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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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auf den Ozean. Als er jung war, hat er in diesen Gewässern Tausende Male gefischt. Er kennt jede Strömung, jede Fahrrinne, und weiß genau, wo er die Leichen abwerfen muss, damit sie, wenn überhaupt jemals, in Mexiko an Land gespült werden.
    Die federales werden denken, dass da wieder ein Drogendeal geplatzt ist, und keine zwei Minuten auf die Aufklärung des Falls verwenden.
    Trotzdem ist es tückisch hier draußen, bei dem Wind,dem Regen und dem Seegang, und Franks größte Sorge ist, dass die Küstenwache ihn stoppt, um zu sehen, welcher Irrsinnige in einer solchen Nacht mit dem Boot hinausfährt.
    Dann stell ich mich einfach dumm, denkt Frank.
    Was mir nicht schwerfallen dürfte, wenn ich an meine heutige Heldentat denke.
    Sein Hals schmerzt von der Garotte. Aber Schmerz ist gut, denkt er. Wäre es mit rechten Dingen zugegangen, würde ich jetzt gar nichts mehr spüren.
    Das hat Mouse senior ausgeheckt, überlegt er. Mouse senior, der sichergehen wollte, dass ich nicht plaudere, wenn sie mich wegen der Goldstein-Sache drankriegen.
    Aber das ist jetzt nicht das Problem, sagt er sich.
    Immer eins nach dem anderen.
    Er findet die Strömung, die er gesucht hat, wirft Anker und schaltet die Positionslichter aus.
    Es macht eine Menge Arbeit, zwei Leichen über Bord zu werfen. Daher die Redensart »schwer wie ein nasser Sack«, denkt er, als er Vince unter den Armen packt und aufs Achterdeck hinauszieht. Zum Glück ist das ein Boot für Sportfischer, mit tiefem Heck, daher muss er ihn nicht übers Geländer wuchten, einfach nur hinausschleifen und mit einem Tritt verabschieden.
    Der andere Typ ist das größere Problem, im Wortsinn. Frank braucht geschlagene zehn Minuten, ihn aufs Deck zu zerren, sich dann von hinten gegen ihn zu stemmen und ihn ins Wasser zu rollen.
    Was jetzt? denkt Frank.
    Jetzt musst du erst mal eine Weile vom Radar verschwinden, bis du weißt, wer deinen Tod will und warum, und was dagegen zu unternehmen ist. Du kannst nicht einfach mit dem blutbesudelten Boot zum Steg zurück, weil du nicht weißt, was dich dort erwartet. Das Beste wäre es, die Cops zu rufen, aber das verbietet sich von selbst. Keiner wirdglauben, dass »Frankie Machine« zwei Mobster in Notwehr erschossen hat.
    Also …
    Er geht in die Kabine zurück und sieht sich um. In einem der Schränke wird er fündig. Taucherausrüstung mit Sauerstoffflaschen und, wertvoll wie Gold, ein Neoprenanzug, in den er hineinpassen könnte. Er zieht sich aus, quetscht sich in den Neoprenanzug, der sehr eng ist. Aber besser eng als zu weit, denkt er. Dann stopft er seine Klamotten, ein Handtuch und den Umschlag mit den zehntausend Dollar in einen Gummibeutel. Er wischt seinen Revolver ab und wirft ihn nach einigem Zögern über Bord. Er wird die 38er vermissen, aber es ist eine Mordwaffe, zumindest in den eitrigen Augen des Gesetzes.
    Frank nimmt Kurs auf die Küste und stoppt den Motor, als er etwa fünfhundert Meter weit entfernt ist. Er wendet das Boot in Richtung Ozean, blockiert das Steuer, startet den Motor erneut, bindet sich den Beutel an den Fuß und geht über Bord.
    Das Wasser ist kalt, trotz Neopren, und für seinen unbedeckten Kopf ist es ein Schock. Fünfhundert Meter unter solchen Bedingungen sind eine lange Strecke, und sein Plan ist es, langsam zu schwimmen und sich treiben zu lassen. Allerdings weißt er genau, wo er sich befindet, und vertraut sich einer Strömung an, die ihn zur Landspitze von Ocean Beach bei Rockslide befördert. Schwierig wird es nur, durch die Brandung zu kommen, also schwimmt er langsam und lässt die Strömung für sich arbeiten.
    Frank ist ein guter Schwimmer, der mit dem Ozean bestens zurechtkommt, selbst in kaltem Wasser und bei Nacht. Er bleibt in der Strömung, hält auf die Lichter an der Küste zu und fängt nur an, kräftig zu schwimmen, wenn er die Brecher hinter sich hört.
    Aber es wird ein hartes Stück Arbeit, er darf sich nicht ander Landspitze von Rockslide vorbeitreiben lassen, denn dann heißt die nächste Station Mexiko. Also schwimmt er aus der Strömung raus, senkt den Kopf und steuert im australischen Kraulstil mitten in eine Welle rein. Er spürt, wie sie ihn hebt und in Richtung Strand schiebt, was schon mal gut ist, aber dann wird sie schneller und treibt ihn genau auf die Felsen zu, und dort kann er gar nichts machen, nur auf sein Glück vertrauen.
    Und siehe da.
    Die Welle bricht gute zwanzig Meter vor den Felsen, er schafft es, auf die Beine zu kommen und an Land zu waten. Auf

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