ihren Einkaufswagen schieben – nicht mal einem blutigen Anfänger wurde so was zugemutet. Also wartete er draußen, hing im Auto rum und hörte Radio. Obwohl sich Momo aufregte, dass das auf die Batterie ging. Aber er musste es ja nicht erfahren.
    Jedenfalls war dieser Job tausendmal besser, als sich auf dem Thunfischboot den Arsch aufzureißen, denn genau das hätte er getan, hätte ihm Momo nicht eine Chance gegeben. Es war dasselbe, was Franks Vater tat und was sein Großvater und auch dessen Vater getan hatte. Die Italiener kamen nach San Diego und nahmen den Chinesen die Thunfischerei ab. Auch jetzt noch fingen die meisten als Thunfischer an, so wie Frank, der mit hinausmusste, als er groß genug war, Köder zu schaufeln.
    Draußen auf dem Boot, bevor die Sonne aufging, bei Kälte und Nässe, bis zum Arsch in der stinkenden Ködergrube oder, schlimmer noch, beim Säubern der Speigatts. Später durfte er das Netz bedienen, aber als er nach Meinung seines Vaters alt genug war, mit dem Messer umzugehen, ohne sich die Hand abzuschneiden, wurde er zum Putzen der Fische beordert, und wenn er sich über diese ekelhafte Drecksarbeit beschwerte, sagte ihm sein Vater, eben aus diesem Grunde solle er die Highschool zu Ende machen.
    Und das tat Frank. Er kriegte sein Diplom, aber was sollte er danach mit sich anfangen? Wie es aussah, hatte er die Wahl zwischen den Marines und der Thunfischerei. Aber er wollte weder Thunfischer bleiben noch insAusbildungscamp gehen, wo sie ihn als erstes kahl geschoren hätten. Und er wusste, was er wirklich wollte: Am Strand abhängen, surfen, die Küstenstraße rauf- und runterfahren, seine Unschuld verlieren und noch mehr surfen.
    Und warum auch nicht? Das machte man damals eben, wenn man jung war und in San Diego wohnte. Man surfte mit seinen Buddys, man machte die Küstenstraße unsicher, man jagte den Mädchen nach.
    Einer von vielen, die versuchten, einfach das Leben zu genießen.
    Und das ging nicht auf dem Fischerboot oder bei den Marines.
    Dann schon lieber bei Momo.
    Dem Alten hat das nicht gepasst.
    Natürlich nicht. Der hatte seine altmodischen Vorstellungen. Du suchst dir einen Job, du schuftest, du heiratest, du ernährst deine Familie, Ende der Durchsage. Und obwohl es gar nicht mal besonders viele Mobster in San Diego gab, mochte sein Vater diejenigen, die es gab, nicht besonders, Momo inklusive.
    »Die schaden unserem Ruf«, sagte er.
    Und das war alles, was er sagte. Was hätte er auch sagen sollen? Frank wusste nur zu gut, warum sein Vater faire Preise bei den Aufkäufern bezahlt bekam, warum der Fang entladen wurde, wenn er noch frisch war, und warum ihn die Fahrer auf schnellstem Wege zu den Märkten brachten. Ohne die Momos dieser Welt wären die italienischen Thunfischer von den braven, ehrlichen, hart arbeitenden Geschäftsleuten aufs Kreuz gelegt worden wie mexikanische Zweidollarhuren. Man sehe nur, was mit den Hafenarbeitern von San Diego passiert ist, als sie versuchten, anständige Löhne durchzusetzen und eine Gewerkschaft zu gründen, ohne Mobster, die ihnen den Rücken stärkten. Die Cops haben sie geprügelt und zusammengeschossen, dass das Blutin Strömen die Twelfth Street runterfloss – bis ins Meer. Genauso ist es. Und das blieb den Italienern erspart. Aber

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